Neuer Nationalismus im östlichen Europa. Kulturwissenschaftliche Perspektiven

Neuer Nationalismus im östlichen Europa. Kulturwissenschaftliche Perspektiven

Veranstalter
Herder-Forschungsrat und Schroubek-Fonds Östliches Europa
Veranstaltungsort
IBZ, Amalienstr. 38, 80799 München
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.12.2016 - 03.12.2016
Deadline
01.11.2016
Website
Von
Spiritova, Marketa

Nicht erst angesichts der „nationalen Egoismen“ im Kontext der gegenwärtigen Fluchtbewegungen nach Europa lässt sich überall in Europa die Rückkehr nationaler (und auch nationalistischer) Haltungen, Diskurse und Politiken erkennen. Sie richten sich häufig als Gegenbewegung gegen die in den letzten zwei Jahrzehnten dominanten Tendenzen der Zurückdrängung des Nationalen und laufen vielfach den Zielen der europäischen Einigung entgegen. Das Wiederaufleben historischer Mythen und die Zuwendung zu „großen Vergangenheiten“, die politische Instrumentalisierung von „Volkskultur“, von „eigenen“ ethnischen Materialien oder religiösen Traditionen, aber auch von jüngeren Erinnerungsorten, wie z.B. nationalen Sportereignissen, sind Teil einer symbolischen Identitätspolitik, insbesondere auch in den postsozialistischen Ländern. Viele von ihnen setzen in Zeiten multipler Krisen zur Orientierung auf „traditionelle Kultur“ und lösen dabei Heterogenitäten und Pluralitäten auf oder suchen sie zu unterdrücken in einer Weise, die aus Sicht der EU oft problematisch ist.

Diese Wiederentdeckung des Nationalen, die keinesfalls nur, aber doch in starkem Maße in den Ländern des östlichen Europa zu konstatieren ist, die hierfür wieder belebten oder neu geschaffenen Traditionen, Denkmodelle, Repräsentationen und Strategien sind ebenso Gegenstand dieser Tagung wie die Suche nach den tieferen Ursachen dieser für Europa folgenreichen Entwicklung.

Programm

Donnerstag, 1. Dezember 2016

14.15 Prof. Dr. Irene Götz, Prof. Dr. Klaus Roth
Einführung

14.45 Dr. Marketa Spiritova (München)
„Performing the Nation“: Inszenierung des Nationalen in der Populärkultur

16.30 – 18 Sektion 1: Populare Repräsentationen des Nationalen
Leitung: Prof. Dr. Christel Köhle-Hezinger

Dr. Klaudija Sabo (Wien)
Rambo, Rock und Victory! Der visuelle Kult der nationalen (Kriegs-)Helden in Kroatien nach Tito

Simon Schlegel MA (Halle)
Ethnische Minderheiten an der ukrainischen Peripherie – Diversität ohne kulturelle Unterschiede?

19.30 Prof. Dr. Klaus Roth (München)
„Die Nation bauen“ – Die Konstruktion der Nation aus Antike und Mittelalter. Mazedonien und Bulgarien als Beispiele

Freitag, 2. Dezember 2016

9 – 12.30 Sektion 2: Identitätspolitiken
Leitung: Prof. Dr. Irene Götz

Petra Steiger MA (Bratislava)
„Good Idea Slovakia“: Nation als „Imagined Commodity“

Claudia Theresa Stahl (München)
European Green Capital Award in Ljubljana: Ein urbanes Phänomen im nationalpolitischen Diskurs Sloweniens.

Julia Person, MA (Frankfurt/M, Erfurt)
Mediale Konstruktionen des Nationalen (des Russischen) in erfolgreichen westlichen Hochglanzmagazinen

Sara Reith M.A. (Mainz)
Repräsentation von Staatlichkeit und Nation im remigrantischen Diskurs in Russland – Einblicke in eine Feldforschung

14.15 – 18 Sektion 3: Erinnerungsorte und Mythen
Leitung: Dr. Marketa Spiritova

Prof. Dr. Ana Luleva (Sofia)
Das Nationale vs. Europäische in der bulgarischen postsozialistischen Erinnerungskultur

Dr. habil. Małgorzata Świder (Opole/Oppeln)
„Verstoßene Soldaten” – die neuen Helden Polens

László Matthias Simon-Nanko MA (Tübingen)
Politische Mythologie in Ungarn? – Zu Kontinuitäten paralleler Geschichtsschreibung im Kontext von Archäologie und Sprachwissenschaft

Prof. Dr. Anton Sterbling (Görlitz)
Fortbestand und Erneuerung nationaler Mythen. Das Beispiel Rumäniens

19.30 Verleihung der Schroubek-Promotions- und Magisterpreise 2016

Samstag, 3. Dezember 2016

9.15 – 12.30 Sektion 4: Wir und die Anderen: innere und äußere Fremde
Leitung: Prof. Dr. Klaus Roth

Noémi Sebők-Polyfka MA (München)
Mit Antiziganismus zum nationalen Selbstbild? Konstruktionen „des Anderen“ und deren Einfluss auf Selbstbilder von Rom_nja in der Slowakei

Dr. Margit Feischmidt (Budapest)
Neue Formen des Nationalismus und die rassistische Darstellung der migranten und minderheitlichen Andern. Ethnographische Fallanalysen zweier ungarischer Dörfer

Dr. Alexandra Schwell (Hamburg/Wien)
Mehr als nur ein Spiel. Fußball und die Inszenierung nationaler Loyalitäten und Rivalitäten im östlichen Europa

Agnieszka Balcerzak, MA (München)
„Gott, Ehre, Vaterland“ – Das Wiederaufleben des Nationalismus in Polen am Beispiel national-konservativer Protestbewegungen

12.30 Zusammenfassende Analyse und Schlußdiskussion (Prof. Irene Götz)

13.15 Ende der Tagung

Kontakt

Prof. Dr. Irene Götz
Institut für Europäische Ethnologie, Oettingenstraße 68, 80538 München

+49 (0) 89 / 2180 - 3328
+49 (0) 89 / 2180 - 3507
i.goetz@vkde.fak12.uni-muenchen.de


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