Konzil und Minderheit / I Concili e le minoranze

Konzil und Minderheit / I Concili e le minoranze

Veranstalter
Internationale Gesellschaft für Konziliengeschichtsforschung e.V.; Johannes Grohe, Pontificia Università della Santa Croce; Thomas Prügl, Universität Wien
Veranstaltungsort
Pontificia Università della Santa Croce / Pontificio Collegio al Campo Santo Teutonico (Römisches Institut der Görres-Gesellschaft)
Ort
Rome
Land
Italy
Vom - Bis
10.10.2018 - 14.10.2018
Deadline
30.09.2018
Von
Matthias Bürgel

Konzilien bzw. Synoden gehören seit den ersten Jahrhunderten des Christentums zu den bevorzugten Formen der Kirchenleitung. Auf ihnen wurden disziplinäre Vereinbarungen getroffen, doktrinäre Entscheidungen gefällt und Regeln des kirchlichen Lebens festgelegt.
Eng verbunden mit dem Ideal konziliarer Konsensfindung ist das Konzept der „Einmütigkeit“, das sich jedoch häufig als Euphemismus entpuppt. Denn Einstimmigkeit wurde auf Konzilien selten erzielt; und ebenso gab es Fälle, in denen unter deren Einforderung Druck auf die Minderheit ausgeübt wurde. Müssen vor diesem Hintergrund Schlagworte wie Konsens, unanimitas, Friede etc. nicht kritischer hinterfragt werden, da sie eher Bruchstellen freilegen und auf Konflikte hindeuten, die eben keine Lösung fanden?
Natürlich brachten auch Konzilien Gewinner und Verlierer hervor. Im Falle von Lehrentscheidungen trat die Mehrheitsmeinung als verbindliche Norm und Glaubenswahrheit in Kraft, während die gegenteiligen Ansichten als häretisch verworfen und deren Anhänger mit entsprechenden Sanktionen bedacht wurden.
Die Tagung „Konzil und Minderheit“ untersucht vor diesem Befund, wie sich Minderheiten und Minderheitsmeinungen auf Konzilien artikulierten und wie man ihnen begegnete. Dabei gilt es auch, durch Konzilsdokumente und -literatur ausgeprägte Narrative, Stilisierungen und Repräsentationen zu berücksichtigen.
Gerade bei Verurteilungen verdient in diesem Zusammenhang die Unterscheidung von Lehre und Person Beachtung und es ist zu prüfen, ob dabei, trotz aller Kontroversrhetorik, nicht auch Brücken gebaut wurden. So können Konzilien, über ihre theologisch-kirchliche Bedeutung als Orte der Wahrheitsfindung hinaus, als historisch gewachsene Modelle von formalisierter Konsenssuche und kollegialer Konfliktvermeidung oder institutionalisierter Deeskalation studiert werden.
Denn neben spektakulären Fällen, in denen eine scharfe Trennlinie, etwa zwischen Häresie und Orthodoxie, usus und abusus, Allgemein- und Partikularwohl, gezogen wurde, boten Konzilien oft Gelegenheit zu ergebnisoffener Diskussion und differenzierter Beratung. Auch die Entwicklung in der Protokollführung erweist sich als Fortschritt, da die schriftliche Fixierung von Minoritäten und ihren Meinungen diesen einen gerechteren Platz in der Historiographie sicherte.
Entsprechend will das Symposion seine Fragestellung konzeptuell ausweiten: Wie, und in welcher Intensität widmeten sich Konzilien dem Schutz religiöser, gesellschaftlicher oder sozialer Minderheiten? Schließlich zeugt diese Sorge von dem tieferen Anliegen, einen höchstmöglichen Ausgleich unter partizipierenden Gruppen, Personen und Interessen herzustellen und ist dem Gedanken der Gerechtigkeit ebenso wie denen der Katholizität und des Friedens verpflichtet.
Die Römische Tagung möchte somit den Blick auf die „Verlierer“ richten, um einerseits Dynamiken der konziliaren Verständigung und der innerkirchlichen Streitkultur zu studieren und andererseits der Sensibilität in der Kirchengeschichte für das Recht von Minoritäten und den Umgang mit Minderheitsmeinungen nachzugehen. Ein Leitgedanke wird sein, inwiefern es gelang, berechtigte Anliegen von unterlegenen Parteien und Positionen in kirchlichen Konsens einzubinden. Man geht dabei von der zu prüfenden These aus, dass „erfolgreiche“ Konzilien ihren Minderheiten möglichst weitgehend entgegenkamen, was sich nicht nur einer politischen Pragmatik verdankte, sondern wesentlicher Bestandteil von Gerechtigkeit ist.
Die Tagung bringt Kirchen-, Konzils- und Profanhistoriker unterschiedlicher nationaler Provenienz zusammen und beleuchtet das Thema exemplarisch an Beispielen aus allen Epochen der Kirchengeschichte.

