Was glaubten die Deutschen 1933-1945? Eine neue Perspektive auf das Verhältnis von Religion und Politik im Nationalsozialismus

Was glaubten die Deutschen 1933-1945? Eine neue Perspektive auf das Verhältnis von Religion und Politik im Nationalsozialismus

Veranstalter
Prof. Dr. Olaf Blaschke und Prof. Dr. Thomas Großbölting
Veranstaltungsort
Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters Religion und Politik, Raum JO 101, Johannisstraße 4, 48143 Münster
Ort
Münster
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.12.2018 - 07.12.2018
Deadline
28.11.2018
Von
Exzellenzcluster Religion und Politik WWU Münster

Obwohl sich der Nationalsozialismus in Deutschland in einer dominant christlich geprägten Gesellschaft etablierte, geht die herkömmliche Vermessung des Verhältnisses von NS-Bewegung und den beiden christlichen Kirchen von einem „Kirchenkampf“ oder wenigstens einem Gegenüber der beiden Größen aus: dem Nationalsozialismus auf der einen und dem potentiell widerständigen Christentum auf der anderen Seite. Selbst der Begriff der „Brückenbauer“ evoziert noch das Bild von zwei gegenüberliegenden Ufern.
Naheliegender sind jedoch komplexe Relationen zwischen Nationalsozialismus und Christentum sowie Rückwirkungen, insbesondere auf die individuelle „Gläubigkeit“ und Sinnstiftung der Deutschen in den 1930er und 1940er Jahren. Ziel der Tagung ist es, mit diesem Perspektivwechsel Religion während der NS-Zeit nicht von vornherein als Faktor von Tradition, Resilienz und Resistenz, sondern als mitlaufende Gegebenheit, möglicherweise gar als Teilfaktor des Regimes zu analysieren. Entfaltete sich der Nationalsozialismus trotz oder wegen der christlichen Grundeinstellungen der Mehrheitsgesellschaft? Möglicherweise war ein größerer Teil der Bevölkerung nicht entweder Nationalsozialist oder Christ, sondern in Gemengelagen beides.
Diese „hybride“ Gläubigkeit gewöhnlicher Deutscher, als Mitglied der Kirche und Teil der „Herrenrasse“, als treue Christen und treue Nationalisten, steht in sozial-, motivations- und diskursgeschichtlicher Hinsicht zur Diskussion.

Programm

Donnerstag, 6. Dezember 2018, 13:30-20:00 Uhr

13:30 Uhr
Begrüßung und Einführung, Olaf Blaschke und Thomas Großbölting (Münster)

Sektion I: Akteure und ihre Praktiken
Moderation: Malte Thießen (Münster)

13:45 Uhr:
Praktiken der (Doppel)Gläubigkeit vor Ort: Exemplarische Überlegungen zur Beziehung lokaler NS-Gliederungen zum Christentum, Sarah Thieme (Münster)
14:30 Uhr:
Der Bund Deutscher Mädel (BDM) als „Glaubensgemeinschaft“. Zur Entwicklung einer NS-Jugendorganisation nach 1933, Armin Nolzen (Bochum)
15:45 Uhr:
Der Komponist Arthur Piechler und die Antinomien des katholischen Kulturkonservatismus im NS-Regime, Martina Steber (München)
16:30 Uhr:
Katholischer Glaube und Praxis an der „Heimatfront“, 1939-1945, Thomas Brodie (Oxford)
17:30 Uhr:
Wie viel überzeugte Nationalsozialisten gab es? Warum verließen so viele wieder die Partei? Neue Forschungsergebnisse über die Mitglieder der NSDAP 1925-1945, Jürgen Falter (Mainz)

Abendvortrag im Fürstenberghaus, Hörsaal F 5
18:30 Uhr:
„Wir tragen das Hakenkreuz in die Kirche“. Religiöse Rituale und der Transfer des Sakralen. Zum widersprüchlichen Verhältnis von nationalsozialistischer „Volksgemeinschaft“ und christlichen Glaubensgemeinschaften, Hans-Ulrich Thamer (Münster)

Freitag, 7. Dezember 2018, 9:00-16:00 Uhr

Sektion II: Weltanschaulich-religiöse Motive
Moderation: Christina Morina (Amsterdam)

9:00 Uhr:
Ankunft in der „Volksgemeinschaft“? Katholisch-nationale Feiern in Berlin im Jahr 1933, Klaus Große Kracht (Münster)
9:45 Uhr:
Völkische Religion und Nationalsozialismus. Ideologische, personelle und organisatorische Analysen von Oskar Stillich, Uwe Puschner (Berlin)
11:00 Uhr:
„Braune Priester“ / „Klerikalfaschisten“ an der Peripherie NS-Deutschlands. Radikalisierung, Loyalität und Eigensinn, Miloslav Szabó (Bratislava)

Sektion III: Deutende Diskurse
Moderation: Wilhelm Damberg (Bochum)

13:00 Uhr:
Nationalsozialismus und Religion: Überlegungen zu einer Gesamtschau, Manfred Gailus (Berlin)
13:45 Uhr:
Vereinbarkeits- bzw. Unvereinbarkeitsdiskurse, Lucia Scherzberg (Saarbrücken)
14:45 Uhr:
Zwei „Gläubigkeitsdebatten“, viele Parallelen: Kontroversen zur Säkularisierung und NS-Gläubigkeit, Mark Ruff (St. Louis)

Schlusskommentar
15:30 Uhr:
Religion und Rassismus in der Volksgemeinschaft - Neue Perspektiven, Isabel Heinemann (Münster)

Kontakt

Fabian Köster

Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte II / Zeitgeschichte, Domplatz 20 - 22, 48143 Münster

tagung.religion.politik.1933-1945@uni-muenster.de

https://www.uni-muenster.de/Rektorat/exec/termine.php?layout=toptermin-detail&id=26808&einrichtungsid=51
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