Frieden aushandeln in der Frühen Neuzeit (1500-1800) - Rhetoriken - Praktiken - Strategien

Frieden aushandeln in der Frühen Neuzeit (1500-1800) - Rhetoriken - Praktiken - Strategien

Veranstalter
Prof. Dr. Inken Schmidt-Voges; Katharina Simon; Max Philipp Wehn
Veranstaltungsort
Ort
Marburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.05.2020 - 09.05.2020
Deadline
15.07.2019
Website
Von
Max Philipp Wehn, Geschichte- und Kulturwissenschaften (Frühe Neuzeit), Philipps-Universität Marburg

[ENGLISH VERSION BELOW]

Das Leben in der Frühen Neuzeit war von zahlreichen Konflikten geprägt, die zwischen Individuen, sozialen Gruppen, Gemeinwesen und Staaten ausgetragen wurden. Ebenso zahlreich waren die Strategien und Rhetoriken des Friedenstiftens. In der historischen Friedensforschung wurde lange Zeit ein Fokus auf die Erforschung politischer Konflikte und Friedensprozesse gelegt. Auch wenn in den jüngeren Forschungsarbeiten kulturhistorische Perspektiven und soziale Praktiken der Konfliktaushandlung nicht nur in der Diplomatie sondern auch in anderen gesellschaftlichen Kontexten in den Blick genommen wurden, so werden diese Konfliktebenen und Friedensprozesse zumeist losgelöst voneinander betrachtet. Verknüpfungen zwischen den Ebenen sind in der Forschung selten. Die Frage nach einem gemeinsam geteilten Kern frühneuzeitlicher Friedensvorstellungen ist bereits als Desiderat formuliert, aber bislang nicht systematisch erschlossen worden (z. B. Schmidt-Voges, 2010, Stuart Caroll 2011).

Ziel dieser Tagung ist es, unterschiedliche Räume und Ebenen des Aushandelns von Frieden gegenüberzustellen, um Analogien, gemeinsame Referenz- und Bezugsrahmen sowie Transferprozesse herausarbeiten zu können. Im Mittelpunkt stehen dabei die Handlungsräume des sozialen Nahraums (Haus, Nachbarschaft, Freundschaft), des Gemeinwesens (Proteste, Aufstände, Bürgerkriege, koloniale Konflikte) und der zwischenstaatlichen Ebene in europäischen, kolonialen und außereuropäischen Zusammenhängen. Die Tagung soll Raum und Gelegenheit bieten, Forschende aus unterschiedlichen zur Frühen Neuzeit und zur historischen Friedensforschung arbeitenden Disziplinen zusammen zu bringen, um die Frage nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden in Wissens-, Wahrnehmungs- und Handlungsmustern der Konfliktlösungs- und Friedensprozesse interdisziplinär zu diskutieren.
Frieden soll dabei nicht essentialisiert als Zustand, sondern als ein kommunikativer, ausgesprochen dynamischer und standortbezogener Zuschreibungsprozess verstanden werden. Um Frieden zu schließen, mussten die handelnden Akteur*innen auf gemeinsame geteilte Vorstellungen vom Frieden und Frieden schließen als Bezugsrahmen zurückgreifen, so dass sich hier Ansatzpunkte für einen komparatistischen Ansatz bieten. Um Vergleiche zwischen verschiedenen Räumen und Handlungsebenen zu ermöglichen, sollen die Friedensprozesse (erfolgreiche wie auch gescheiterte) anhand folgender Kategorien analysiert werden:

- Rhetoriken: Welche Semantiken und Codes werden verwendet, in welche Diskurse sind sie eingebunden, aus welchen Wissensordnungen und Legitimierungshorizonten speisen sich diese? In welchen Medien werden welche Rhetoriken wie vermittelt?
- Praktiken: Welche Rituale sind für welche Phasen des Friedenschließens zentral, welche Praktiken ermöglichen/verhindern Frieden, welche Formen symbolischer Kommunikation begleiten Konfliktlösung?
- Strategien: Wie Nutzen Akteur/innen diese Rhetoriken und Praktiken in konkreten Situationen, um ihre Interessen durchzusetzen? Welche Rolle spielen hierbei asymmetrische Herrschaftsverhältnisse und soziale Hierarchien?

Die Tagung, die vom 7. - 9. Mai 2020 an der Philipps-Universität Marburg stattfinden wird, ist interdisziplinär und thematisch transnational konzipiert und begrüßt folglich Beiträge aus allen zur Frühen Neuzeit (1500-1800) arbeitenden Disziplinen (z.B. Geschichte, Sozial- und Kulturwissenschaften, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaften, Theologie).
Vorschläge für einen dreißigminütigen Vortrag sollten nicht mehr als eine Seite umfassen und durch einen kurzen Lebenslauf ergänzt werden. Besonders Nachwuchswissenschaftler/innen sind ausdrücklich eingeladen, sich zu bewerben.

Bitte senden Sie Ihren Vorschlag bis zum 15. Juli 2019 an: ng1@uni-marburg.de.

Negotiating Peace in the Early Modern Period (1500-1800) - Rhetoric - Practices – Strategies

Numerous conflicts emerging between individuals, social groups, communities and states marked early modern life. Just as numerous were strategies and rhetoric of peacemaking. For a long time historical peace studies have focused on political conflicts and peace building processes. Although recent works have looked at cultural perspectives and social practices of conflict negotiation not only in diplomacy but also in other social contexts, different conflict levels and peace processes are usually considered detached from each other - research links between those levels are rare. Although researchers have pointed out that the question of a shared core of early modern peace concepts is a desideratum, (e.g. Schmidt-Voges, 2010, Stuart Caroll 2011) a systematic comparison has not yet been undertaken.
This conference aims at juxtaposing different spaces and levels of peacemaking in order to work out analogies, common references and frameworks as well as transfer processes. The spaces are close social circles (house, neighbourhood and friendship) the community (protests, uprisings, civil wars, and colonial conflicts) and the intergovernmental level in European, colonial and non-European contexts. The conference aims for bringing together researchers from different disciplines working on early modern societies and historical peace studies to discuss analogies and differences in the patterns of knowledge, perceptions and action in conflict resolution and peace processes.
We understand peace not as an essentialist state of being but as a dynamic and space-related process of communication and attribution. In order to make peace, the actors had to resort to shared concepts of peace as frameworks of reference. This offers links and starting points for a comparative approach. Analysing the different peace processes (successful as well as failed ones) according to the following categories shall facilitate comparisons between the different spaces and levels of action.

- Rhetoric: which semantics and codes do the actors use? In which discourses are they involved, to which systems of knowledge and legitimization do they refer? What kind of media is used? Which rhetoric is conveyed and how?
- Practices: which rituals are central to the different phases of peacemaking? Which practices enable or prevent peace? Which forms of symbolic communication accompany conflict resolution?
- Strategies: how do actors use rhetoric and practices in concrete situations to assert their interests? What role do asymmetrical relations of domination and social hierarchies play here?

The conference will take place from the 7th to the 9th of May in 2020 at the Philipps-University of Marburg. Its concept is an interdisciplinary and thematically transnational one; therefore, contributions from all disciplines working on early modern topics (1500-1800) (e.g. history, social and cultural sciences, art history, literature, theology) are welcome.
Proposals for a 30-minute presentation paper should not exceed one page and include a short Curriculum Vitae. Young researchers are explicitly invited to apply.

Please send your proposals until July 15, 2019 to: ng1@uni-marburg.de

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ng1@uni-marburg.de


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