Programm

Mittwoch / Mercoledì, 10.10.2018

Aula Álvaro del Portillo, Pontificia Università della Santa Croce, Piazza di Sant’Apollinare, 49 – 00186 Roma

14.00 Eintreffen-Registrierung / Arrivo-Registrazione

14.30 Grußworte / Saluti
Einführung / Presentazione
Minorities at Church Councils. Historical reality and ecclesiological impact
Johannes Grohe, Pontificia Università della Santa Croce, Roma
Thomas Prügl, Universität Wien

15.30 Das Schicksal Priszillians und seiner Anhänger 380 in Saragossa,
384 in Bordeaux und 385 in Trier
Klaus M. Girardet, Universität des Saarlandes, Saarbrücken

16.00 Wechselnde Mehrheitsverhältnisse auf dem Konzil von Chalcedon 451
und ihre Bedeutung für die Rezeption seiner Beschlüsse
Sandra Leuenberger-Wenger, Universität Zürich

16.30 Diskussion / Discussione

Pause / Intervallo

17.15 Origene e i suoi sostenitori nei Concili: un ammonimento per la Dogmen­geschichte
Giulio Maspero, Pontificia Università della Santa Croce, Roma

17.45 Mehrheit und Minderheit in den Anfängen des monenergetisch-monotheletischen
Streites
Heinz Ohme, Humboldt-Universität zu Berlin

18.15 Diskussion / Discussione

19.00 Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Konziliengeschichtsforschung. e.V. /
Assemblea della Società per la Ricerca della Storia dei Concili

Donnerstag / Giovedì, 11.10.2018

Aula Álvaro del Portillo, Pontificia Università della Santa Croce, Piazza di Sant’Apollinare, 49 – 00186 Roma

9.00 Minorities as Majorities at the Councils of Constantinople III (680/681) and
Constantinople IV (869/870)
Richard Price, University of London

9.30 Synodal Majorities and Minorities during the so-called Photian Schism
Evangelos Chrysos, National and Kapodistrian University of Athens

10.00 Diskussion / Discussione

Pause / Intervallo

10.45 Universi dixerunt? – Papst Vigilius, Kaiser Justinian und die Suche nach dem Konsens
auf dem Konzil von Konstantinopel 553
Josef Rist, Ruhr-Universität Bochum

11.15 Das Mehrheitsprinzip bei kirchlichen Wahlen
Hans-Jürgen Becker, Universität Regensburg

11.45 Diskussion / Discussione

12.00 Das Problem der sanior pars auf Konzilien
Johannes Helmrath, Humboldt-Universität zu Berlin

12.30 Diskussion / Discussione

15.00 Ebrei e cristiani nei concili della Penisola Iberica del Tardo Medioevo
Johannes Grohe, Pontificia Università della Santa Croce, Roma

15.30 Diskussion / Discussione

Kurzreferate / Comunicazioni

Sektion I / Sezione I
Aula Álvaro del Portillo

16.00 The reception of the Council of Nicaea by ethnic minorities in the eastern
Roman Empire
Luise Marion Frenkel, Universidade de São Paulo / Universität Erfurt

16.30 The “Minority” at the Council of Ephesus (431)
Thomas Graumann, Homerton College, University of Cambridge

17.00 De cura populorum et pauperum: attending to the needs of the Poor in the Gallic
and Hispano – Roman/ Suevic - Visigothic Councils
Alberto Ferreiro, Seattle Pacific University

17.30 Diskussion / Discussione

Sektion II / Sezione II
Aula A103

16.00 La minoranza assente. I vescovi lombardi al concilio provinciale di Aquileia del 1282
Luca Demontis, Istituto Teologico Don Orione, Roma

16.30 The Bohemian Delegation at the Council of Constance (1414-1418) and its struggle
for truth and recognition
Christina Traxler, Universität Wien

17.00 “Papa più uno”. Una dottrina canonistica sull’autorità rappresentativa della minoranza
pro-papale al concilio di Basilea
Thomas Woelki, Humboldt-Universität zu Berlin

