Workshop für NachwuchswissenschaftlerInnen aus Deutschland und Russland
Theoretisch-methodische Zugänge zu kollektiver Erinnerungskultur und individuellen Identitätskonstruktionen - russische und deutsche Wissenschaftssysteme im Dialog
Europäische Universität Sankt Petersburg, Russland, 14.09.-17.09.2016
Kollektive Erinnerungen haben einen bedeutenden Einfluss auf das gesellschaftliche Selbstverständnis und nationale Identitäten, die wiederum Wissenschaftssysteme beeinflussen bzw. hervorbringen. Während die deutsche bzw. westeuropäische Erforschung des kollektiven Erinnerns sich mit der konzeptionellen „Verbindung zwischen der Erfassung der historischen Ereignisse, des Bildes von der Vergangenheit selbst und dem Umgang damit sowie den sozialen Phänomenen“ (Repina 2015: 8) befasst, lassen sich in der russischsprachigen Forschungsliteratur eher „Beschreibung[en] der sozial und kulturell differenzierten ‚Bilder der Vergangenheit‘“ (ebd.) finden, die Beziehungen zwischen historischem Bewusstsein und kollektivem Gedächtnis kritisch betrachten bzw. gänzlich in Frage stellen. Ein prägnantes Beispiel der unterschiedlichen Beziehungen zur Vergangenheit kann der Zweite Weltkrieg als gemeinsames geschichtliches Ereignis und gegensätzliche Interpretation bzw. kollektive Erinnerung zugleich gesehen werden.
Vor Ort soll eigenständig empirisches Datenmaterial über kollektive Erinnerungskultur und individuelle Identitätskonstruktionen erhoben werden, welches anschließend gemeinsam mit Hilfe verschiedener qualitativer Verfahren analysiert wird. Dazu werden entsprechend der Forschungsinteressen der TeilnehmerInnen mehrere Workshopgruppen gebildet, von denen sich eine dezidiert mit Russlanddeutschen beschäftigen wird, welche hinsichtlich der Thematik eine besondere Rolle spielen. Durch die Schwerpunktsetzung auf kollektive Erinnerungskultur findet eine Auseinandersetzung mit der gemeinsamen Vergangenheit statt sowie eine Auseinandersetzung mit den methodischen und theoretischen Zugängen der unterschiedlichen TeilnehmerInnen. Eines der Hauptziele des Workshops ist es, die Synergien, die während eines ersten Workshops im November 2015 in Mainz entstanden sind, weiterzuentwickeln und die Zusammenarbeit zwischen deutschen und russischen NachwuchswissenschaftlerInnen aus unterschiedlichen sozial- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen zu stärken und auszubauen. Die Beschäftigung mit den unterschiedlichen Erinnerungskulturen in Westeuropa und in postsozialistischen Transformationsgesellschaften im östlichen Europa und Zentralasien setzt voraus, sich in die Perspektive des jeweils anderen zu versetzen – dies soll mit dem Workshop gefördert werden.
Organisatoren:
Sara Reith (Kulturanthropologie), Johannes Gutenberg-Universität Mainz/ Christina Lokk (Soziologie), Stiftung Universität Hildesheim/ Andrey Trofimov (Ethnologie), Phillips-Universität Marburg/ Julia Person (Kommunikationswissenschaft), Universität Erfurt/ Anna Flack (Vergleichende Kulturwissenschaft), Universität Osnabrück. Die Kooperation mit der Europäischen Universität in Sankt Petersburg wird vertreten durch Prof. Dr. Sergej Styrkov (Anthropologische Fakultät).
NachwuchswissenschaftlerInnen (MAs/DoktorandInnen/Post-Docs) aus Deutschland und Russland können sich bis 05.06.2016 um eine Teilnahme am Workshop bewerben. Erwartet wird ein Kurzlebenslauf sowie ein einseitiger Abstract, aus dem ersichtlich wird, mit welchem fachlichen und thematischen Hintergrund eine Teilnahme am Workshop angestrebt wird. Workshopsprachen sind Deutsch und Russisch. Die Unterlagen können in deutscher oder russischer Sprache per E-Mail (eine einzige pdf-Datei) eingereicht werden.
Der Workshop findet nur statt, wenn die Finanzierung gesichert ist. Vorbehaltlich des Bereitstehens beantragter finanzieller Mittel werden die Reise- und Übernachtungskosten für die TeilnehmerInnen von den VeranstalterInnen übernommen.
Kontakt:
Sara Reith M.A. Johannes Gutenberg-Universität Mainz, sarreith@uni-mainz.de