Nachwuchsworkshop: Poststrukturalistische (Dis-)Kontinuitäten in der Theoriebildung der Gegenwart - Konzepte, Narrative, literarische Reflexionen

Nachwuchsworkshop: Poststrukturalistische (Dis-)Kontinuitäten in der Theoriebildung der Gegenwart - Konzepte, Narrative, literarische Reflexionen

Veranstalter
Arbeitskreis Trans_it (Tübingen, Gießen, München)
Veranstaltungsort
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.12.2015 - 19.12.2015
Deadline
30.09.2015
Website
Von
Tamara Fröhler

Unter dem Thema „Poststrukturalistische (Dis-)Kontinuitäten in der Theoriebildung der Gegenwart – Konzepte, Narrative, literarische Reflexionen” lädt der Arbeitskreis Trans_it der Universitäten Tübingen, Gießen und München (LMU) zu einem interdisziplinären Workshop für Nachwuchswissenschaftler_innen an der LMU München vom 18.-19.12.2015 ein.

Die subjekt- und hermeneutikkritischen Ansätze der französischen Theoriebildung in den 1960er- bis 80er-Jahren wenden sich gegen das statisch-universalisierende Denken des Strukturalismus und setzen – in der Einflusssphäre des linguistic turn – an dessen Stelle die Prozesshaftigkeit sprachlicher Ordnungen. Indem Wissensproduktion und deren Kategorien als semiotische Systeme lesbar gemacht werden, verweisen sie nicht mehr auf einen logozentrischen Ursprung, sondern erscheinen durchwegs als kontingent und fluide – und damit jede Form von Ontologisierung als hinfällig. Der Poststrukturalismus als Methode und die Dekonstruktion als ihre Form und Verfahrensweise verstehen Wissensordnungen als Netz, innerhalb derer Sinn ‚disseminiert‘ (Derrida) ist und niemals zu einem Ende oder Anfang geführt werden kann. Diese ‚absolute Relativierung‘ alles Faktisch-Gegebenen evozierte ebenso neue Möglichkeiten und Formen des Sprechens in den Geistes- und Sozialwissenschaften wie auch Gegenströmungen, die das Projekt als elitär, unpolitisch und gesellschaftlich undurchführbar einschätzen.

In diesem Kontext werden seit den 2000er Jahren unterschiedliche Entwürfe formuliert, um eben dieser Kritik und den damit verbundenen Anforderungen an poststrukturalistische Theoreme zu begegnen. Sowohl Literatur als auch Philosophie entwickeln Konzepte und Narrative, die ‚klassisch’-poststrukturalistische Ansätze aufnehmen, iterieren und ihnen auf diese Weise eine neue Signatur verleihen. Den unterschiedlichen Strömungen, von Versuchen des realpolitischen Dienstbarmachens aus marxistischer Perspektive (Laclau/Mouffe, Berardi, Žižek) über die Kritik an neoliberalen Begehrensstrukturen (Berlant) bis hin zu einer ‚Wiederkehr’ der Ontologie im ‚New Materialism’ (Barad, DeLanda), ist insbesondere gemeinsam, eine neue Perspektive auf Prozesse und Konzepte der Signifikation, Materialität und Wissensgewinnung zu erarbeiten. Dabei stellt sich nicht nur die Frage nach der spezifischen Leistungsfähigkeit dieser Projekte, sondern generell nach der Gegenwart und Zukunft poststrukturalistischer Theoriebildung im wissenschaftlich-theoretischen wie auch literarischen Schreiben.

Unter dem Thema „Poststrukturalistische (Dis-)Kontinuitäten in der Theoriebildung der Gegenwart – Konzepte, Narrative, literarische Reflexionen” möchte der Arbeitskreis Trans_it diesen aktuellen Tendenzen in Literatur, Literaturtheorie und Philosophie nachgehen. Der Fokus soll dabei auf Fortschreibungen poststrukturalistischer Ansätze stehen und sowohl theoretische Konzepte als auch deren narrative Strategien und literarische Rezeption beleuchten. Fragen könnten in etwa lauten:

(1) Wie reagieren neuere und neueste poststrukturalistische Ansätze auf und mit bestehenden Theoremen? Wie reflektieren sie ihre eigene spezifische, z.B. ethisch-politische, aber auch literaturwissenschaftlich-methodische Leistungsfähigkeit? Lassen die häufig extra- oder transdisziplinär entwickelten Positionen auch neue Perspektiven auf philologische Verfahren zu? Welchen theoretischen Metamorphosen unterliegt in diesem Spannungsfeld der Begriff der ‘Wissenschaftlichkeit’? Wird dadurch vielleicht ein anderes Verständnis der Subjekt/Objekt-Begriffsopposition möglich?

(2) Wie verhandeln und reflektieren diese Strömungen das Verhältnis von Literatur und Theorie? Welcher ‚poetischer‘ Verfahren, Metaphoriken, Narrative und Strategien bedienen sie sich, welche Poetologien entwickeln sie und weshalb? Sind die Texte in einen gattungstheoretischen Kontext einzuordnen oder erweitern sie diesen?

(3) Wie verhält sich sowohl zeitgenössische als auch bereits kanonisierte Literatur zu diesen Entwicklungen? Übernehmen poetische Texte Positionen und/oder Narrative und Strategien aus der Theoriebildung, setzen sie sich mit ihnen kritisch oder transformierend auseinander oder stellen sie diese umgekehrt erst bereit? Wie affiziert sind aktuelle Poetologien von theoretischen Strömungen und wie verhandeln sie die Frage nach gesellschaftlich-politischer Leistungsfähigkeit? Von welchen literarischen wie ästhetischen Traditionslinien schreiben sich zeitgenössische Theorien her?

Schlagwörter in diesen Zusammenhängen können sein: material turn, inter-action (Barad), Posthumanismus, morphogenesis (DeLanda), clinamen, Semiokapitalismus (Berardi), assembly (Latour), Universalismus (Laclau, Zizek), nomadic theory (Braidotti). etc.

Der Workshop möchte Studierenden und Promovierenden aus den philologischen Fächern, der Literatur- und Kulturwissenschaft die Möglichkeit eröffnen, eigene Forschungsprojekte zu erproben und vorzustellen. Neben Vorträgen soll es auch umfangreichen Raum zur Diskussion und gemeinsamen Arbeit geben, um nicht nur den fachlichen Austausch, sondern auch die Vernetzung der Nachwuchswissenschaftler_innen zu fördern; Reise- und Übernachtungskosten können voraussichtlich übernommen werden.

Beiträge können auf Deutsch oder Englisch eingereicht werden. Abstracts (max. 4000 Zeichen) zusammen mit kurzen bio-biobliographischen Angaben bis zum 30.09.2015 an Tamara Fröhler (tamara-madeline.froehler@uni-tuebingen.de). Im Falle einer Zusage werden die Abstracts zusammen mit einem Erstentwurf des Vortrags (Einsendeschluss: 04.12.2015) den Teilnehmenden in Form eines Readers zur Verfügung gestellt. Die Rückmeldung erfolgt bis zum 12.10.2015.

Programm

Kontakt

Tamara Fröhler
Universität Tübingen

tamara-madeline.froehler@uni-tuebingen.de


Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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