Aufbruch zu Demokratie und Nationalstaatlichkeit in Mittel- und Ostmitteleuropa? Aktuelle Forschungen mit Fokus auf die lokale Ebene (1917-1923)

Aufbruch zu Demokratie und Nationalstaatlichkeit in Mittel- und Ostmitteleuropa? Aktuelle Forschungen mit Fokus auf die lokale Ebene (1917-1923)

Veranstalter
Steffen Kailitz, Sebastian Paul (Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der TU Dresden); Tim Buchen (BKM-Juniorprofessor für „Soziale und ökonomische Netzwerke der Deutschen im östlichen Europa im 19. und 20. Jahrhundert“ an der TU Dresden); Rudolf Kučera (Masaryk-Institut – Archiv der AV ČR Prag)
Veranstaltungsort
Festsaal des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung e.V. an der TU Dresden
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.12.2018 - 04.12.2018
Deadline
01.07.2018
Website
Von
Sebastian Paul

In der Mitte Europas kam es nicht erst mit dem Waffenstillstand 1918 und der Gründung neuer Staaten zu tiefgreifenden politischen wie sozialen Umwälzungen. Der Russischen Revolution 1917 folgte der in der Historiografie lange in seiner Bedeutung unterschätzte Vertragsschluss von Brest-Litowsk, der jüngst in Anlehnung an den Wilsonian Moment (Erez Manela) als "Brest-Litovsk Moment" (Borislav Chernev) für das östliche Europa bezeichnet wurde.

Bereits hier begann die staatliche Souveränität der Imperien zu erodieren und alternative Konzepte der Selbstverwaltung und Herrschaftssicherung wurden erprobt. Dies äußerte sich in der Bildung Dutzender kleiner "Saisonstaaten" ebenso wie im Auftreten lokaler Räte unterschiedlichster Formation und Motivation, um die wegbrechende Staatsmacht zu ersetzen und eine eigene politische Agenda zu forcieren.

Der Workshop hat das Ziel, die Transformationsprozesse der Nationalisierung und Demokratisierung in Mittel- und Ostmitteleuropa zwischen 1917 und 1923 in ihren Verflechtungen von der internationalen bis lokalen Ebene zu problematisieren. Dabei sollen vor allem Kontinuitäten und Brüche des politischen und gesellschaftlichen Wandels mit ihren Auswirkungen auf der bislang unterforschten lokalen und regionalen Ebene herausgearbeitet werden (etwa die – sich bildenden – Institutionen und zentrale Akteure/Akteurinnen). Von besonderem Interesse ist dabei, wie sich Prozesse der Nationalisierung und Demokratisierung in einer Gemengelage aus „top down“-Entscheidungen und „bottom up“-Prozessen in multiethnischen Grenzräumen vollzogen. Gerade auf lokaler Ebene boten sich dabei Spielräume, um erfolgreich Interessen sozialer Gruppen zu artikulieren und zwischen ethnischen Gruppen auszugleichen, die so auf zentralstaatlicher Ebene nicht erreichbar waren. Auch waren Frauen nicht erst seit 1918 an Prozessen der Demokratisierung und Nationalstaatsbildung beteiligt, deren wichtige Rolle bislang marginalisiert und ihrem Wirken auf lokaler und nationaler Ebene kaum Beachtung geschenkt wurde.

Die Konzeption der Tagung entstand in Zusammenarbeit zwischen dem am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung angelagerten, interdisziplinären Forschungsprojekt „Aufbruch zu Demokratie und Nationalstaatlichkeit im Dreiländereck. Deutschland – Polen – Tschechoslowakei nach dem ‚Großen Krieg‘ (1918-1923)“ und Tim Buchen, BKM-Juniorprofessor für „Soziale und ökonomische Netzwerke der Deutschen im östlichen Europa im 19. und 20. Jahrhundert“ an der TU Dresden. Die Tagung findet in Zusammenarbeit mit dem Prager Masaryk-Institut – Archiv der AV ČR statt.

Als Keynote-Speakerin konnte PhD Dina Gusejnova (Sheffield) gewonnen werden. Prof. Dr. Robert Gerwarth (Direktor des UCD Centre for War Studies, Dublin) ist zudem für einen abschließenden Abendvortrag angefragt.
Neben eingeladenen etablierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, werden insbesondere Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aufgefordert, Beiträge aus ihren aktuellen Forschungsprojekten zu einem oder mehrere der folgenden Themenbereiche bis zum 01. Juli 2018 einzureichen:

- Untersuchungen zur Auswirkung des „Brest Litovsk Moment“ bzw. die Erosion der Imperien im Hinblick auf die daraus resultierenden Transformationsprozesse
- Untersuchungen zu Wechselwirkungen von Nationalisierung und Demokratisierung auf lokaler und zentralstaatlicher und bilateraler/transnationaler Ebene
- Spezifika der Gruppe der Frauen als politische Akteurinnen in Prozessen der Demokratisierung und Nationalisierung auf lokaler, zentralstaatlicher und bilateraler/transnationaler Ebene
- Herrschaftswechsel und konkurrierende politische Zukunftskonzepte lokaler Akteure und Akteursgruppen

Bitten senden Sie Ihr Abstract (1.500 Zeichen) zusammen mit Ihrem Lebenslauf an Sebastian Paul (sebastian.paul@mailbox.tu-dresden.de).

Kosten für Unterkunft und An-und Abreise werden von den Veranstaltern übernommen bzw. rückerstattet. Angestrebt wird die Publikation eines Sonderheftes in einer einschlägigen internationalen englischsprachigen Zeitschrift. Workshop-Sprachen sind Englisch und Deutsch. Gute (passive) Kenntnisse beider Sprachen werden vorausgesetzt.

Sebastian Paul
Tim Buchen
Steffen Kailitz

Programm

Kontakt

Sebastian Paul

Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e. V. an der TU Dresden
Helmholtzstraße 6, 01069 Dresden

sebastian.paul@mailbox.tu-dresden.de