Karitativ-pflegerische und kurativ-medizinische Versorgungslandschaften

Karitativ-pflegerische und kurativ-medizinische Versorgungslandschaften

Veranstalter
Prof. Dr. phil. Christina Vanja, Fachbereich 05 Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel; Landeswohlfahrtsverband Hessen; Prof. Dr. phil. Irmtraut Sahmland, Emil-von-Behring-Bibliothek, Arbeitsstelle für Geschichte der Medizin, Philipps-Universität Marburg
Veranstaltungsort
Ort
Marburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.10.2012 - 13.10.2012
Deadline
31.07.2012
Website
Von
Irmtraut Sahmland

Derzeit befindet sich die medizinische und pflegerische Versorgung der Bevölkerung wieder einmal in einem tiefgreifenden Wandel: Konzentrationsprozesse in der stationären Versorgung mit Schwerpunktbildungen einerseits, Ausdünnung und drohende Unterversorgung etwa mit Hausärzten in der Fläche andererseits. Diese Entwicklungen sind zahlreichen Ursachen geschuldet, sowohl auf der Angebots- wie Nachfrageseite.

In historischer Zeit ist ebenfalls der Wandel als eine Konstante der medizinisch-karitativen und kurativen Versorgung auszumachen, und auch dieser steht jeweils in multifaktoriellen Bedingungszusammenhängen.

In Verbindung mit geographischen Raumkonzepten sind Versorgungslagen als Versorgungslandschaften deutbar. 'Versorgungslandschaft' wird dabei als eine Gemengelage diverser, heterogener Elemente in einem mehr oder weniger umgrenzten Raum verstanden, die ein gestaltetes Ganzes ergeben, dessen immanente Strukturen es zu entdecken und zu hinterfragen gilt. Hierbei können Typen stationärer Angebote erfasst und analysiert werden. Ebenso ist aber auch die ambulante, nicht stationäre Versorgung als eine Landschaft zu begreifen, wie sie etwa in Medizinalordnungen oder Physikatseinteilungen strukturiert wird. So lässt sich die Diversität des medical market nicht nur als Hierarchie von Heilern und Heilergruppen verstehen, sondern auch als Koordinaten innerhalb eines gegebenen Raumes verorten.

Unsere von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungen zu den hessischen Hohen Hospitälern insbesondere des 18. und frühen 19. Jahrhunderts führten uns in beide Bereiche: Die in einer Samtverwaltung zentral geleiteten, als herrschaftliche Stiftung bereits zwischen 1533 und 1542 gegründeten vier Hohen Hospitäler waren in den einzelnen Landesteilen platziert und stellten ein flächendeckendes Versorgungsangebot für die Landbevölkerung im Falle dauerhafter krankheitsbedingter Hilfsbedürftigkeit dar. Strukturell bildeten sie ein komplementäres Element zu den städtischen Hospitälern, und dadurch wurden Räume vereinnahmt, die die gesamte Landgrafschaft umfassten.

Durch die komfortable Quellenlage (so sind die Aufnahmeunterlagen als serielle Quelle weitgehend vollständig überliefert) ist über die Hospitäler auch ein Zugang zu der nicht-stationären Versorgungslandschaft möglich. Insbesondere durch Auswertung der "Krankengeschichten" vor Antragstellung kann untersucht werden, wie sich medizinische Angebote im ländlichen Raum darstellten und welche Bedeutung sie hatten.

In einem Workshop möchten wir die mit der Kategorie 'Versorgungslandschaft' verbundenen Themenfelder aufrufen und in interdisziplinärem Austausch diskutieren. Dies soll auch der weiteren Vorbereitung eines Forschungsvorhabens dienen, das sich aus unserer Beschäftigung mit den hessischen Hohen Hospitälern entwickelt hat. Es zielt darauf ab, eine interaktive Datenbank zur Geschichte stationärer Versorgungslandschaften in Hessen zu erarbeiten, um die auf dieser Basis sich ergebenden Impulse für innovative Fragestellungen zur Erforschung der Hospital- und Krankenhausgeschichte zu nutzen.

Zum Workshop eingeladen sind alle, die sich mit der Geschichte medizinischer und pflegerischer, stationärer wie nicht-stationärer Versorgung auf der Basis geographischer Raumkonzepte beschäftigen. Willkommen sind Beiträge über laufende Forschungsprojekte, wobei alle Epochen seit dem späten Mittelalter erwünscht sind.

Bei Interesse bitten wir um ein kurzes Abstract sowie einige Angaben zur Person bis zum 31. Juli 2012.

Reise- und Übernachtungskosten können erstattet werden.

Programm

Kontakt

Irmtraut Sahmland

Emil-von-Behring-Bibliothek, Arbeitsstelle für Geschichte der Medizin, Bahnhofstr. 7, 35037 Marburg

Sahmland@staff.uni-marburg.de