Noether-Konferenz: Wie kommt das Neue in die Welt? Über neues Wissen, alte Denkmuster und strukturelle Veränderungen

Noether-Konferenz: Wie kommt das Neue in die Welt? Über neues Wissen, alte Denkmuster und strukturelle Veränderungen

Veranstalter
Exzellenzcluster MATH+, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Zentrale Frauenbeauftragte der Freien Universität Berlin
Veranstaltungsort
Harnack-Haus, Ihnestr. 16-20, 14195 Berlin (03.06.); Freie Universität Berlin, Institut für Informatik, Takustr. 9, 14195 Berlin (04.-05.06.)
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.06.2019 - 05.06.2019
Deadline
27.05.2019
Von
Dr. Mechthild Koreuber, Dr. Corinna Tomberger

Vor 100 Jahre erhielt Emmy Noether als erste Mathematikerin und erste Frau in Preußen die Lehrbefugnis an einer Universität. Es hatte dreier Anläufe und eines politischen Systemwechsels bedurft, bis Noethers Antrag auf Habilitation 1919 positiv entschieden wurde. Der hindernisreiche Weg der Mathematikerin, die auch nach ihrer Habilitation im akademischen System marginalisiert wurde, veranschaulicht exemplarisch die androzentrische Verfasstheit der Bildungsinstitution Universität.
Trotz aller Hürden gelang es Noether, eine eigene mathematische Schule aufzubauen und neue grundlegende Wissensvorstellungen zu etablieren. Ihre Methoden und ihr mathematisches Verständnis führten zu neuen Wissenskonzepten nicht nur in der Algebra, sondern auch in der Mathematik in ihrer Gesamtheit. Mit ihrer Habilitationsschrift löste Noether zentrale mathematische Probleme der allgemeinen Relativitätstheorie. Wie andere jüdische Wissenschaftlerinnen verfolgte Noether ihren Erkenntnisdrang ungeachtet gesellschaftlicher Diskriminierung und Marginalisierung. Infolge der nationalsozialistischen Ausgrenzung jüdischer WissenschaftlerInnen aus dem deutschen Universitätssystem emigrierte sie 1933 in die USA, um ihre Arbeit fortzuführen. Dafür blieb Emmy Noether nur wenig Zeit; 1935 starb sie im Alter von 53 Jahren an den Folgen einer Operation.
Anlässlich des 100. Jubiläums ihrer Habilitation beleuchtet die interdisziplinäre Fachkonferenz aus mathematischer, physikalischer, wissenschaftstheoretischer und historischer Perspektive die Bedeutung Noethers bis in die Gegenwart. Sie erkundet den Stellenwert Noethers für die mathematische und physikalische Wissensproduktion. Darüber hinaus nimmt sie Diskriminierungsmechanismen in den Blick, mit denen Emmy Noether als Frau jüdischer Herkunft im deutschen Wissenschaftssystem konfrontiert war, und fragt weitergehend nach der Vergeschlechtlichung der Mathematik wie auch der Universität damals und heute.

Programm

MONTAG, 3. JUNI 2019, HARNACK-HAUS

18:00
ERÖFFNUNG
- Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin
- Dilek Kolat, Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung des Landes Berlin
- Prof. Dr. Martin Skutella, Technische Universität Berlin, Sprecher des Exzellenzclusters MATH+
- Dr. Mechthild Koreuber, Zentrale Frauenbeauftragte der Freien Universität Berlin

18:30
EINFÜHRUNG: Wissenschaftsgeschichte, Disziplinengeschichte, Geschlechtergeschichte – eine In(ter)vention
- Prof. Dr. Jürgen Renn, Direktor des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte
- Prof. Dr. Bettina Wahrig, Technische Universität Braunschweig

19:00
FESTVORTRAG: Emmy Noether's Contribution to the Rise of the Structural Approach in Algebra
- Prof. Dr. Leo Corry, Tel Aviv University

DIENSTAG, 4. JUNI 2019, FREIE UNIVERSITÄT BERLIN, INSTITUT FÜR INFORMATIK

9:00
BEGRÜßUNG: Prof. Dr. Christof Schütte, Zuse-Institut Berlin

9:15–10:45
PANEL 1: Moderne Algebra – mathematische Disziplin und methodisches Konzept - Chair: Prof. Dr. Henning Krause, Universität Bielefeld
Denkraum Noether-Schule – Über neue Wissensvorstellungen und alte Denkmuster
- Dr. Mechthild Koreuber, Freie Universität Berlin
B.L. van der Waerden als ein Vertreter der Noether-Schule
- Dr. Martina R. Schneider, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

