ÖZG-Themenband: Produzieren/Konsumieren – Konduzieren/Prosumieren: Dichotomien, Verschlingungen, Zonen der Ununterscheidbarkeit

ÖZG-Themenband: Produzieren/Konsumieren – Konduzieren/Prosumieren: Dichotomien, Verschlingungen, Zonen der Ununterscheidbarkeit

Veranstalter
ÖZG - Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften / Austrian Journal of Historical Studies
Veranstaltungsort
Ort
Wien, Innsbruck
Land
Austria
Vom - Bis
31.10.2017 -
Deadline
31.10.2017
Website
Von
Mario Keller

Im deutschsprachigen Raum hat sich seit den 1990er Jahren die historisch-kulturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Konsumieren als eigenständiges Forschungsfeld etabliert: als eine alltagsgeschichtlich und kulturanthropologisch interessierte, geschlechtergeschichtlich sensibilisierte Erweiterung – oder als Gegenstück – zu einer produktionsorientierten, implizit androzentrischen Wirtschafts- und Sozialgeschichtsforschung. Welche Erkenntnisperspektiven hat diese Verschiebung des Fokus eröffnet, welche blinden Flecken sind geblieben oder neu entstanden?

Die Trennung von Konsumieren und Produzieren funktioniert definitorisch problemlos, insofern sie einen Markt als Mittler – bezahlte Erwerbsarbeit auf der einen Seite, den Kauf von Produkten auf der anderen – annimmt. Doch sind solche Präsuppositionen belastbar? Gibt es andere Möglichkeiten, die Unterschiede von Produktion und Konsumtion zu denken sowie definitorisch zu bündeln – und für welche sozialen Gefüge in Geschichte und Gegenwart sind sie anwendbar?

Welche Verknüpfungen aus Praktiken, Dingen und Akteuren sind beim Herstellen respektive Ge- und Verbrauchen erkennbar? Wo berühren bzw. überlappen sich Sphären, Netzwerke, Logi(sti)ken der Produktion und Konsumtion? Wo etwa hört eigentlich das Produzieren auf und beginnt das Konsumieren? Über weite Strecken des 20. Jahrhunderts galt das Einkaufen als die Verantwortung und Arbeit der Hausfrau und ging somit dem eigentlichen Konsumieren voraus. Das Nachfragen und Kaufen wiederum gewährleistete Produktion, Arbeit und Einkommen.

Sozialwissenschaften und Marketingforschung beobachten in den letzten Jahrzehnten eine wachsende Tendenz von Unternehmen, KonsumentInnen ‚arbeiten’ zu lassen, sie für Entwicklung, Produktion und Distribution zu aktivieren. Die Bewertung solcher Veränderungen ist komplex, ebenso die Frage, ob es sich tatsächlich um neue Phänomene handelt. Lässt sich historisch ein Wandel von konsumierenden ProduzentInnen zu produzierenden KonsumentInnen beobachten?

Anknüpfend an einen interdisziplinären Workshop im November 2016 (http://bit.ly/2ngpyfn), der diese Fragestellungen diskutierte, plant die „Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften“ (ÖZG) einen Themenband, der die Debatte fortsetzen wird.

Wir laden ein, bis 31. Mai 2017 Vorschläge für weitere Beiträge einzubringen, die sich mit Schnittpunkten, Überlappungen und Wechselbeziehungen des Herstellens und Gebrauchens sowie den Alternativen dieser dichotomen Begriffsbildung befassen, insbesondere solche, die es sich zum Anliegen machen, historische Perspektiven – auch über die Zeitgeschichte hinaus – zu schärfen. Da es sich um einen interdisziplinär angelegten Themenband handelt, sind Beiträge aus benachbarten sozial-, geistes-, und kulturwissenschaftlichen Disziplinen sehr willkommen. Die Aufsätze können in englischer oder deutscher Sprache verfasst sein. Abstracts (ca. 2.000 Zeichen) bitte an mario.keller@univie.ac.at.

Nach Zusage durch die HerausgeberInnen Franz X. Eder, Mario Keller, Oliver Kühschelm und Brigitta Schmidt-Lauber ersuchen wir um Abgabe der Beiträge bis 31. Oktober 2017. Die Aufsätze sollen eine durchschnittlich Länge von 60.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen und Fußnoten) haben.

Programm

Kontakt

Mario Keller

Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universitätsring 1, 1010 Wien

0043 1 4277 41358

mario.keller@univie.ac.at