Call for Articles
Organspende und Transmortalität: Die Perspektive der Medical Humanities
Bewerbungsschluss Abstracts: 31.07.2015
Bewerbungsschluss Articles: 31.11.2015
Der Buchband folgt auf die gleichnamige Tagung, die am 20. März 2015 in Aachen stattfand. Inhaltlich setzt sich das Werk mit dem rezenten Phänomen Transmortalität im Themenfeld Organspende auseinander: Der Begriff steht hierbei für neue, durch medizin-technische Praktiken erzeugte Möglichkeiten, den Tod und seine konkrete Erscheinungsform – die menschliche Leiche – zu relativieren bzw. in letzter Instanz sogar zu überwinden. Damit einher ginge ein Verlust der ärztlichen Deutungs- und Definitionsmacht im Hinblick auf das Lebensende sowie die verbindliche Feststellung des Todes. Wie bei kaum einem anderen Phänomen werden hierbei psychologische, metaphorische, soziale und metaphysische Elemente von biologischen und kulturellen Konstrukten überlagert.
Vier Haupthandlungsfelder von Transmortalität lassen sich ausmachen:
(1) Organspende: Organe und damit Teile eines Verstorbenen könnten durch transplantationsmedizinische Interventionen in den Körpern der Empfängern „weiterleben“.
(2) Plastination: Ganzkörperplastinate – die anatomische Präparation von Körpern durch Kunststoff zur dauerhaften Erhaltung – ermöglichen Körperspendern eine materielle Fortexistenz und damit ein Überdauern des Todes in einem „verlebendigten“ unvergänglichen Körper.
(3) Diamantierung: Die Verarbeitung menschlicher Asche zu einem Diamanten erlaubt die Transformation des organischen Körpers in eine anorganische, ästhetisierte und ebenfalls dauerhafte Erscheinungsform.
(4) Kryonik: Die Technologie versetzt kürzlich Verstorbene in einen Kälteschlaf, verbunden mit der Hoffnung, sie in der Zukunft wiederbeleben zu können. Tote im kryokonservierten „Tiefschlaf“ werden von den Anhängern dieser Theorie zu „Weiter-Lebenden“ umgedeutet.
Die Beiträge sollten sich aus interdisziplinärer und internationaler Perspektive mit dem Phänomen Transmortalität beschäftigen.
Mögliche Themenbereiche und Fragestellungen wären:
- Entstehung und Entwicklung unterschiedlicher Todesdefinitionen
- Instrumentalisierung des eigenen (toten) Körpers
- Veränderungen im postmortalen Persönlichkeitsrecht
- Organspende als passive/aktive Sterbehilfe?
- Wie viel Mensch ist der tote Körper?
- Wann endet das Sein des Organspenders, wo fängt das Sein des Organempfängers an?
- Transmortalität durch Gewebetransplantation
- Unsterblichkeit durch Transmortalität
Bitte schicken Sie Ihr Abstract (1-2 Seiten) in elektronischer Form bis zum 31.07.2015 an Stephanie Kaiser (skaiser@ukaachen.de). Eine Rückmeldung erfolgt innerhalb von zwei Wochen. Die Beiträge werden bis zum 30.11.2015 erwartet.
Den Tagungsbericht zum Nachlesen finden Sie unter: Stephanie Kaiser, Tagungsbericht: Organspende und Transmortalität: Die Perspektive der Medical Humanities, 20.03.2015 Aachen, in: H-Soz-Kult, 28.04.2015, <http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-5966>