Alltag und Praxis des Reisens im norddeutschen Raum

Alltag und Praxis des Reisens im norddeutschen Raum

Veranstalter
Eutiner Landesbibliothek, Forschungsstelle zur historischen Reisekultur
Veranstaltungsort
Eutiner Landesbibliothek
Ort
Eutin
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.03.2016 - 05.03.2016
Von
Luber, Susanne

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ – Was er dann erzählt und vor allem wie er es tut, sagt oftmals mehr über ihn selbst aus als über die besuchten Orte und Länder. Das klingt trivial, und doch hat es lange gebraucht, um Reiseliteratur in diesem Sinne zum Sprechen zu bringen. Zuvor vielfach als Steinbruch missbraucht, sind die unterschiedlichsten Zeugnisse des ebenso umfangreichen wie heterogenen Genres in den vergangenen Jahrzehnten vielfach neu gelesen und als Quelle zur Kultur- und zur Mentalitätsgeschichte ausgewertet worden. Dabei ist mit der kultur- und sozialhistorisch ausgerichteten Reiseforschung ein neuer, interdisziplinärer Forschungszweig der historischen Wissenschaften entstanden.
Die geplante Tagung möchte einen Schritt hinter diesen Ansatz zurücktreten bzw. mit diesem theoretischen Rüstzeug gewappnet danach fragen, wie Zeitgenossinnen und Zeitgenossen vergangener Jahrhunderte die alltäglichen Herausforderungen des Reisens gemeistert haben oder ob sie schier an ihnen verzweifelten. Es geht dabei um gleichermaßen Alltägliches wie Grundlegendes: um die Voraussetzungen, das rahmende Umfeld und im weiteren Sinne auch die „Realien des Reisens“, die von der Forschung bislang eher vernachlässigt wurden und denen für den Erfolg oder Misserfolg der Reise doch ungemein große Bedeutung zukommt.
Mögliche Themen sind z.B. die Reiseplanung und Reisevorbereitungen, die Logistik des Reisens und die Bewältigung bürokratischer und finanzieller Hürden, und natürlich auch der Alltag des Unterwegsseins: Fortbewegungsmittel und Gasthäuser, Orientierung und Verständigung unterwegs, Kommunikation und Nachrichtenübermittlung, Gefahren des Reisens, präventive Maßnahmen zum Schutz von Leib und Leben, Methoden der Aufzeichnung und Sammlung von Reiseerfahrung in Schrift und Bild sowie in Form von materiellen Zeugnissen.
Neben gedruckten Reiseberichten als klassische Zeugnisse des Reisens sowie unpublizierten Reisejournalen und Reisebriefen werden dabei auch andere Quellenzeugnisse zu berücksichtigen sein - Reiseinstruktionen, Reisehandbücher im Spannungsfeld zwischen Anspruch und Wirklichkeit, Geleitschreiben und Pässe, Reiserechnungen (die uns zum Teil ungemein präzise Einblicke in den Alltag der Reisenden eröffnen), Notiz- und Skizzenbücher, Souvenirs und vieles mehr.
Es wäre schön, wenn wir das zugegeben weite Feld konzeptionell ausloten und mit Blick auf die vielfältige Quellenüberlieferung Anregungen sammeln und weitergeben könnten. In diesem Sinn dürften auch vermeintlich bekannte Reisende noch für Überraschungen gut sein. Insofern dürfte sich der „Schritt zurück“ am Ende vielleicht sogar als eine produktive Annäherung an ganz zentrale Aspekte des Gegenstands entpuppen. So ist es zumindest intendiert.

Programm

Freitag, 04.03.2016
14.30 Uhr Carsten Behnk, Geschäftsführer der Stiftung Eutiner Landesbibliothek
Begrüßung
Prof. Dr. Detlev Kraack (Plön) und Dr. Susanne Luber (Eutiner Forschungsstelle zur historischen Reisekultur)
Einführung ins Thema
15.00 Uhr Thomas Hill (Kiel)
Unterwegs mit dem Hof: Zur Praxis und Herrscherrepräsentation fürstlicher Reisen in Norddeutschland und Dänemark um 1600
15.45 Uhr Günter Meyer (Bad Malente)
„Lang, krumm und flach“: praktische Fragen der Trave-Schifffahrt bei Lübeck seit dem Barbarossa-Privileg von 1188
16.30 Uhr Kaffeepause
17.00 Uhr Heide Beese (Plön)
„Doris segelt nach Tanger“: unveröffentlichte Reiseaufzeichnungen einer jungen Kaufmannsfrau 1797/98
18.00 Uhr Ende der ersten Sektion
18.30 Uhr Öffentlicher Abendvortrag von Dr. Wolfgang Griep (Eutin)
Die Reise zum Anfang des Buches: Fürst Pückler im Orient

Sonnabend, 05.03.2016
09.00 Uhr Martin Göllnitz (Kiel)
Expeditions- und Forschungsreisen als Karrieresprungbrett? Norddeutsche Wissenschaftler als Teilnehmer der Galathea-, Challenger- und Plankton-Expedition
09.45 Uhr Lisa Kragh (Kiel)
Alltag und Praxis von Forschungsreisen am Beispiel der Plankton-Expedition von 1889
10.30 Uhr Kaffeepause
11.00 Uhr Ortwin Pelc (Hamburg)
Die erste Kreuzfahrt: Alltag und Abenteuer auf der „Augusta Victoria“ 1891
12.00 Uhr Mittagspause
13.30 Uhr Detlev Kraack (Plön)
NS-Kreuzzugsromantik im Dampferschlepp: Die Faltboottour von Jungmannen der NPEA Plön durch Finnland im Sommer 1936
14.00 Uhr Susanne Luber (Eutin)
Die nicht beschriebenen Reisen des Georg Christian Oeder: eine Forschungsanregung
14.30 Uhr Detlev Kraack und Susanne Luber (Moderation)
Abschlussdiskussion
15.30 Uhr Ende der Tagung

Kontakt

Susanne Luber

Eutiner Landesbibliothek
Forschungsstelle zur historischen Reisekultur
04521 - 788748

s.luber@lb-eutin.de

http://www.lb-eutin.de/
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