100 Jahre Frauenwahlrecht

100 Jahre Frauenwahlrecht

Veranstalter
Dr. Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums Frankfurt; PD. Dr. Hedwig Richter, Hamburger Institut für Sozialforschung; Prof. Dr. Ulla Wischermann, Direktorin des Cornelia Goethe-Zentrums an der Goethe-Universität Frankfurt am Main; Dr. Kerstin Wolff, Archiv der deutschen Frauenbewegung, Kassel
Veranstaltungsort
Historisches Museum Frankfurt
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.09.2017 - 15.09.2017
Deadline
20.02.2017
Website
Von
Dr. Kerstin Wolff, PD Dr. Hedwig Richter

Im November 2018 jährt sich zum hundertsten Mal die Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland. Aus diesem Anlass wird es am Historischen Museum Frankfurt (am Main) zwischen August 2018 und Januar 2019 eine Sonderausstellung geben. Um die Ausstellung an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse anzubinden und um zugleich die Forschungen zu diesem Ereignis anzuregen, soll im September 2017 am Historischen Museum eine wissenschaftliche Tagung zum Thema stattfinden.

Über die Einführung des Frauenwahlrechts ist nach wie vor recht wenig bekannt, obwohl sie einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der politischen Entwicklung darstellt und den Beginn der ersten Demokratie in Deutschland markiert. Die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe, die gesamtgesellschaftlichen Debatten und vor allem die Einbettung dieses Ereignisses in die Reformen des Repräsentationssystems im 19. Jahrhundert sind nach wie vor nicht ausreichend ausgeleuchtet.1 Auch die Einbettung der deutschen Entwicklungen in die internationale Geschichte steckt noch in den Kinderschuhen 2 sowie die Forschungen zu einzelnen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen, die sich für oder gegen das Frauenwahlrecht aussprachen. Darüber hinaus zeigen jüngere Studien, dass politische Konzepte eng mit Geschlechterkategorien verknüpft sind; bei der Einführung des Frauenwahlrechts ging es folglich auch darum, den ursprünglich als „männlich“ gedachten Staat und das ebenfalls männlich konnotierte Staatsbürgertum neu zu definieren und für „weibliche“ Konzepte zu öffnen.3

Auf der Tagung wollen wir in drei Themenfeldern der Entwicklung des Frauenstimmrechts nachgehen.
(1) Erstens fragen wir, welche Rolle das Frauenwahlrecht auf dem Weg zur Gleichberechtigung gespielt hat und wie sich der Kampf darum in die Geschichte der Frauenbewegungen einordnen lässt. Welche anderen Faktoren waren ähnlich wichtig oder sogar bedeutender, etwa die Veränderungen im Familienrecht? Welche Hoffnungen aber auch Ängste verbanden sich gesamtgesellschaftlich mit dem Frauenwahlrecht?
(2) Zweitens geht es um die Frage, was das Wahlrecht in der Folge für den Lebensalltag der Frauen, aber auch für die Frauenbewegung bedeutet hat. Welchen Einfluss nahmen die Parlamentarierinnen auf die politische Landschaft? Setzten sie Gesetze durch, die insbesondere das Leben von Frauen betrafen? Und wie entwickelte sich die Frauen(stimm)rechtsbewegung, nachdem sie das Wahlrecht errungen hatte?
(3) Schließlich wollen wir analysieren, wie das Frauenwahlrecht konkret durchgesetzt wurde und warum es nach dem Ersten Weltkrieg relativ viele Staaten umgesetzt haben – so dass es sich empfiehlt, den Blick international zu weiten.

Bitte schicken Sie Ihr Exposé von maximal einer Seite bis zum 20. Februar 2017 an Dr. Kerstin Wolff und PD Dr. Hedwig Richter: hedwig.richter@his-online.de.
Reise- und Übernachtungskosten können übernommen werden. Es ist geplant, die Ergebnisse der Tagung zu veröffentlichen.
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1 Angelika Schaser: Zur Einführung des Frauenwahlrechts vor 90 Jahren am 12. November 1918, in: Feministische Studien, 1/1990, S. 97-110. Die bisher detaillierteste Forschungsarbeit zur Einführung des Frauenwahlrechts wurde posthum 1998 publiziert. Siehe: Ute Rosenbusch: Der Weg zum Frauenwahlrecht in Deutschland, Baden-Baden 1998.
2 Hier sei auf den Artikel von Gisela Bock verwiesen, die bereits 1999 nachweisen konnte, dass die frühere Forschung zu stark auf einen angeblichen ‚deutschen Sonderweg‘ fokussiert war und die internationalen Entwicklungen daher falsch eingeschätzt hatten. Siehe: Gisela Bock: Das politische Denken des Suffragismus: Deutschland um 1900 im internationalen Vergleich, in: dieselbe: Geschlechtergeschichte der Neuzeit. Ideen, Politik, Praxis, Göttingen 2014, S. 168-203 (zuerst erschienen 1999).
3 Siehe hierzu z.b.: Brigitte Studer: Das Frauenstimm- und -wahlrecht in der Schweiz. 1848-1971. Ein „Fall“ für die Geschlechtergeschichte, in: Sabine Braunschweig: „Als habe es die Frauen nicht gegeben“. Beiträge zur Frauen- und Geschlechtergeschichte, Zürich 2014, S. 179-196.

Programm

Kontakt

PD Dr. Hedwig Richter
Hamburger Institut für Sozialforschung

Dr. Kerstin Wolff
Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung