Jenseits der „Volksgruppe“. Ein Nachwuchsworkshop zur Geschichte und Gegenwart der Russlanddeutschen

Jenseits der „Volksgruppe“. Ein Nachwuchsworkshop zur Geschichte und Gegenwart der Russlanddeutschen

Veranstalter
Juniorprofessur für Migration und Integration der Russlanddeutschen, Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück; Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im Östlichen Europa (BKGE), Oldenburg
Veranstaltungsort
Universität Osnabrück
Ort
Osnabrück
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.02.2018 - 16.02.2018
Deadline
01.10.2017
Von
Panagiotidis, Jannis

In seinem vor 15 Jahren erschienenen Aufsatz „Ethnicity without Groups“ kritisierte Rogers Brubaker das Phänomen des „groupism“, die Tendenz in der Wissenschaft, nach innen vermeintlich homogene und nach außen klar abgrenzbare „Gruppen“ als Grundbausteine des gesellschaftlichen Lebens zu betrachten und als Kategorie der gesellschaftlichen Analyse zu verwenden. Auch wenn Brubaker seine Kritik speziell an die Forschung zu ethnischen und nationalen Konflikten richtete, sind seine Beobachtungen für ganz unterschiedliche Themenbereiche von hoher Relevanz, etwa für das Studium ethnischer und migrantischer Minderheiten.
Eine solche – zu verschiedenen Zeiten in der Geschichte gleichermaßen ethnische wie migrantische – Minderheit sind beispielsweise die Russlanddeutschen. Bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit ihnen, wie generell mit deutschen bzw. deutschsprachigen Minderheitengruppen, kommt ein weiteres wissenschaftliches Erbe hinzu, nämlich die völkisch orientierte „Deutschtums“- und Minderheitenforschung der Zwischenkriegszeit. Das Postulat eindeutig zu bezeichnender deutscher „Volksgruppen“ („Russlanddeutsche“, „Donauschwaben“ etc.) schließt implizit an die unter völkischen Prämissen produzierten Kategorien an.
Nichtsdestotrotz ist die Beschäftigung mit einer der heute größten migrantischen „Gruppen“ der bundesdeutschen Gesellschaft wichtig und notwendig, in gegenwartsbezogener wie in historischer Perspektive. Wie aber kann dies gelingen, ohne sich implizit oder explizit „groupistischer“ oder anderweitig essentialisierender Herangehensweisen zu bedienen? Wie kann man sich mithin mit „den“ Russlanddeutschen befassen, ohne ihre Existenz als scharf abgegrenzte Gruppe vorauszusetzen? Was kann umgekehrt die Beschäftigung mit den Russlanddeutschen zum Studium von „Ethnizität ohne Gruppen“ und zur Entwicklung einer reflexiven Migrationsforschung beitragen?
Dieser Workshop möchte Nachwuchswissenschaftler_nnen (Doktorand_Innen und Forscher_Innen der frühen Postdocphase) verschiedener Disziplinen wie Geschichte, Soziologie, Kulturwissenschaften und Ethnologie zusammenbringen, um unter dem Gesichtspunkt dieser kritischen methodischen Fragestellungen über ihre Forschungsprojekte zu russlanddeutschen Themen zu diskutieren.
Bewerbungen mit einem Kurzlebenslauf sowie einem Abstract von ca. 300 Wörtern mit einer knappen Darlegung des Forschungsthemas und den einschlägigen methodischen Fragen sind bis zum 01.10.2017 auf elektronischem Wege zu richten an:
Prof. Dr. Jannis Panagiotidis (jannis.panagiotidis@uni-osnabrueck.de), Juniorprofessur für Migration und Integration der Russlanddeutschen, Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück

Programm

Kontakt

Jannis Panagiotidis
Universität Osnabrück, IMIS
Neuer Graben 19/21
49069 Osnabrück

jannis.panagiotidis@uni-osnabrueck.de

https://www.imis-cms.uni-osnabrueck.de/forschung/juniorprofessur_migration_und_integration_der_russlanddeutschen/profil.html