Ein Festival für junge Denker in Dresden
Das "Forum junge Wissenschaft in Dresden I"
fragt nach Geisteswissenschaften und Öffentlichkeit
16. – 20. November 2005 in der Motorenhalle in Dresden
Ein Kulturverein in Dresden hat neun junge Geisteswissenschaftler aus Deutschland und Tschechien eingeladen, sich im Rahmen eines viertägigen, interdisziplinären Symposiums mit der Frage zu beschäftigen, ob und inwiefern ihre Forschung gesellschaftlich relevant ist.
Dabei geht es zum einen um einen Austausch der Forschungsergebnisse, und auf der anderen Seite ganz konkret um den Versuch, mit Themen der jeweiligen Forschung eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.
Der interdisziplinäre Austausch wissenschaftlicher Forschung kommt in Deutschland noch immer zu kurz. Umso ungewöhnlicher, wenn junge Geisteswissenschaftler außerhalb der Universitäten die gesellschaftliche Relevanz ihrer Themen diskutieren und ihre wissenschaftlichen Forschungsarbeiten in öffentlichen Vorträgen einem breiten, nichtuniversitären Publikum vorstellen. Ziel ist es auch, zu erproben, ob der Ort eines Kulturvereins geeignet ist, als Schnittstelle zwischen den spezialisierten, oft hermetischen Geisteswissenschaften und der interessierten Öffentlichkeit zu fungieren.
So befragt die Weimarer Wissenschaftlerin Laura Wilfinger nahezu programmatisch die Position des Intellektuellen zwischen "Geist und Macht" indem sie die Brechtschen Figuren Herr Keuner und Denke Pierre Bourdieus Postulat einer geistigen Autonomie des „beherrschten Herrschenden“ gegenüber stellt.
Untersuchungen wie dieser wird das Forum junge Wissenschaft eine Plattform geben und ein breites Spektrum interdisziplinärer Forschungsarbeiten auch für Laien verständlich aufgearbeitet in Vorträgen präsentieren.
Bewusst wird dazu die Form des Festivals gewählt, um zu zeigen, dass es bei aller inhaltlicher Ernsthaftigkeit auch um Spass geht – nicht zuletzt den Spass am Denken. Begleitende Filme, ein Konzert von 'Los Twang! Marvels' und die abendliche DJ-Lounge bieten inhaltliche Ergänzungen und Raum für Diskussionen jenseits des Seminarrhythmus.
Schlüsselbegriffe und -themen von sowohl geisteswissenschaftlicher als auch gesellschaftlicher Relevanz haben die Auswahl der eingeladenen Wissenschaftler/-innen geleitet. Alle Referent/-innen sind in ihrer jungen akademischen Karriere bereits als qualifizierte Wissenschaftler ausgewiesen und/oder haben sich in besonderer Weise im Spannungsfeld Wissenschaft und Öffentlichkeit engagiert.
Das inhaltliche Spektrum reicht von Fragen der Zukunft kultureller Institutionen und deren Akteuren (Tanja Bogusz, Laura Wilfinger) über das gerade im Osten Deutschlands brennende Problem schrumpfender Städte (Ralph Richter) bis hin zu historischen Perspektiven auf die deutsch-tschechoslowakische Grenzregion. Damit wird auch dem Veranstaltungsort Dresden Rechnung getragen und eine gleichsam mitteleuropäische Perspektive in das Gespräch eingebracht. Daneben werden kulturwissenschaftliche Grundbegriffe wie Virtualität (Heiko Schmid), Medialität (Martina Dlugaiczyk), Barrikaden und Grenzen als Denkfigur und reale Raumstrukturierung (Olaf Briese) vorgestellt.