KULTUR[tagebau]LANDSCHAFT – Strukturen der Tagebaufolge lesen, verstehen, gestalten, entwickeln

KULTUR[tagebau]LANDSCHAFT – Strukturen der Tagebaufolge lesen, verstehen, gestalten, entwickeln

Veranstalter
Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, FG Planen in Industriefolgelandschaften in Kooperation mit Serbski institut/Sorbisches Institut
Veranstaltungsort
Atelier Oestreich, BTU Cottbus-Senftenberg, Standort Cottbus, Zentralcampus, Konrad Wachsmann Allee, Lehrgebäude 2 C/D
Gefördert durch
Bundesministerium für Bildung und Forschung
PLZ
03046
Ort
Cottbus
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.09.2021 - 17.09.2021
Deadline
15.08.2021
Von
Madlen Domaschke, Sorbisches Institut / Serbski Institut

Transdiziplinäre Tagung über den besonderen Wert der Folgelandschaften der Lausitzer Tagebaue. Bergbaufolgelandschaften sind auf eine besondere Art und Weise durch ihre intensive Nutzung geprägt. Zugleich werden sie aber mit dem Blick auf heutige und zukünftige Nutzungsansprüche weiterhin in großem Umfang neugestaltet. Der Wunsch, ausgewählte Elemente des Bergbaus zu bewahren, steht hierbei durchaus in einem Spannungsverhältnis zu neuen Nutzungen einer belebten (Industrie)Kulturlandschaft.

KULTUR[tagebau]LANDSCHAFT – Strukturen der Tagebaufolge lesen, verstehen, gestalten, entwickeln

Ausgangspunkt der Tagung ist die Frage, welchen besonderen Wert die Folgelandschaften der Lausitzer Tagebaue haben. Bergbaufolgelandschaften sind auf eine besondere Art und Weise durch ihre intensive Nutzung geprägt. Zugleich werden sie aber mit dem Blick auf heutige und zukünftige Nutzungsansprüche weiterhin in großem Umfang neugestaltet. Der Wunsch ausgewählte Elemente des Bergbaus zu bewahren, steht hierbei durchaus in einem Spannungsverhältnis zu neuen Nutzungen einer belebten (Industrie)Kulturlandschaft.

Im Kontext dieses Spannungsfeldes unternehmen wir den Versuch, die Lausitzer Bergbaufolgelandschaft "lesen" zu lernen. Wir möchten einen kritischen Rückblick auf Vergangenes wagen und diesen mit handlungsleitenden Visionen für zukünftiges Verstehen, Moderieren, Planen, Entwerfen, Gestalten und Entwickeln verbinden.

Die Auseinandersetzung mit den vorliegenden Strukturen der Tagebaufolgelandschaft ist dabei ganz wesentlich vom der Haltung geprägt, dass die Entstehung und Entwicklung der betrachteten Kultur- und Siedlungsräume nicht nur durch die naturräumlichen Gegebenheiten und technischen Möglichkeiten, sondern ganz entscheidend auch von gesellschaftlichen Bedingungen abhängig sind und einen von vielen Ungleichzeitigkeiten begleiteten Prozess darstellen. Der Tagebau und die Gestaltung seiner Folgelandschaft sind somit nicht nur ein technisches Vorhaben, in dem Landschaften neugestaltet werden, sondern stellen eine umfassende gesellschaftliche Transformation dar. Neben strukturellen Veränderung der Arbeitswelt von überwiegend landwirtschaftlich geprägter Tätigkeit zur Beschäftigung in der Industrie stellt vor allem auch die Ansiedlung von Arbeitskräften und damit das Verhältnis von Einheimischen zu Zugezogenen, eine Verschiebung des Mehrheiten-Minderheiten-Verhältnisses einen ausschlaggebenden Wandel dar.

In der Lausitz ist hier insbesondere der Umgang mit der anerkannten Minderheit der Sorben/Wenden ein zentraler Aspekt. Nicht zuletzt resultiert aus dieser umfassenden Betrachtung eine Erweiterung des räumlichen Horizonts über das Kerngebiet der unmittelbaren Tagebauflächen hinaus auf die mit zu entwickelnden Siedlungen und Infrastrukturen.

Der planerische Prozess der Gestaltung der Tagebaulandschaft ist somit zum einen geprägt durch die zu einem bestimmten Zeitpunkt geltenden institutionellen Bedingungen, Werthaltungen und Wissensbestände. Zum anderen bewirkt er seinerseits einen umfassenden Wandel der demografischen und sozioökonomischen Verhältnisse sowie der regionalen Kultur.

