Neunte wissenschaftliche Tagung zu Werk und Leben v. Peter Hacks

Neunte wissenschaftliche Tagung zu Werk und Leben v. Peter Hacks

Veranstalter
Petert-Hacks-Gesellschaft
Veranstaltungsort
Magnus-Haus, Am Kupfergraben 7, 10117 Berlin-Mitte
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.11.2016 -
Deadline
07.11.2016
Von
Peter-Hacks-Gesellschaft

»Machen Sie nicht weiter so«
Hacks in Dialog und Kontroverse mit Kollegen
Gelegentlich gibt es das Bild von Peter Hacks als aristokratischem Dichterfürsten, der aus selbstgewählter Distanz auf seine Umgebung blickt. Die von Rainer Kirsch edierte Sammlung „Verehrter Kollege. Briefe an Schriftsteller“ (2006), die einen Ausschnitt aus der umfangreichen Korrespondenz Hacks’ mit anderen Autoren zugänglich macht, korrigiert dieses Bild. In den fünf Bänden der „Berlinischen Dramaturgie“ (2010) finden sich Gesprächsprotokolle von Arbeitsgruppen, die Hacks über mehrere Jahre hinweg an der Akademie der Künste der DDR geleitet hat.
Tatsächlich war Hacks ein Schriftsteller, der den intellektuellen Austausch suchte. Er pflegte Freund- wie Feindschaften, wobei es – wie das wichtige Verhältnis mit Heiner Müller zeigt – auch Änderungen aus politischen wie ästhetischen Gründen gab. Besonders die letzte der Akademie-Arbeitsgruppen, zur Technik des Dramas, dokumentiert Hacks’ Versuche, sein Wissen über Ästhetik an jüngere Autoren weiterzugeben. Dabei sind auch freundschaftliche Beziehungen von seinem Interesse geprägt, im Dienste der Sache zu streiten; in einer Akademie-Diskussion im November 1988 formulierte er: „Ich finde eine Kultur der Diskussion, welche daraus besteht, daß man nicht diskutiert, höchst langweilig.“
Die neunte wissenschaftliche Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft hat zum Ziel, die Beziehungen Hacks’ zu anderen Schriftstellern zu rekonstruieren und auf diese Weise Strategien der literaturpolitischen Intervention in der DDR, aber auch bezogen auf das Verhältnis der DDR-Literatur zu der der Bundesrepublik zu verdeutlichen.

Programm

10.15 Uhr
Dr. Ronald Weber, Berlin
»Drei Poeten, höchste Mittel wählend«
Hacks, Lange, Müller, oder: das erhoffte Triumvirat der sozialistischen Klassik
Peter Hacks galt im literarischen Leben der DDR schon bald nach seiner Übersiedlung als streitbarer Autor, war aber stets auch ein Förderer und Fürsprecher. Zwei Autoren, für die er sich in besonderer Weise einsetzte, sind Hartmut Lange und Heiner Müller. In ihnen erkannte er Ebenbürtige und Partner bei seinem Projekt einer Wiederaneignung des poetischen Dramas und der Begründung einer sozialistischen Klassik. In Hartmut Lange fand Hacks zudem einen seiner ersten Schüler. Doch Heiner Müller wurde als Begründer des postdramatischen Theaters bald zum Konkurrenten, und Hartmut Lange verließ unter unfreiwilliger Hilfe von Hacks die DDR. Das Klassikprojekt blieb das Geschäft eines Einzelnen. Der Vortrag zeichnet das Verhältnis der drei Dramatiker nach und zeigt anhand ausgewählter Textbeispiele Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

11 Uhr
Dr. Uwe Naumann, Hamburg
Korrespondierende Hirne
Über die Freundschaft von Peter Hacks und Heinar Kipphardt
Sie waren einander über viele Jahre freundschaftlich verbunden, haben sich in zahlreichen Briefen gegenseitig über ihre Werke ausgetauscht, haben miteinander gefeiert und gestritten: Peter Hacks und Heinar Kipphardt. Am Ende gab es eine Entzweiung über politische Fragen, die nicht mehr zu kitten war, und die Freundschaft endete abrupt. Über die einzelnen Stationen dieser Beziehung bis zu ihrem plötzlichen Ende berichtet Uwe Naumann, Herausgeber der Werkausgabe Heinar Kipphardts (Rowohlt) und des Briefwechsels Hacks - Kipphardt (Eulenspiegel Verlag).

11.45 Uhr
Dr. Leonore Krenzlin, Berlin
»Ich rede leichter von als mit ihm ...«
Hacks und Biermann - zwei Außenseiter im literarischen Feld DDR.
Zu den skandalträchtigen Äußerungen, mit denen Peter Hacks die literarische Welt von Zeit zu Zeit provozierte, gehört seine Stellungnahme zur Ausbürgerung von Wolf Biermann im Jahre 1976. Was bezweckte Hacks mit seiner betont grobschlächtigen Argumentation? Was verband, was trennte die beiden Schriftsteller? Wie verhielt sich Hacks' Konzept politischer Lyrik zu dem von Biermann? Und was hat ihn 1985 dazu bewogen, sein abschätziges Urteil über Biermann zu korrigieren?

