Internationale und interdisziplinäre Tagung „Musik und die Künste in der englischen Frühaufklärung (ca. 1670–1750)“

Internationale und interdisziplinäre Tagung „Musik und die Künste in der englischen Frühaufklärung (ca. 1670–1750)“

Veranstalter
Dr. Ina Knoth
Veranstaltungsort
Institut für Historische Musikwissenschaft, Universität Hamburg
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
27.06.2019 - 29.06.2019
Deadline
15.09.2018
Website
Von
Dr. Ina Knoth

[English Version Below]

Das Verhältnis der Künste zueinander wurde im 17. und 18. Jahrhundert vielfach diskutiert und in durchaus disparater Art und Weise immer wieder neu verhandelt. Gründe dafür liegen nicht zuletzt in einem grundlegenden sozialen Wandel, der zu veränderten Produktions- wie Rezeptionsbedingungen von Kunst führte und in unterschiedlichen Prozessen der Professionalisierung und damit einhergehenden Legitimationsbestrebungen resultierte. England und v.a. seine Metropole London war ein zentraler Standort künstlerischer Professionalisierung, an dem sowohl künstlerische Darstellungsmöglichkeiten ausgelotet wurden als auch der exponentielle Aufschwung der Printmedien genutzt wurde, um die Kunstwahrnehmung in zuvor nicht gekannter Breite zu beeinflussen. Die internationale und interdisziplinäre Tagung möchte aus kultur- und sozialhistorischer Perspektive einerseits Besonderheiten des Standorts England in Bezug auf Kunstauffassung und wahrnehmung herausarbeiten. Andererseits sollen Ausstrahlung auf sowie Austauschprozesse mit Kunstauffassungen des europäischen Festlandes erörtert werden. Dabei liegt der Fokus auf Neuverhandlungen von moralisch-ästhetischen Bedeutungszuschreibungen zu den Künsten im Wechselverhältnis mit der unfasslichsten unter ihnen: der Musik.
Musik war auch jenseits des unmittelbar einleuchtenden Beispiels des Musiktheaters häufig Teil künstlerischer Verbindungen mit Literatur und Kunst: Vor- und Zwischenspiele sowie Songs waren selbstverständlicher Bestandteil von Theater, bildliche Darstellungen zierten Notendrucke, auf zahlreichen Gemälden wurden musikalische Situationen dargestellt, Musikinstrumente wurden künstlerisch bedeutungsvoll gestaltet etc. Während das Verhältnis von Musik und Literatur in Bezug auf Vokalmusik verschiedentlich erforscht ist, fehlt es nach wie vor an einer breiteren Fundierung der Analysen im allgemeinen Wechselverhältnis der Künste. Zudem wird in Überblicksdarstellungen der Musik die bildende Kunst ungeachtet der häufigen Zusammenarbeit häufig von vornherein ausgespart.
Einer der Gründe dafür mag darin liegen, dass das zeitgenössisch meinungsbestimmende Instrument der Printmedien unterschiedlich stark von den verschiedenen Künsten genutzt werden konnte. Gleichzeitig verbreiteten diese Medien sensualistische Ideen, die auch für die Kunstwahrnehmung neue Impulse mit sich brachten. Während etwa die nationale wie internationale Strahlkraft frühaufklärerischen Gedankenguts in John Lockes Essay Concerning Human Understanding (London 1690) oder den moralischen Wochenschriften von Joseph Addison und Richard Steele bereits breite Beachtung gefunden haben, ist die Erforschung der Auswirkungen solcher Ideen auf die englische Kunstauffassung noch erweiterungsfähig und zudem möglicherweise ausschlaggebend, um englische Spezifika zu Wechselverhältnissen der Künste zu ergründen.

