Überleben in der Diktatur. Auftaktkonferenz des Forschungsverbunds "Landschaften der Verfolgung"

Überleben in der Diktatur. Auftaktkonferenz des Forschungsverbunds "Landschaften der Verfolgung"

Veranstalter
BMBF-Forschungsverbund "Landschaften der Verfolgung"
Veranstaltungsort
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Senatssaal HG 109, Große Scharrnstraße 59, 15230 Frankfurt (Oder)
Ort
Frankfurt (Oder)
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.06.2019 -
Deadline
05.06.2019
Von
Kindler, Robert

Das Leben in der Diktatur hatte viele Facetten. Die Androhung und der Vollzug von Repressionen gehörten dabei zu den grundlegenden Alltagserfahrungen. Doch Diktaturen können nicht ausschließlich auf Unterdrückung und Gewalt setzen. Sie bedürfen auch der Legitimation durch die Beherrschten. In welchem Verhältnis standen Repressionen und freiwillige Unterordnung in sozialistischen Diktaturen? Welches Erbe hinterließen sie und wie können wir heute, 30 Jahre nach dem Ende der SED-Diktatur, damit umgehen? Diese Fragen stehen im Zentrum der Konferenz »ÜberLeben in der Diktatur«.

Die Konferenz ist die öffentliche Auftaktveranstaltung für den interdisziplinären Forschungsverbund »Landschaften der Verfolgung«, der im Januar 2019 seine Arbeit aufgenommen hat. Im Forschungsverbund werden Ursachen, Ausmaße und Auswirkungen politischer Repressionen in vergleichender Perspektive erforscht. Im Zentrum des Projekts steht die Erstellung einer Datenbank zu den Dimensionen politischer Haft in der SBZ / DDR. Auf Grundlage dieser Daten sollen exakte Aussagen zur Gesamtzahl der aus politischen Gründen Getöteten, Deportierten und Inhaftierten getroffen werden.

Der Verbund wird von mehreren Partnern getragen, die sich mit ihren unterschiedlichen Perspektiven in das Projekt einbringen. Folgende universitäre Forschungseinrichtungen sind am Vorhaben beteiligt: Das Institut für Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Fachbereich Politikwissenschaft an der Universität Passau, die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Berlin sowie der Arbeitsgruppe Aufarbeitung und Recht an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Folgende Gedenkstätten und Institutionen der DDR-Aufarbeitung sind Teil des Projekts: Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, das Menschenrechtszentrum Cottbus e.V., die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße in Potsdam sowie die Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen ist Kooperationspartner des Forschungsverbunds.

Der Forschungsverbund wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als eines von 14 Verbundprojekten gefördert, die sich mit der Geschichte der DDR auseinandersetzen sollen.

Programm

9:45 GRUSSWORT
Prof. Dr. Julia von Blumenthal – Präsidentin der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)

10:00–10:30 VOM UMGANG MIT DER DIKTATUR
Prof. Dr. Jörg Baberowski – Humboldt-Universität zu Berlin, Sprecher des Forschungsverbunds

Kaffeepause

10:45–12:15 PANEL I – REPRESSION
Auf diesem Panel geht es um Praktiken der Repression. Gefragt wird nach Erfahrungen von Opfern und Tätern, nach Transferprozessen zwischen unterschiedlichen Diktaturen (lernten sie voneinander?) sowie nach konkreten Formen von Gewalt, Drohung und Unterdrückung. Was bedeutete es, Repressionserfahrungen zu machen?

Dr. Stefan Donth – Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Dr. Helge Heidemeyer – Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Berlin
Monika Maron – Autorin, Berlin
Prof. Dr. Claudia Weber – Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Moderation: Dr. Jan C. Behrends – Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam

Mittagspause

13:15–14:45 PANEL II – LEGITIMATION
Im Zentrum dieses Panels steht die Frage, wie kommunistische Regime ihrer Herrschaft Legitimität verliehen und wie sie Akzeptanz in der Bevölkerung herstellten. Allein mit Gewalt und Repression ließen sich diese Ziele nicht erreichen. Welche Mittel und Wege ersannen Diktaturen, um ihre Bevölkerungen an sich zu binden? Wie wirken sich diese Strategien auf die Gesellschaften nach dem Ende der Diktaturen aus?

György Dalos – Schriftsteller und Historiker, Berlin
Frank Richter – Theologe, Dresden
Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig – Universität Passau
Moderation: Dr. Hansjörg Brey – Südosteuropa-Gesellschaft, München

Kaffeepause

15:15–16:45 PANEL III – BEWÄLTIGUNG
Das Panel behandelt das Problem, wie sich Gesellschaften und Individuen mit den Folgen der Diktatur konfrontieren. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Situation von Betroffenen gelegt. Wie verarbeiten Menschen Repressionserfahrungen und welche Wege müssen interdisziplinär und vergleichend angelegte Aufarbeitungsstrategien verfolgen, um sowohl den Betroffenen gerecht zu werden als auch das Interesse breiterer Bevölkerungsschichten zu wecken?

Maria Bering – Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Prof. Dr. Isabella Heuser – Charité – Universitätsmedizin Berlin
Regina Mönch – Journalistin, Berlin
Prof. Dr. Giselher Spitzer – Berlin / Frankfurt (Oder)
Moderation: Prof. Dr. Jörg Ganzenmüller – Stiftung Ettersberg Weimar / Friedrich-Schiller-Universität Jena

17:00–18:00 PANEL IV – PERSPEKTIVEN
Dieses Panel thematisiert den Forschungsverbund »Landschaften der Verfolgung«. Welche Ziele und Absichten verfolgen die beteiligten Institutionen? Was wollen sie erreichen und auf welche Weise sollen die Ergebnisse ihrer Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden? Ist eine Datenbank mit allen politischen Häftlingen ein geeignetes Mittel zur Aufarbeitung der SED-Diktatur?

Dieter Dombrowski – Menschenrechtszentrum Cottbus e. V.
Uta Gerlant – Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße, Potsdam
Roland Jahn - Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Berlin
Prof. Dr. Johannes Weberling – Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Dr. Olaf Weißbach – Robert-Havemann-Gesellschaft e. V.
Moderation: Prof. Dr. Jörg Baberowski – Humboldt-Universität zu Berlin

anschließend: Empfang der Märkischen Oderzeitung (MOZ) für die Teilnehmer der 16. Frankfurter Medienrechtstage im Hansesaal des Bolfrashauses

Vor dem Konferenzsaal einen Anlaufpunkt für interessierte Bürger und Zeitzeugen geben, um sich über die Arbeit der am Forschungsverbund beteiligten Gedenkstätten zu informieren.

Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenfrei. Um vorherige Anmeldung wird bis zum 5. Juni 2019 gebeten. Bitte senden Sie dazu eine kurze Nachricht an Antje Pausder sekgesoe@hu-berlin.de

Kontakt

Dr. Robert Kindler
Koordinator des Forschungsverbunds »Landschaften der Verfolgung«
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Geschichtswissenschaften
Unter den Linden 6
10099 Berlin
Tel.: 030-209370593

Email: robert.kindler@hu-berlin.de

http://www.landschaften-verfolgung.de
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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