Geschichte der Sozialwissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert Organisationen – Idiome - Praktiken

Geschichte der Sozialwissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert Organisationen – Idiome - Praktiken

Veranstalter
Uwe Dörk (KWI Essen), Fabian Link (Universität Frankfurt), Henning Borggraefe (ITS Bad Arolsen)
Veranstaltungsort
Kulturwissenschaftliches Institut Essen, 45128 Essen
Ort
Essen
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.03.2015 - 27.03.2015
Deadline
25.03.2015
Website
Von
Uwe Dörk / Fabian Link

Seit Mitte der 1990er Jahre rückt die “Verwissenschaftlichung des Sozialen” (L. Raphael) in den Fokus der Geschichts- und Sozialwissenschaften. Im Zuge dessen findet auch die Geschichte der Sozialwissenschaften eine wachsende Aufmerksamkeit. Der Workshop greift diesen Trend auf, indem er die Entwicklung und epistemische Eigenart der Sozialwissenschaften im 19. und 20. Jh. ins Zentrum stellt. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass sich die Sozialwissenschaften – zwischen ideographischen und nomothetischen Erkenntnisstilen schwankend – als eine dritte Kultur (W. Lepenies) etabliert haben, die sich durch konkurrierende Theorien und Methoden sowie unscharfe disziplinäre Grenzen auszeichnet. Vor diesem Hintergrund stellt der Workshop die Frage, welche Rolle fachspezifische Organisationen, Idiome und Praxisformen für die Prästabilisierung dieser Vielfalt ohne Harmonie- und Paradigmenzwang gespielt hatten. Zugleich erhoffen wir uns von einem solchen Fragehorizont, die bisher vorwiegend binnendisziplinäre, fachklassikerfixierte und national begrenzte Sicht auf die Geschichte der Sozialwissenschaften aufzubrechen und für disziplinen- und nationenübergreifende Transferprozesse zu öffnen. Der Terminus „Sozialwissenschaften“ soll im Plural stehen und ihre gesamte Bandbreite abdecken, ohne eine klare Grenze zum Begriff Kulturwissenschaften markieren zu wollen.

Organisationen, Idiome und Praktiken markieren drei Felder, auf denen Probebohrungen, Aufschluss über epistemische Sedimentierungen in den unterschiedlichen sozialwissenschaftlichen Disziplinen geben und Vergleiche ermöglichen sollen. Das Feld ‚Organisationen’ umgreift etwa Fachverbände, Forschungsinstitute und -labore etc., die sich durch Entscheidungen (über Ziele, Mittel, Mitglieder, Ämter etc.) definieren und dadurch auch die Wissensproduktion beeinflussen. Umgekehrt üben auch Texte, die das Phänomen Organisation reflektieren, Einfluss auf organisatorisches Entscheidungsver-halten aus. Denn anders als in den Naturwissenschaften besteht zwischen Organisation und Wissensproduktion in den Sozialwissenschaften ein ‚intimer’ Zusammenhang. Und da jede Disziplin hier ihr eigenes Genre (Organisationssoziologie, -psychologie, -ethnologie, -pädagogik etc.) pflegt, dürfte dieses sogar fachliche Unterschiede begründen. Wie prägten also unterschiedliche Reflexionsstile die Organisationsstrukturen und -kulturen von Fachgesellschaften oder Forschungsinstituten? Zirkulieren auch gemeinsame Klassiker, Termini und Theorien, die den Diskursraum der Sozialwissenschaften in Gang halten?

Programm

Erster Tag: 26.03.2015

11:30 Uhr Ankunft, Registration

12:00-13:00 Preface (Fabian Link, Uwe Dörk)

1. Panel: Idiome

13:00-13:30 Andreas Langenohl: Der voranalytische Moment der Analyse. Zugänge zu „Idiomen der Gesellschaftsanalyse“

13:30-14:00 Joachim Fischer: Das philosophisch-anthropologische ‚Idiom‘ (Plessner/Gehlen) der bundesrepublikanischen Soziologie – seine Übersetzung in den legendären industriesoziologischen Studien von Popitz/Bahrdt

14:00-14:30 Kaffeepause

2. Panel Idiom und Praxis

14:30-15:00: Kultivierte Distanz und soziales Wissen. Ein praxeologie- und idiomgeschichtlicher Blick auf die Einübung soziologischer Werturteilsfreiheit

15:00-15:30 Julian Bauer: Zur Geschichte diagrammatischer Denkpraktiken im Kontext systemischer Sozialtheorien des 19. Und 20. Jahrhunderts

15:30-16:00 Johannes Platz: Konkurrierende Fachsprachen und Denkstile. Fallstudien zur Praxis der kritischen Theorie in Armee, Betrieb und politischer Bildung

16:00:-16:30 Kaffeepause

16:30-17:00 Benno Nietzel: Kommunikationswissenschaft als empirische Sozialwissenschaft in transatlantischer Perspektive ca. 1930-1960

17:00-17:30 Roberto Sala: Bloß ein Etikett? Soziologie in Deutschland und den Vereinigten Staaten um 1900

Abendessen

2. Tag: 27.03.2015

3. Panel: Idiom und Organisation

09:00-09:30 Norbert Grube/Fabian Link: Kooperation, Konkurrenz, Konflikt: Das Allensbacher Institut für Demoskopie und das Frankfurter Institut für Sozialforschung in den 1950er Jahren

09:30-10:00 Niall Bond: Ferdinand Tönnies und seine Wechselwirkungen mit der französischsprachigen Welt

10:00-11:30 Kaffeepause

11:30-12:00 Verena Halsmayer: Who arbitrates the politics of method? John K. Galbraith and Robert M. Solow on moralism, technical virtuosity, and the public good in Economics.

12:00-12:30 Christian Dayé: Die Helfer der Auguren: Experten und Prognosemethoden im Kalten Krieg

12:30-13:00 Kaffeepause

13:00-13:30 Martina Mösslinger: International Organisations and Social Sciences: UNESCO’s Impact on Social Sciences

13:30-14:00 Katharina Neef: Soziologie als Gesellschaftstechnologie. Soziologische Figurationen um 1900

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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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