In der historischen Religions- und Bildungsforschung haben wirkungs-, rezeptions- und transfergeschichtliche Studien Konjunktur. Ursächlich dafür scheint der gestiegene Reflexionsbedarf zu sein, der aus der Globalisierung und Pluralisierung aller Lebensbereiche resultiert: Welche ‚Wirkung‘ haben die im Mittelmeerraum entstandenen religiösen Kulturen auf das ‚christliche Abendland‘ entfaltet? Was lässt sich aus der ‚Rezeption‘ der Tora, der Bibel, des Korans und anderer antiker und spätantiker Texte und Autoren lernen? Und was bedeutet der ‚Transfer‘ religiöser Bildungsideen von einem kulturellen Kontext in einen anderen?
Ausgehend von diesem Problemhorizont beleuchtet die Tagung das Phänomen von ‚Wirkung‘, ‚Rezeption‘ und ‚Transfer‘ in der Geschichte religiöser Erziehung, Bildung und Sozialisation. Eingedenk der bekannten Sentenz des Thomas von Aquin, nach der alles, was verstanden wird, nach Art des Verstehenden aufgenommen wird (S.Th. q.1, 75a), geht es näherhin um…
- den Einfluss einzelner katechetischer bzw. religionspädagogischer Publikationen (z. B. Augustinus‘ De magistro) in der Theorie und Praxis religiöser Erziehung und Bildung (Wirkungsgeschichte und „Wirkungsästhetik“),
- die kreativ-konstruktive Aneignung, Aufnahme und Weiterentwicklung katechetischer bzw. religionspädagogischer Praxismodelle, Publikationen und Theorien durch spätere Praktiker und Theoretiker (Rezeptionsgeschichte bzw. „Rezeptionsästhetik“) und
- die grenzüberschreitende Verbreitung und wechselseitige Beeinflussung von katechetischen bzw. religionspädagogischen Publikationen, Praxismodellen und Theorien innerhalb einer Epoche (Transfergeschichte bzw. Kulturtransferforschung).
Die Tagung möchte Gelegenheit zu konzeptionellen Klärungen, methodologischen Überlegungen und zur Präsentation materialer Fallstudien geben; ein thematisch einschlägiger Strang wird insbesondere die Frage nach Wirkung und Rezeption antik-katechetischer Modelle und Konzepte in der Neuzeit sein. Die Tagung wird in Verbindung mit dem religionspädagogischen Teilprojekt zur Rezeption antiker Bildungskonzepte in der modernen Religionspädagogik (Projektleitung: Peter Gemeinhardt / Bernd Schröder) des SFB 1136 Bildung und Religion in Göttingen durchgeführt.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Geschichts-, Religions- und Erziehungswissenschaften sowie der evangelischen, katholischen, jüdischen und islamischen Religionspädagogik und Theologie sind daher eingeladen, ihre Forschungsprojekte auf der Tagung vorzustellen und mit den Teilnehmenden zu diskutieren. Ausdrücklich erwünscht sind auch methodologische Beiträge zu Wirkungs-, Rezeptions- und/oder Transfergeschichte. Vorschläge für ein eigenes Referat (30 Minuten + Diskussion) in Form einer Kurzbeschreibung (bis zu 500 Wörter), einen tabellarischen Lebenslauf sowie ggf. eine Publikationsliste senden Sie bitte bis zum 15. Dezember 2016 an Prof. Dr. Bernd Schröder, Theologische Fakultät, Georg-August-Universität Göttingen, bschroe@gwdg.de
Der Sprecherrat des Arbeitskreises besteht gegenwärtig aus:
Dr. Johannes Wischmeyer, Mainz
Prof. Dr. Antje Roggenkamp, Münster
Prof. Dr. Werner Simon, Mainz
Prof. Dr. Michael Wermke, Jena (geschäftsführend)
Prof. Dr. David Käbisch, Frankfurt am Main
Weitere Informationen zum SFB und dem Arbeitskreis finden Sie unter http://www.uni-goettingen.de/de/517150.html und http://www.theologie.uni-jena.de/AK_hist_RP.html.