Die internationale und interdisziplinäre Tagung möchte sich diesen Desideraten widmen, indem sie die Perspektive direkt auf das Wechselverhältnis zwischen Musik und den Künsten im sozialhistorischen und kulturellen Kontext der englischen Frühaufklärung wirft. Ziel der Tagung ist es, sowohl englische Alleinstellungsmerkmale als auch internationale Austauschprozesse herauszuarbeiten. Entsprechend sind Beiträge zu folgenden Themenaspekten in Bezug auf England und von England ausgehenden internationalen Vergleichen besonders willkommen:

- Träger und Medien der öffentlichen Sichtbarkeit der Künste
- Wissensordnungen der Künste
- Bedeutung(swandel) sinnlicher Wahrnehmung für die Kunstauffassung
- Grenzgänge zwischen künstlerischer Liebhaberschaft und Professionalität
- Rhetorische Strategien im Rahmen professioneller Konkurrenz
- Auswirkungen von sozialer Mobilität und Geschlechterrollen auf Kunstdarstellungen

Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Eine Übernahme der Reise- und Übernachtungskosten wird angestrebt, kann zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht garantiert werden. Eine Publikation der Beiträge ist vorgesehen.

Beiträge aus folgenden Fachdisziplinen sind besonders erwünscht: Musikwissenschaft, Anglistik, Kunstwissenschaft, Geschichtswissenschaft, Theaterwissenschaft, Soziologie und Philosophie.

Bitte richten Sie Ihr Abstract (max. 300 Wörter) sowie eine Kurzvita (max. 100 Wörter) bis zum 15. September 2018 an ina.knoth@uni-hamburg.de

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International and interdisciplinary conference “Music and the Arts in England, c. 1670–1750”

There were various discussions on, and re-evaluations of, the interrelations of the arts in the 17th and 18th centuries. The origins of these disputes were multi-layered and deeply rooted in fundamental social changes which led to new conditions for the creation and reception of art, permitting new configurations for the professionalization of artists and the legitimation of the arts. England and especially its metropolis London was one of the centres for strengthening professionalism in the arts granting stages for all kinds of novelties as well as providing for a print media with unparalleled dissemination to influence the reception and perception of art. The international and interdisciplinary conference aims to define, on the one hand, unique features of the reception and perception of the arts in England. On the other hand, it strives to evaluate English influences on, and exchange processes with, the European continent. Its specific focus lies on the re-evaluation of the arts’ significance and meaning in interrelation with music.

Music was often part of mixed media venture. Opera is the most obvious example, but there are numerous other instances: theatre was unthinkable without symphonies, interludes and songs; printed music often had title pages depicting music making; music was a theme in painting; musical instruments were designed in significant artful ways etc. While the interrelations between text and music have gained scholarly attention within the field of vocal music, their foundation within a broader hierarchy of the arts within English culture in the second half of the 17th and first half of the 18th centuries is still little researched. Indeed many music histories ignore the discipline’s relations to painting altogether.

One of the reasons why there is little scholarly work on art interrelations within this time span might be the fact that the rise of print media as a main protagonist of public opinion offered divergent possibilities of expression to the different arts. At the same time, print was the main medium in which new ideas about sensual perception relevant to art perception were disseminated. National and international reception of ‘enlightened’ bodies of thought, from John Locke’s Essay Concerning Human Understanding (London 1690) to Joseph Addison’s and Richard Steele’s moral weeklies, seems to be well known. However, their influence (along with that of other media) on art reception is worth a closer look: even more so, as their effect might be crucial to uncover unique English features in the discussion of the hierarchy of the arts.
Our conference aims to fill some of the gaps by focussing on the interrelations between music and the arts within the social and cultural context of England, c. 1670–1750. The goal is to define unique features as well as international exchange processes. Accordingly, we welcome papers on such topics as:

- Supporters and media of public art display
- Hierarchies of the arts
- (changes in) the meanings of sensual perception with respect to the arts
- Boundaries between amateurs, virtuosos and professionals
- Rhetorical strategies of professional competition
- Consequences of social mobility and gender differences on art representation

The conference will be held in both English and German. We strive to reimburse travelling and accommodation costs but cannot guarantee this at this point. Selected conference proceeding will be published (peer-reviewed).

We encourage scholars from musicology, english studies, art history, history, theatre history, social history and philosophy to send paper proposals (30 minutes; abstract max.300 words) and short vitas (max. 100 words) to ina.knoth@uni-hamburg by 15th September 2018.

For any questions please contact Dr. Ina Knoth: ina.knoth@uni-hamburg.de

Programm

Kontakt

Ina Knoth

Neue Rabenstr. 13, 20354 Hamburg

ina.knoth@uni-hamburg.de