Aufgrund dieser komplexen Wechselwirkungen zwischen naturräumlichen Gegebenheiten und menschlicher Einflussnahme im Laufe der Geschichte nähern wir uns der Lausitzer Bergbaufolgelandschaft aus unterschiedlichen Perspektiven, indem wir diese einerseits als Naturraum, Siedlungsraum und Kulturraum begreifen und andererseits überregionale, internationale sowie unterschiedliche disziplinäre Zugänge z.B. der Landschaftsplanung, der Architektur und Stadtplanung sowie der Kultur- und Sozialwissenschaften zusammenführen.

Ziel der Tagung ist, diese erweiterten Perspektiven auf Bergbaufolgelandschaften zur Diskussion zu stellen und im transdisziplinär-überregionalen Austausch zu erweitern. Auf dieser Grundlage sollen das Verständnis für die Spezifika historisch gewachsener Folgelandschaften diversifiziert und so Ansätze für eine zukunftsfähige, partizipative Landnutzung möglich werden.

Programm

15. September 2021:

16.00 Uhr, Grußworte von Gesine Grande (Präsidentin der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg)
16.30 Uhr, Keynote mit Uwe Rada (taz)
17.30 Uhr, Get-together

16. September 2021:

9.00 Uhr, Einführung in den Tag (Markus Otto, BTU Cottbus-Senftenberg, FG Planen in Industriefolgelandschaften)

9.30 Uhr, Block 1: Naturraum …vom Aneignen, Ausnutzen, Regulieren und Innovieren
- "Naturräume und Kulturlandschaften – Handlungsräume der Regionalentwicklung" (Ludger Gailing, BTU Cottbus-Senftenberg)
- "Rekultivierung von Braunkohletagebauen in der Lausitz – Voraussetzungen und Entwicklungen in den letzten 100 Jahren" (Jörg Schlenstedt, LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH), Senftenberg)
- "Quellen, Teiche, Berge, Moore - neues Land nach altem Vorbild?"(Heidi Pinkepank, BTU/INIK (Institut für Neue Industriekultur INIK GmbH), Cottbus)

11.30 Uhr, Block 2: Siedlungsraum…vom Ansiedeln, Umsiedeln, Weggehen und Rückkehren
- "Neue Stadt – Neue Menschen. Ansiedlung von Industriearbeiter:innen für Schwarze Pumpe in der
'sozialistischen Stadt' Hoyerswerda-Neustadt zwischen Utopie und Realität" (Julia Ess, BTU Cottbus-Senftenberg
- "Aufbruch, Konflikt, Integration und Erinnerung. Die Ruhrpolen in Geschichte, Gedächtnis und Gegenwart" (Dietmar Osses, LWL-Industriemuseum, Zeche Hannover in Bochum, Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur)
- "Landschaft, Laponia und LKAB. Beobachtungen zu Raumaneignungen im Spannungsfeld indigener Identitätszuschreibungen und extraktiver Industrien" (Judith Miggelbrink, TU Dresden)

14.00 Uhr, Block 3: Kulturraum…vom Erben, Erhalten, Wandeln und Inwertsetzen
- "Konstruktion von Kulturlandschaften" (Martin Baumert und Torsten Meyer, Deutsches Bergbau-Museum Bochum)
- "Von einer Landschaft ohne Kultur zu einer Kultur der Landschaft" (Karsten Feucht, IBA Studierhaus, Großräschen)
- "'Leben mit Umbrüchen'. Überlegungen, das kulturelle Erbe im Rheinischen Revier langfristig zu vermitteln" (Alrun Berger und Tilmann Bruhn, LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, Bonn)
- "Welterbe als Chance für kulturelle Resilienz? Aspekte des Minderheitenschutzes bei der Erbe-Werdung Lausitzer Bergbaufolgelandschaften" (Jenny Hagemann, Fabian Jacobs und Lutz Laschewski, Sorbisches Institut Bautzen/Cottbus)

16.30 Uhr, Block 4: Verstehen, gestalten und entwickeln…moderierter Austausch von Innen- und Außenperspektiven (Moderation: Ellen Schweda, MDR Kultur)

17. September 2021

8:00 – 17:00 Uhr: Landschaft lesen in der Praxis - Exkursion durch die Lausitz in Transformation

Kontakt

Dipl.-Ing. M.A. Heidi Pinkepank, wiss. Mitarbeiterin, BTU Cottbus-Senftenberg, Institut für Stadtplanung, FG Planen in Industriefolgelandschaften, Heidi.Pinkepank[a]b-tu.de

https://www.b-tu.de/fg-industriefolgelandschaften/forschung/konferenz/anmeldung-1