Interdependenzen und Transformationen: Gender und Kult im Römischen Reich / Interdependence and Transformation: Gender and Cult in the Roman Empire

Interdependenzen und Transformationen: Gender und Kult im Römischen Reich / Interdependence and Transformation: Gender and Cult in the Roman Empire

Veranstalter
Christian Urs Wohlthat, MA, Lehrgebiet Geschichte und Gegenwart Alteuropas, Hagen
Veranstaltungsort
Ort
Hagen
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.07.2016 - 16.07.2016
Deadline
07.03.2016
Von
C. Urs Wohlthat

Interdependenzen und Transformationen: Gender und Kult im Römischen Reich / Interdependence and Transformation: Gender and Cult in the Roman Empire
Betrachtet man die jüngste Forschung zur Geschichte der römischen Kaiserzeit, so fällt kaum ein Wort so häufig wie „Transformation“. Im Rahmen der Religionsgeschichte meint „Transformation“ dabei vor allem die Verwandlung der paganen Antike in die christliche Spätantike. Dass diese Transformation aber nicht die einzige Veränderung in der religiösen Kultur des Römischen Reiches war, demonstrieren pagane wie jüdisch-christliche Autoren gleichermaßen: Sowohl Paulus als auch Plutarch berichten von Frauen in zentralen kultischen Stellungen. Während aber Paulus die Frauen zumindest im ersten Korintherbrief Männern unterordnet (1 Kor 11-14), erkennt Plutarch die Leitungsfunktion seiner Schülerin Klea im Dionysos-Kult (Is. 364E) durchaus wohlwollend an. Andererseits galten Plutarch alte Frauen geradezu als Innbegriff abergläubischer Praktiken (superst. 166A-B).
In den letzten Jahren ist die Forschung daher vermehrt dazu übergegangen religiöse Praktiken und Handlungsspielräume von Frauen in kultischen Kontexten als interdependent mit anderen Kriterien zu sehen. Besonderes Augenmerk fanden dabei sowohl der sozioökonomische Status als auch der Zugang zu exklusivem Wissen. Weitere Möglichkeiten könnten sich aber auch in all denjenigen Kulten geboten haben, die bei den lokalen Eliten weniger begehrt waren, etwa den sogenannten orientalischen Kulten oder dem Kaiserkult.
Dass verschiedene soziale Kategorien (z. B. Gender und Ethnie) Minderheiten nicht nur in Form von Intersektionalität marginalisieren, sondern diese Identitätsanteile interdependent sind und durchaus eigene Spielräume und Handlungsfelder eröffnen können, ist abseits der Altertumswissenschaften jüngst immer wieder diskutiert worden. In dem noch jungen Interdependenzdiskurs fallen bislang jedoch vor allem Studien zu Judentum und Christentum mit Beiträgen zur Antike auf. Untersuchungen zum „doing gender“ und gleichzeitigem „doing religion“ in den paganen Kulten, stehen in dieser Hinsicht jedoch weitestgehend aus. Der Workshop hofft hier neue Impulse schaffen zu können.
Ziel des Workshops ist es für das Römische Reich des späten 1. Jahrhunderts vor Christus bis in das 4. Jahrhundert nach Christus zu untersuchen, in wieweit:

- Frauen in etablierten, wie neuen Kulten zentrale Positionen besetzten,
- wie ihre dortigen Handlungsfelder und –spielräume aussahen oder gegebenenfalls von ihnen ausgestaltet werden konnten,
- ob es Frauen möglich war neue Handlungsfelder in Kultkontexten zu besetzen,
- wie und nach welchen Maßstäben die Handlungen von Frauen in der zeitgenössischen Literatur bewertet wurden
- und welche sozialen und kulturellen Faktoren eine Partizipation von Frauen ermöglichten, förderten oder beschnitten.

Der Call for Papers richtet sich an Wissenschaftler ab der Promotion der Altertumswissenschaften, Religionswissenschaften, Judaistik und aller affinen Fächer, die Interesse haben in einem etwa 30-minütigen Vortrag zu den oben ausgeführten oder verwandten Themenbereichen vorzutragen. Für anschließende Diskussionszeit soll ausreichend gesorgt sein.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, ein Abstract von etwa 500 Wörtern in englischer oder deutscher Sprache bis zum 29. Februar 2016 an C. Urs Wohlthat (Christian-Urs.Wohlthat@fernuni-hagen.de) zu senden. Wir werden uns bemühen zeitnah allen Interessenten eine Antwort zukommen zu lassen und ein Programm für den Workshop am 15.-16. Juli. 2016 zu versenden.

In recent scholarship “transformation” is one of the most often used terms related to the Roman Imperial era. In context of religious history “transformation” usually means the shift from paganism to Christianity. But there were other shifts as well: Both, Paul the Apostle and Plutarch of Chaironea witness women in important cultic functions. But whereas Paul sees women as clearly subordinated to men in at least one instance (1 Cor 11-14), Plutarch clearly respects his student Clea’s leading position in the cult of Dionysos (Is. 364E). On the other hand, Plutarch identified elderly women basically as the epitome of superstitious practices (superst. 166A-B).
Consequently some researchers have suggested to view the history of women’s cultic practices and agencies as “interdependent” with other criteria such as access to specific knowledge or socio-economic status. In addition, participating in cultic activities might have been easier in those cults that were less favoured by the elites, such as certain oriental cults or the Imperial cult in the West.
Studies on the interdependency of certain social categories and aspects of identity – such as gender and ethnicity – have since followed up on earlier studies of intersectionality, which largely focussed on marginalisation of specific groups. In the much younger discourses on interdependency, researchers focus much more on “doing gender” while simultaneously “doing religion”. However, dedicated studies on pagan cults are still rare, even compared to studies on Judaism and Christianity. This workshop hopes to create new impulses by aiming for questions on the Roman Empire from the 1st century BCE to the 4th century CE like:

- In how far did women occupy central roles/functions/positions in traditional or newly emerging cults?
- What agencies could women pursue in these cults?
- Could women transform cultic agencies by their own liking?
- How were women, their practices and their agencies perceived and evaluated in contemporary literature?
- Which social or cultural factors allowed, prohibited, enhanced or diminished the participation of women in cults?

This call for papers asks researchers of all levels in the fields of classics, religious history, Jewish studies and related disciplines to hand in an abstract of about 500 words by no later than 29th of February 2016. During the workshop, talks given should not exceed 30 minutes. There will be ample time for discussion. We will notify you as early as possible, if your abstract has been accepted for the workshop between 15th and 16th of July 2016.

Programm

Kontakt

Christian Urs Wohlthat
Lehrgebiet Geschichte und Gegenwart Alteuropas
Universitätsstr. 33 B, 58084 Hagen
+49 2331 987-2111

Christian-Urs.Wohlthat@FernUni-Hagen.de

http://www.fernuni-hagen.de/geschichte/lg1/team/christian.wohlthat.shtml