Die Fabrik des Textes. Materialität und Textualität des Versailler Friedensvertrages

Die Fabrik des Textes. Materialität und Textualität des Versailler Friedensvertrages

Veranstalter
Deutsches Historisches Institut Paris (DHIP), Goethe-Universität Frankfurt am Main (Institut für Romanistik und Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften), Institut franco-allemand de sciences historiques et sociales (IFRA), Frankfurt
Veranstaltungsort
Ort
Paris
Land
France
Vom - Bis
26.09.2019 - 27.09.2019
Website
Von
Axel Dröber

Der Versailler Friedensvertrag von 1919 stellte für Frankreich und Deutschland eine schwere Hypothek dar: Westlich des Rheins rief die Frage der Umsetzung kontroverse Debatten hervor, während sich der Vertrag in Deutschland ungleich desaströser auswirkte, was auf Artikel 231 und die darin festgehaltene Alleinschuld der Mittelmächte zurückging. Der Ausgang dieser Geschichte, vom Untergang der Weimarer Republik bis zum Aufstieg des Nationalsozialismus, ist weitgehend bekannt.
Weniger bekannt ist, wie der Vertrag selbst während der Pariser Friedenskonferenz (Januar-Juni 1919) entstand. Die jüngste Forschung hat die Offenheit und den evolutiven Charakter des Vertrages hervorgehoben. Dessen Genese untersucht der vom Deutschen Historischen Institut Paris (DHIP), von der Goethe-Universität Frankfurt am Main (Institut für Romanistik und Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften) und vom Institut franco-allemand de sciences historiques et sociales (IFRA), Frankfurt, organisierte Workshop. Der Fokus richtet sich nicht nur auf den Rat der vier Siegesmächte, sondern auch auf die zahlreichen Kommissionen, in denen der Vertrag ausgearbeitet wurde. Die zentrale Frage, mit der sich die Teilnehmer/innen beschäftigen, richtet sich darauf, welche Aussagen wir heute zur Textualität des Vertrages machen können. Welche Entwicklungen und Transformationen erlebte dieser im Laufe seiner Entstehung? Wie sahen erste Entwürfe aus? Wie wurden Artikel ausgearbeitet, besprochen, verworfen und wieder neu verfasst? Viele Bestimmungen erhielten erst durch die Übersetzung ins Französische, Englische und Deutsche ihre spezifische Bedeutung. Welche ambivalenten Formulierungen und Doppelbödigkeiten resultierten daraus und ließen den ehemaligen Kriegsparteien Spielraum für Interpretationen?
Darüber hinaus richten die Organisatoren ihr Interesse auch auf die Materialität des Vertrages. Hier geht es um den Aufbau und die überlieferten Vorversionen des Vertrages sowie Spuren zeitgenössischer diplomatischer Praktiken. Wie wurde das Vertragswerk beglaubigt, mit Unterschriften und Siegeln versehen? Berücksichtigt wird auch die bewegte und komplexe Geschichte der Überlieferung. Seit dem Zweiten Weltkrieg und der Beschlagnahmung durch die deutschen Besatzer galt der Vertrag als verschollen, aber Ende der 1970er Jahre gelangten die Akten der Friedenskonferenz – nicht jedoch der originale Vertragstext – auf Umwegen zurück nach Frankreich. Welche Dokumente, Kommissionsprotokolle, Register und Verzeichnisse des Konferenzsekretariats sowie Aufzeichnungen des Rates der Vier umfasst dieser Bestand? Welche Erkenntnisse zu den verschiedenen Etappen der Vertragsausarbeitung lässt dieser erwarten?
Der Call for interest richtet sich an deutsche und französische Nachwuchswissenschaftler/innen aller Disziplinen. Der Workshop ist als Atelier konzipiert; erwartet wird eine aktive Teilnahme auf Basis eines Textkommentars, einer Quellenanalyse oder eines Impulsreferat zu einem Thema aus den Bereichen Militärgeschichte, historische Friedensforschung, deutsch-französische Beziehungen oder Erster Weltkrieg/europäische Nachkriegsordnung. Bewerbungsunterlagen inkl. Lebenslauf und Motivationsschreiben (max. 350 Wörter) sind bis zum 31.07.2019 (verlängerte Ausschreibungsfrist) zu richten an: Herrn Axel Dröber, DHIP (adroeber@dhi-paris.fr).

Programm

Kontakt

Axel Dröber, adroeber@dhi-paris.fr