Antisemitismus. Feindbilder der Mitte

Antisemitismus. Feindbilder der Mitte

Veranstalter
Evangelische Akademie Tutzing
Veranstaltungsort
Evangelische Tagungsstätte Wildbad, Taubertalweg 42, 91541 Rothenburg o.d. Tauber
Ort
Rothenburg ob der Tauber
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.10.2016 - 30.10.2016
Deadline
14.10.2016
Von
Dr. Ulrike Haerendel

"Nie wieder Auschwitz!"

Dieser Imperativ wird durch einen breiten gesellschaftlichen Konsens in Deutschland getragen. Von den Schulen bis zur politischen Bildung, von Gedenkstätten und Dokumentationszentren bis zu den Kirchen arbeiten zahlreiche Bildungs- und Sozialisationsagenturen an einem verantwortungsbewussten Umgang mit der NS-Vergangenheit und der Verdeutlichung der verheerenden Folgen des Nationalsozialismus und seiner antisemitischen Ideologie. Antisemitismus wird somit nicht nur über das Strafrecht - vor allem Art. 130 Strafgesetzbuch mit dem Tatbestand der "Volksverhetzung" - verfolgt, sondern ist auch in Gesellschaft und Politik der Bundesrepublik weithin geächtet.

Dennoch belegen sozialwissenschaftliche Erhebungen immer wieder, dass antisemitische Ressentiments und Stereotypen keineswegs ausschließlich bei Radikalen und Gewalttätern kursieren, sondern auch in der Mitte der Gesellschaft diagnostiziert werden können. Nicht zuletzt die sogenannten „Mitte“-Studien an der Universität Leipzig zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland zeigen Formen von Antisemitismus auf.

In der Tagung analysieren wir von der Geschichte des Antisemitismus ausgehend vor allem die gegenwärtigen Ursachen, Erscheinungen und Gefahren dieses Phänomens. Was heißt es für unsere Gesellschaft, dass diese Form von Diskriminierung und Ausgrenzung existiert? Was bedeutet der Antisemitismus in seiner antizionistischen Variante aber auch für das deutsch-israelische Verhältnis? Welche Überlappungen in das rechtsextremistische und gewalttätige Lager gibt es? An diese Fragen schließen sich Überlegungen zu wirksamen Präventionsstrategien an, die wir mit Expertinnen und Experten aus der Rechtsextremismusbekämpfung anstellen werden.

Aus aktuellem Anlass fragen wir im letzten Teil der Tagung: Wie ist die wissenschaftliche Edition von „Mein Kampf“ im Ausland aufgenommen worden? Das Institut für Zeitgeschichte hat mit der Herausgabe einer „Kritischen Edition“, unmittelbar nach Ablauf der Urheberrechte, eine enorme Nachfragewelle, aber auch heftige Diskussionen ausgelöst. Nach Rothenburg haben wir auch Fachleute aus dem Ausland eingeladen, um mit uns über die Publikation von „Mein Kampf“ 2016 zu diskutieren.

Programm

Freitag, 28.10.2016

18.00 Uhr Beginn der Tagung mit dem Abendessen

19.00 Uhr Begrüßung und Einführung in das Tagungsthema
Dr. Ulrike Haerendel

19.30 Uhr Bemerkungen zur Geschichte des modernen Antisemitismus
Prof. Dr. Peter Longerich, Historiker, Hitler-Biograf, Universität der Bundeswehr München

Samstag, 29.10.2016

09.15 Uhr Wiederkehrende Stereotypen des Antisemitismus
Dr. Marcus Funck, Historiker, Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin

10.30 Uhr Kaffeepause

10.45 Uhr Antisemitismus und Israelkritik
Prof. Dr. Wilhelm Kempf, emer. Professor für Psycholog. Methodenlehre der Universität Konstanz

12.00 Uhr Mittagessen

14.00 Uhr Extremismus der Mitte?
PD Dr. Oliver Decker, Psychologe, Vorstand Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung
an der Universität Leipzig

15.00 Uhr Kaffeepause

15.30 Uhr Rassismus und Antisemitismus in der Einwanderungsgesellschaft
Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Berlin

16.30 Uhr Präventionsarbeit
Impulsreferat von Dr. Michael Kohlstruck, Politikwiss., Zentrum für Antisemitismusforschung
und Podium mit:
Martin Becher, Geschäftsführer, Bayerisches Bündnis für Toleranz
Anne Goldenbogen, Politikwiss., Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus
Dr. Miriam Heigl, Leiterin der Fachstelle für Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit, München

18.00 Uhr Abendessen

19.30 Uhr „Jud Süß“ – Präsentation des Veit-Harlan-Films von 1940
Anschließend Filmgespräch

Sonntag, 30.10.2016

09.15 Uhr Kritische Edition: Anlass, Ziel und Umsetzung der wissenschaftlichen Ausgabe von „Mein Kampf“
Dr. Roman Töppel, Historiker, Mitherausgeber von "Mein Kampf - eine kritische Edition"

10.00 Uhr Pause

10.30 Uhr Kritische Blicke? Die Aufnahme der wissenschaftlichen Ausgabe im Ausland
Podiumsgespräch mit:
Prof. Dr. Jeremy Adler, Germanist, Senior Research Fellow, King's College London
Prof. Dr. Oded Heilbronner, Historiker, Hebrew University Jerusalem
Prof. Dr. Wolfgang Schieder, emer. Professor für Neuere und Neueste Geschichte, Universität zu Köln
Dr. Roman Töppel
Prof. Dr. Annette Wieviorka, emer., Université de Paris (angefragt)
Moderation: Prof. Dr. Peter Longerich

Die Diskussion wird vom Bayerischen Fernsehen für die "Denkzeit" auf ARD-alpha aufgezeichnet.

12.00 Uhr Ende der Tagung mit dem Mittagessen

Kontakt

Rita Niedermaier
Tel. 08158-251128 (9-12 Uhr)
niedermaier@ev-akademie-tutzing.de

http://www.ev-akademie-tutzing.de
Redaktion
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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