11:15–13:30
PANEL 2: Jüdische Wissenschaftler*innen in der deutschsprachigen akademischen Kultur - Chair: Prof. Dr. Moritz Epple, Goethe-Universität Frankfurt
Juden und Frauen in der deutschen Academia
- Prof. Dr. Christina von Braun, Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
Max und Emmy Noether: Vertreter einer vergangenen deutsch-jüdischen Hochkultur
- Prof. Dr. David Rowe, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Zur Emigration jüdischer Mathematiker*innen
- Prof. Dr. Reinhard Siegmund-Schultze, Universitetet i Agder

14:30–16:00
PANEL 3: Habilitation – Eintrittskarte in die akademische Karriere? - Chair: Prof. Dr. Annette Vogt, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte
Das Geschlecht der Habilitation – Institutionengeschichtliche Betrachtung der Geschlechterverhältnisse
- Prof. Dr. Anita Traninger, Freie Universität Berlin
Die Habilitation Emmy Noethers
- Dr. Cordula Tollmien, Freiberufliche Historikerin

16:00
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG: Women in Mathematics throughout Europe: a Gallery of Portraits
- Prof. Dr. Sylvie Paycha, Universität Potsdam

16:45–18:15
PANEL 4: Die Noether-Theoreme – wissenschaftstheoretisch-physikalische Betrachtungen - Chair: Prof. Dr. Michael Hintermüller, Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik
Begriffliche Bewegungen zwischen Physik und Mathematik
- Prof. Dr. Tilman Sauer, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Vom mathematischen Satz zum physikalischen Prinzip: Noethers Theorem aus physikhistorischer Perspektive
- PD Dr. Arianna Borrelli, Technische Universität Berlin

19:00
ÖFFENTLICHES ABENDPROGRAMM: Mathematische Spaziergänge mit Emmy Noether
Uraufführung des portraittheater wien mit Grußworten der Kooperationspartner*innen

MITTWOCH, 5. JUNI 2019, FREIE UNIVERSITÄT BERLIN, INSTITUT FÜR INFORMATIK

9:00
BEGRÜßUNG: Prof. Dr. Michael Hintermüller, Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik

9:15–11:15
PANEL 5: Noethers Mathematik heute - Chair: Prof. Dr. Folkmar Bornemann, Technische Universität München
Noether’s Theorems and Symmetry
- Prof. Dr. John H. Maddocks, École Polytechnique Fédérale de Lausanne
Noether's Theorem, smooth and discrete
- Ana Rojo-Echeburúa, PhD candidate, University of Kent
From Algebraic Geometry to Braids, Robotics and Neuroscience
- Prof. Dr. Mina Teicher, Bar-Ilan University

11:45–13:00
PANEL 6: Wechselspiele zwischen der sozialen Konstruktion von Geschlecht und von Mathematik - Chair: Prof. Dr. Ralf Kornhuber, Freie Universität Berlin
Innensicht trifft Außensicht – der Versuch eines Dialogs
- Prof. Dr. Andrea Blunck, Universität Hamburg
- Dr. Anina Mischau, Freie Universität Berlin

13:45–15:30
ÖFFENTLICHE PODIUMSDISKUSSION: Wie kommt das Neue in die Welt? Reflexionen über das Verhältnis von Mathematik, Gesellschaft, Geschlecht und Diversität
Moderation: Jan-Martin Wiarda, Wissenschaftsjournalist
- Prof. Dr. Katja Eilerts, Humboldt-Universität zu Berlin
- Prof. Dr. Catherine Goldstein, Institut de Mathématiques de Jussieu-Paris Rive Gauche
- Prof. Dr. Rupert Klein, Freie Universität Berlin
- Prof. Dr. Helena Mihaljević, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
- Prof. Dr. Caren Tischendorf, Humboldt-Universität zu Berlin

Kontakt

Dr. Corinna Tomberger
Freie Universität Berlin

info@noetherkonferenz2019.de

http://www.noetherkonferenz2019.de
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Deutsch
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