12.30 Uhr
Wiglaf Droste, Leipzig
Die Fledermaus und die Weltgeschichte
James Krüss und der zwei Jahre jüngere Peter Hacks reisten Mitte der 50er Jahre gemeinsam nach Istrien an die jugoslawische Adriaküste. Sie lebten und dichteten dort gemeinsam und blieben zeitlebens verbunden. Ihr Briefwechsel zeigt, dass ihre Beziehung eine über jeglichen Dissens hinaus besonders herzliche war und Jugoslawien für sie eine paradiesische Anmutung besaß, die sie mit Trotz und Wehmut 1993 verfliegen sahen. Krüss war, wird der Vortrag zeigen, eine Liebe von Hacks.

14.30 Uhr
Prof. Dr. Gunther Nickel, Darmstadt
»Klassiker sind nie einseitig«
Hacks’ Kritik der »Macbeth-Schändung« durch Heiner Müller
Heiner Müllers 1972 uraufgeführte Transformation von Shakespeares »Macbeth« zu einem »zeitlosen Gemetzel um Macht und Überleben« (Hans-Thies Lehmann) wirkt bis heute in der Shakespeare-Interpretation deutscher Theaterregisseure nach. Sie stieß schon damals bei Peter Hacks auf entschiedene Mißbilligung, und sie findet auch keine Stütze in den Ergebnissen der internationalen Shakespeare-Forschung. Aus deren Perspektive soll das Zerwürfnis zwischen Müller und Hacks, das von Müllers »Macbeth« seinen Ausgang nahm, nochmals mit einem Seitenblick auf die Shakespeare-Deutung von André Müller sen. und einem Ausblick auf die 1976 einsetzende Klassik-Romantik-Kontroverse unter DDR-Autoren beleuchtet werden.

15.15 Uhr
Prof. Dr. Bernd Leistner, Leipzig
Hacksens Verwandtschaft in der literarischen DDR
Ob es sich ziemt, von einer »Klassiker-Fraktion« in der literarischen DDR zu sprechen, bleibe dahingestellt. Doch nicht nur Peter Hacks unterwarf seine Autorschaft einem ästhetischen Credo, das sich entschieden von den Formungsvorgaben klassischer Tradition herleitete und es gebot, in solchermaßen verpflichtendem Sinne mit selbstbeherrscht weltwahrnehmender Bewusstheit diszipliniert ans Werk zu gehen. Es ist dies eine Disposition, zu der sich, auf eigene Art, auch einige Autoren der sogenannten Sächsischen Dichterschule bekannten. Im Vortrag wird dieser Verwandtschaft des Bestrebens nachgefragt.

16 Uhr
Ira Leona Klinkenbusch, Berlin
»Ein äusserst seltener Erfolg«
Der Literaturzirkel um Peter Hacks (1963-1973)
Der Kreis seiner »dichtenden Laien«, wie Hacks sie einmal bezeichnete, war durchaus heterogen besetzt: Charlotte Worgitzky, Eugen Eschner, Christoph Hein nahmen teil – aber auch tatsächliche ‚Schreibende Arbeiter‘ wie Ursula Zink oder Emmi und Bruno Jacob, in deren Wohnung der Zirkel tagte. Im Vortrag werden die Rolle von Hacks im Zirkel, die Arbeitsweisen und Kommunikationsstrukturen untersucht. Briefe und Gespräche mit TeilnehmerInnen belegen unterschiedliche Beziehungstypen, die die Flexibilität von Hacks’ Position zeigen. Er trat einerseits als Mentor, Patron und Lehrer auf. Ebenso aber zeigen die Dokumente freundschaftliche Beziehungsstrukturen, Zusammenarbeit auf Augenhöhe gleichermaßen wie eine beständige literaturpolitische Positionierungsarbeit von Hacks.

16.45 Uhr
Dr. Detlef Kannapin, Berlin
Peter Hacks und der BRD-Staat
Autorengröße und negative Kaderentwicklung im Nachbarduell
Wohl zu keiner Sachlage war das Urteil von Hacks so klar und eindeutig wie zur BRD: um mindestens eine Epoche zurück. Der wohlüberlegte Übertritt zum Sozialismus 1955 determinierte sein Kunstschaffen wesentlich, ebenso seine Urteile über den abgelegten Staat und dessen Literaten. Der Vortrag stellt in Umrissen die Position von Hacks zum BRD-Staat und seinen Autoren vor. Behandelt werden der ausführliche Briefwechsel mit André Müller sen., der abgebrochene mit Hans Magnus Enzensberger, der nicht vorhandene mit Arno Schmidt sowie einzelne Bemerkungen über weitere BRD-Schriftsteller, die programmatischen Charakter tragen. Abgerundet wird der Beitrag mit dem Beweis der These, daß Heiner Müller in den 1980er Jahren zum BRD-Autor wurde.

17.30 Uhr
Dietmar Dath, Freiburg
Arbeitstreffen im Jenseits
Wie sich Peter Hacks mit Leuten verträgt, die ihn überlebt haben und weiter von ihm lernen wollen
Es gibt derzeit keinen Lebendigen, bei dem man sich so strenge Strafen für künstlerisches Ungenügen abholen kann wie beim immer noch (und vielleicht immer wirkungsvoller) aktiven Geist von Peter Hacks. Dietmar Dath nimmt sich nicht nur selbst als Beispiel hierfür, das aber besonders ausführlich, weil er das Thema gut kennt, oft darunter leidet und dieses Leid (wie auch ein paar damit verbundene Freuden) gerne mit anderen teilen möchte.

Kontakt

Jutta Becker

Peter-Hacks-Gesellschaft
Markgrafenstr. 36, 10117 Berlin
030/23809129
030/23809123
j.becker@peter-hacks-gesellschaft.de

http://www.peter-hacks-gesellschaft.de/tagung.html
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung