Imperien und Zugehörigkeiten

Imperien und Zugehörigkeiten

Veranstalter
Exzellenzcluster "Religion und Politik" (Prof. Dr. Nils Jansen, Prof. Dorothea E. Schulz, PhD)
Ausrichter
Prof. Dr. Nils Jansen, Prof. Dorothea E. Schulz, PhD
Veranstaltungsort
Hörsaal JUR 3, Münster (Vortrag Herfried Münkler: Hörsaal F2, Münster); Videoplattform Zoom
PLZ
48153
Ort
Münster
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.11.2020 - 15.12.2020
Von
Martin Arthur Zaune, „Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation“, Universität Münster

Zum Auftakt des ersten Themenjahrs „Zugehörigkeit und Abgrenzung. Dynamiken sozialer Formierung“ am Exzellenzcluster befasst sich eine interdisziplinäre Ringvorlesung anhand von Fallbeispielen von der Antike bis in das 20. Jahrhundert mit dem Zusammenhang von „Imperien und Zugehörigkeiten“.

Imperien und Zugehörigkeiten

Imperien haben in ihrer Geschichte erheblichen Einfluss darauf genommen, welche verschiedenen sozialen, kulturellen und religiösen Identitäten und Zugehörigkeiten zum Reich als Ganzem einzelne Gruppen für sich formulierten. Die Ringvorlesung „Imperien und Zugehörigkeiten“ nimmt in den Blick, wie die Vielschichtigkeit von Zugehörigkeiten und religiösen Identitäten imperiale Gesellschaften beeinflussten und welche Dynamiken sozialer Formierung damit verbunden waren. So entwickelten Menschen mit „imperialen Biografien“ in manchen Fällen multiple Zugehörigkeiten, in anderen Fällen hatten sie eindeutige Identitäten anzunehmen.

Die Ringvorlesung beleuchtet den Umgang mit konkurrierenden Bezugssystemen innerhalb einer Gesellschaft an vielen Beispielen – von der Geschichte der Juden im Alten Rom über das multikonfessionelle Fatimidenreich im Mittelalter bis zu westafrikanischen Soldaten, die die französische Kolonialmacht in den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts in Europa einsetzte.

Die Referent/innen aus Geschichtswissenschaft, Theologie und Politikwissenschaft eröffnen neue Perspektiven auf die Konstruktion sozialer Zugehörigkeiten über Landesgrenzen, Kontinente und Epochen hinweg. Zur Sprache kommen politische Prozesse, Institutionen und Akteure in den Imperien, aber auch Objekte und symbolische Formen, die für die Imagination und Artikulation von Identitäten eine entscheidende Rolle spielen konnten. Dabei zeigt sich, dass Imperien und Kolonialisierung keine spezifischen Phänomene der Neuzeit darstellen, sondern zu verschiedenen Zeiten und Kulturen je unterschiedliche Gestalt annahmen. Anhand des Konzepts der Resonanzsensibilität von Kulturen lässt sich etwa erkennen, inwieweit Gesellschaften oder gesellschaftliche Gruppen sich in ihrer Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Kulturen unterscheiden, und wie weit dies zu wirklichem Verstehen oder zu Missverständnissen zwischen den Gruppen führt.

Hintergrund der Ringvorlesung sind langjährige Debatten in der Globalisierungsforschung und globalen Geschichtswissenschaft sowie der Kolonialismusforschung und postkolonialen Theorie, die traditionelle europäische Geschichtsbilder auf den Prüfstand stellen. Denn aus einer globalen Perspektive, die den Blick ehemals kolonialisierter Gesellschaften auf die kolonialisierenden Gesellschaften einbezieht, verlieren spezifisch westliche Sozialtheorien und Konzepte ihre Selbstverständlichkeit. Zugleich werden bei einem vergleichenden Blick die spezifischen Entwicklungslinien unterschiedlicher Gesellschaften bis in die globale politische Moderne sichtbar.

Programm

03.11.2020
Die Resonanzsensibilität von Kulturen
Wolfgang Reinhard, Freiburg

10.11.2020
Zwischen Zugehörigkeit und Abgrenzung.
Juden im Imperium Romanum
Lutz Doering, Münster

17.11.2020
Was ist ein Imperium? Die Differenz zwischen Imperialismus- und Imperiumstheorien
Herfried Münkler, HU Berlin

24.11.2020
Imperiale Grenzgänge/r – Erfahrungsmuster und Gruppenprofile westafrikanischer Soldaten und Veteranen der französischen Kolonialarmee
Brigitte Reinwald, Hannover

01.12.2020
Multiple Zugehörigkeiten? Die Vielschichtigkeit von belonging in einem Vielvölkerreich (Russland ca. 1850–1917)
Malte Rolf, Oldenburg

08.12.2020
Imperium und Religion im multikonfessionellen Fatimidenreich: Die Experimente des Kalifen al-Hakim (996–1021) in Kairo
Almut Höfert, Oldenburg

15.12.2020
Germany and the Idea of Belonging in Colonialism and Human Rights Activism
Lora Wildenthal, Houston, Texas (USA)

Kontakt

Anmeldung bis Freitag vor dem jeweiligen Termin an veranstaltungenEXC@uni-muenster.de. Bitte geben Sie an, ob Sie persönlich oder per Zoom teilnehmen möchten. Im zweiten Fall folgt ein Link an Ihre Mailadresse.

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