Die Militarisierung der Heiligen in Vormoderne und Moderne

Die Militarisierung der Heiligen in Vormoderne und Moderne

Veranstalter
Exzellenzcluster "Religion und Politik," Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Dr. Liliya Berezhnaya, Prof. Dr. Michael Grünbart
Veranstaltungsort
Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters"Religion und Politik," Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Raum J0 101 Johannisstraße 4, 48143 Münster
Ort
Münster
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.02.2017 - 02.02.2017
Deadline
15.01.2017
Von
Dr. Liliya Berezhnaya

Martialische Terminologie und kämpferisches Auftreten sind in den christlichen heiligen Schriften mannigfaltig beschrieben, materialisiert hat sich das Militärische aber kaum. Selbst Christus wird selten als Soldat (Christus miles) dargestellt. Christliche Soldaten bekamen Probleme, wenn sie in Kampfhandlungen töteten und dann nicht zur Kommunion durften. Schwerer wog allerdings ihre Weigerung, dem römischen vergöttlichten Kaiser zu opfern, was zahlreiche Märtyrertode verursachte.
Erzählungen über diese Blutzeugen entstanden rasch, aber ihre ursprüngliche kriegerische Profession spielte nur eine untergeordnete Rolle. Das änderte sich in der spätrömischen und frühmittelalterlichen Zeit, als sowohl in der hagiographischen Darstellung als auch in der Ikonographie der Heiligen mehr und mehr militärische Attribute einsickerten. Parallel dazu entstanden in Regionen Europas Typen von Glaubenszeugen, die im Kampf gegen Heiden fielen (angelsächsische Könige und skandinavische Herrscher). Heilige als Träger und Stifter militärischer Stärke werden bis in die Gegenwart instrumentalisiert (z.B. Hl. Georg, Demetrios), und es entstehen neue Erzählungen von Märtyrern in der Moderne, die den kriegerischen Aspekt hervorstreichen.
Im Rahmen der Tagung sollen Fragen zur Hagiographie, Sakraltopographie, Ikonographie und Gesellschaftsgeschichte diskutiert werden. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem christlich geprägten östlichen Mittelmeerraum, aber die Verflechtungen mit dem westlichen und östlichen Europa, vor allem was die Translationen betrifft (z.B. Hl. Georg, Theodoros Teron), machen eine gesamteuropäische Perspektive
notwendig.
Diese Tagung wird in Zusammenhang mit der Ausstellung „Von Drachenkämpfern und anderen Helden: Kriegerheilige auf Ikonen“ (Ikonen-Museum Recklinghausen) (2. Oktober 2016 – 12. Februar 2017) konzipiert.

Programm

Mittwoch, 1. Februar 2017

10:00 Beginn
10:15 Michael Grünbart / Liliya Berezhnaya (Münster): Einführung

Panel I
Moderation: Michael Grünbart (Münster)
10:30 Piotr Ł. Grotowski (Krakau): The Image of Warrior Saint in Byzantium - Identity, Meaning and Function
11:15 Eva Haustein-Bartsch (Ikonen-Museum Recklinghausen): Vom jugendlichen Märtyrer zum älteren Kriegerheiligen – der hl. Menas von Ägypten
Kommentar: Sarah Teetor (Wien)

12:00 – 13:30 Pause/Mittagsessen

Panel II
Moderation: Sarah Teetor (Wien)
13:30 Alfons Brüning (Nijmegen/Amsterdam): Der gerechte Krieg in östlichen und westlichen kirchlichen Traditionen
14:15 Ioannis Stouraitis (Wien): Wem nützt der Heilige im Krieg? Zu göttlichen Interventionen während der Kriegführung in der mittelbyzantinischen Historiographie
Kommentar: Jan N. Bremmer (Groningen/Bochum)

15:00- 15:30 Pause

Panel III
Moderation: Michael Grünbart (Münster)
15:30 Lauri Sarti (Berlin): Ein vorbildlicher Krieger. Der Heilige und sein Kampf gegen sich selbst
16:15 Thomas Scharff (Braunschweig): Die Heiligen im Kampf gegen die Normannen
Kommentar: Gerd Althoff (Münster)

17:00-18:30 Pause

Abendveranstaltung
Moderation: Georg Schaaf (Braunschweig)/ Michael Grünbart (Münster)
18:30 Assaad Kattan (Münster): Eine arabische Version der Georgslegende.

Diözesanbibliothek

20:00 Gemeinsames Abendessen

Donnerstag 2. Februar 2017
Panel IV
Moderation: André Krischer (Münster)
9:15 Stefan Samerski (München): Zwischen Waffengang und Caritas: Der Deutsche Orden und seine Heiligen im Spätmittelalter und Frühneuzeit
10:00 Stefan Rohdewald (Gießen): Geistliche als Krieger: Erstmilitarisierungen südslavischer Heiliger nach 1800
Kommentar: Lutz Rikelt (Münster)

10:45-11:00 Pause

Panel V
Moderation: Liliya Berezhnaya (Münster)
11:00 Oleksandr Zabirko (Münster): Russische Kriegerheilige als literarisches Modell: Entstehung, Funktion, politische Instrumentalisierung
11:45 Christoph Mick (Warwick): Tod und Erlösung: Der Kult des Unbekannten Soldaten in Europa nach dem Ersten Weltkrieg
Kommentar: Michael Grünbart (Münster)

12:30 Schlussbemerkungen/Mittagsessen

15:00-18:00 Fahrt in das Ikonen-Museum Recklinghausen zur Ausstellung „Von Drachenkämpfern und anderen Helden“

Kontakt

Dr. Liliya Berezhnaya
Exzellenzcluster "Religion und Politik"
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Johannisstrasse 1, Zi. 213
48143 Münster
Tel.+49 (0)251 8323537
Fax +49 (0)251 8323500

http://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/personen/projekt/berezhnaya.shtml