17.30 Diskussion / Discussione

Sektion III / Sezione III
Aula A106

16.00 The possibilities of inter- and trans-confessionalism in the 19th century in Hungary
using the example of the Council of 1822 and the Catholic Assemblies of the 1890s
Zsófia Bárány, Accademia d’Ungheria in Roma
Tibor Klestenitz, Hungarian Academy of Sciences, Institute of History, Budapest

16.30 Il comunismo al Vaticano II. Una battaglia della minoranza conciliare
Claudio Anselmo, Torino

17.30 Diskussion / Discussione

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18.30 Konzert / Concerto: Chiesa di Sant’Agnese in Agone, piazza Navona

Freitag / Venerdì, 12.10.2018

Aula Benedetto XVI, Pontificio Collegio al Campo Santo Teutonico – 00120 Città del Vaticano

9.00 Reform oder Papstwahl – Das Konstanzer Konzil (1414-1418) in der Zerreißprobe
Ansgar Frenken, Ulm

9.30 Jean Gerson e la sua partecipazione nella causa Jean Petit durante
il Concilio di Costanza (1414-1418)
Sebastián Provvidente, Consejo Nacional de Investigaciones Científicas y Técnicas, Buenos Aires

10.00 Diskussion / Discussione

Pause / Intervallo

10.45 Gli hussiti come (mancata) minoranza conciliare al Concilio di Basilea (1431-1438)
Alberto Cadili, Westfälische Wilhelms-Universität, Münster

11.15 The Minorities at Lateran V (1512-1517)
Nelson H. Minnich, The Catholic University of America, Washington D.C.

11.45 Diskussion / Discussione

12.00 Minoranza o maggioranza? I dibattiti sulla residenza de iure divino dei vesco­vi
al Concilio di Trento (1545-1563)
Matteo Al Kalak, Università degli Studi di Modena e Reggio Emilia

12.30 Diskussion / Discussione

15.00 Non placet oder Placet iuxta modum? – Hintergründe, Intention und Folgen der
Abstimmung der Minorität auf dem I. Vatikanischen Konzil am 13.7.1870
Klaus Schatz S.J., Philosophisch-Theologische Hochschule, Frankfurt/St.Georgen

15.30 Il vescovo Josip Juraj Strossmayer nella minoranza conciliare al Vaticano I (1869/1870)
Petar Vrankić, Universität Augsburg

16.00 Diskussion / Discussione

Pause / Intervallo

16.30 La minoranza antinfallibilista del Concilio Vaticano I nella storiografia specializzata
Carlo Pioppi, Pontificia Università della Santa Croce, Roma

17.00 Diskussion / Discussione

18.00 Öffentlicher Abendvortrag / Conferenza pubblica

Was heißt und zu welchem Ende studiert man … Konziliengeschichte?
S.E. Walter Kardinal Brandmüller, Città del Vaticano

Samstag / Sabato, 13.10.2018

Aula Benedetto XVI, Pontificio Collegio al Campo Santo Teutonico – 00120 Città del Vaticano

9.00 La voce della minoranza nei regolamenti dei Concili Vaticani
Alexandra von Teuffenbach, Roma

9.30 La minoranza al Vaticano II (1962-1965) secondo il “Diario” del suo
Segretario Generale, Pericle Felici
Agostino Marchetto, Roma

10.00 Pause / Intervallo

10.45 Die letzten zehn Diözesansynoden Ungarns (1993-1999) und die Min­derheitenpastoral
Gabriel Adriányi, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn / Eötvös-Loránd-University
Budapest

11.15 Abschlussdiskussion und Beratung über den Stand der Publikationen des Projektes “Konziliengeschichte” / Conclusioni finali e punto della situazione sull’andamento delle pubblicazioni del progetto “Storia dei Concili”

15.00-22.00 Ausflug / Gita: Santa Maria della Lode a Vescovio (Torri in Sabina)
Gemeinsames Abendessen / Cena conclusiva

Sonntag / Domenica, 14.10.2018

10.00 Hl. Messe / Santa Messa
Chiesa di Santa Maria dell’Anima, Via di Santa Maria dell’Anima 66

Kontakt

Domenico Sorgini / Silvija Vasilj

Pontificia Università della Santa Croce
Piazza di Sant’Apollinare, 49 - 00186 Roma

convegnoth@pusc.it

http://www.pusc.it/teo/simp2018