Wie bei jedem radikalen Systemwechsel mussten sich 1945 die ehemaligen Träger des NS-Regimes neu positionieren, wobei sie die Wahl hatten zwischen Beibehaltung ihrer ideologischen Überzeugungen einerseits und politischer Umorientierung andererseits. Welche Wahl haben nun die ehemaligen NationalsozialistInnen getroffen? Sind sie ihren Werten und Überzeugungen treu geblieben oder haben sie sich (zumindest oberflächlich) an die neuen politischen Gegebenheiten angepasst? Welche ideologischen Kontinuitäten lassen sich festmachen und vor allem: welche Rolle spielte Antisemitismus dabei?
Diese Fragen sind Gegenstand eines Workshops im Oktober 2016, der im Rahmen unseres FWF-Projektes: Antisemitismus nach der Shoah. Ideologische Kontinuitäten und politische Umorientierung im "Ehemaligen"-Milieu in Österreich 1945-1960 (homepage.univie.ac.at/margit-reiter) stattfinden soll. Der zeitliche Fokus des geplanten Workshops umfasst das als Umbruchs- und Formierungsphase geltende „lange Nachkriegsjahrzehnt“ (ca. 1945–1960). Der räumliche Fokus liegt auf Österreich, aber auch Papers zu Deutschland mit einem vergleichenden Ansatz sind erwünscht.
Ziel des Workshops ist die Präsentation und vor allem die Diskussion neuer Forschungsergebnisse und innovativer methodischer Ansätze zu den im Folgenden angeführten Themenfeldern, die sich inhaltlich in zwei thematische Stränge gliedern:
1. Handlungsspielräume und -strategien ehemaliger NationalsozialistInnen nach Kriegsende
- Politische Formierung und Aktivitäten der „Ehemaligen" nach 1945
- Karriereverläufe und Handlungsstrategien zentraler AkteurInnen
- Argumentationsmuster, Narrative und (nachträgliche) Selbstpräsentationen
2. Ideologische Kontinuitäten am Beispiel von Antisemitismus nach der Shoah in Österreich und Deutschland (im Vergleich)
- Antisemitismus nach der Shoah - theoretische, methodische und inhaltliche Ansätze
- Manifestationen und Transformationen von Antisemitismus im „Ehemaligen"-Milieu
- Die „Ehemaligen" und die Shoah
Die eingereichten Papers sollen sich zumindest mit einem dieser Aspekte, Fragestellungen und Ansätze des Workshops auseinandersetzen bzw. eine bereichernde Ergänzung dazu darstellen und nach Möglichkeit mit dem Forschungsprofil des Ausgangsprojekts verknüpft werden. Die Präsentation soll nicht länger als 15–20 Minuten dauern, sodass ausreichend Raum zur Diskussion besteht. Ein ausführlicherer CfP findet sich unter: http://homepage.univie.ac.at/margit.reiter/page19/page20/page20.html
Einreichungen von Papers mit einem Exposé von max. 3.500 Zeichen und einer Kurzbiographie sind bis zum 4.3.2016 mit dem Betreff: „Einreichung Workshop 2016“ zu richten an: Workshop2016@univie.ac.at.
Die BewerberInnen werden Ende März 2016 über die endgültige Entscheidung informiert. Die Aufenthaltskosten werden von den VeranstalterInnen getragen, die bemüht sein werden, auch für die Reisekosten eine gesonderte Förderung zu erhalten.