'68 – Brennpunkt Berlin

'68 – Brennpunkt Berlin

Veranstalter
Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
Veranstaltungsort
Amerika Haus
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
31.01.2008 - 31.05.2008
Von
Bundeszentrale für politische Bildung

Gesprächsreihe zur Ausstellung "'68 – Brennpunkt Berlin"
Als deutsche Studenten vor 40 Jahren auf die Straße gingen, richtete sich ihr Protest nicht nur gegen den Krieg in Vietnam. Was die vielschichtige politische Bewegung zugleich einte, war ihre Auflehnung gegen die damals herrschenden sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Normen der Bundesrepublik.
Mit einer Gesprächsreihe von Februar bis Mai 2008 zur Ausstellung „’68 – Brennpunkt Berlin“ nimmt die Bundeszentrale für politische Bildung die Nachwirkungen der 68er-Revolte in den Blick. Welche Langzeitfolgen hatte die Bewegung? Wenn die Veränderungen wirklich so tiefgreifend waren, wie häufig behauptet wird, in welchen Bereichen von Politik, Gesellschaft und Kultur sind sie dann heute noch zu spüren? Insgesamt neun Podien mit Zeitzeugen, Experten, Autoren und Künstlern bewerten die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven und schlagen eine Brücke von ’68 in die Gegenwart: Was bleibt 40 Jahre später?

Programm

Lesung und Diskussion: Götz Alys Unser Kampf. 1968
Termin: Mittwoch, 12. März 2008, 19.00 Uhr

Götz Alys Unser Kampf. 1968 - ein irritierter Blick zurück gehört zu den heftig diskutierten Neuerscheinungen dieses Frühjahrs. Hier vertritt der Historiker und Zeitzeuge die These, die 1968er-Bewegung ähnele der Bewegung junger Nationalsozialisten um 1933 - beide kennzeichne eine totalitäre Struktur. Im Amerika Haus liest Götz Aly aus diesem Buch und diskutiert anschließend mit dem Sozialpsychologen und Erinnerungsforscher Harald Welzer.

Mit: Götz Aly und Harald Welzer

Am Ende nur Praxis? – Das theoretische Selbstverständnis der 68er
Termin: 13. März 2008, 19.30 Uhr

Die Schriften von Marcuse, Adorno, Fanon und Habermas gehörten zu den meistgelesenen der 68er-Bewegung. Hinzu kam die „Wiederentdeckung“ des Marxismus als Grundlage für die Interpretation aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen. Doch inwieweit hat dieses Gedankengut zu einer eigenständigen Theorie der 68er beigetragen? Ein Streitgespräch zum theoretischen Selbstverständnis der 68er.

Mit: Prof. em Dr. Oskar Negt, Sozialphilosoph; Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Oberreuter, Akademie für politische Bildung, Tutzing; Moderation: Stefan Reinecke, Publizist und Journalist, taz-Redakteur

Theater – Eine Bühne für die 68er?
Termin: 31. März 2008, 19.00 Uhr

Das Theater war besonders empfänglich für die politischen, sozialen und kulturellen Impulse der 68er und hat diese umzusetzen versucht. Peter Schneider sagte einmal „Die Kunst kann niemanden in eine neue geistige Realität schicken, aber sie kann die Türen dahin öffnen.“ Alvis Hermanis behauptet, seit den 1960ern habe es im Theater keine wesentlichen Neuerungen gegeben. Was ist aus der Idee eines Theaters als Kommune, als Ort der Mitbestimmung, als Ort der politischen Stellung- und Ein¬flussnahme geworden? Ein Abend mit Gesprächen, einer szenischen Lesung und Videoaufnahmen von Inszenierungen der Zeit.

Vorab: Szenische Lesung der „Publikumsbeschimpfung“ von Peter Handke, eingerichtet und gespielt von Georg Scharegg und Patrick Wengenroth/ Theaterdiscounter, Berlin
Danach Gesprächsrunde mit Ivan Nagel, Theaterkritiker, ehemaliger Theaterintendant und Dramaturg; Thomas Ostermeier, Intendant Berliner Schaubühne am Lehniner Platz (angefragt); Hans Neuenfels, Theater- und Opernregisseur; Elisabeth Schwarz, Schauspielerin (angefragt); Moderation: Peter von Becker, Theaterkritiker (Tagesspiegel)
Im Anschluss: Videoaufzeichnung der Inszenierung „Optimistische Tragödie“ (Wsewolod Wischnewski, Schaubühne Berlin, 1972, Regie: Peter Stein)

Rudi Dutschke – Identifikationsfigur oder heroisierte Ikone?
Termin: 11. April 2008, 19.30 Uhr

Rudi Dutschke war die bekannteste Persönlichkeit der Außerparlamentarischen Opposition. Als politischer Sprecher der 68er-Bewegung wurde er zur Identifikationsfigur einer ganzen Jugend¬generation. Welche Bedeutung hat Rudi Dutschke für heutige junge politische Aktivisten? Gilt er nach wie vor als politische Figur oder wurde aus ihm eine heroisierte Ikone der 68er?

Mit: Prof. Gert Langguth, Politikwissenschaftler, Autor (angefragt); Pedram Shahjar, Bundes¬koordinator Attac; Nele Hirsch, Studentin, Abgeordnete der Linkspartei; Ulrich Chaussy, Journalist und Autor des Buches „Die drei Leben des Rudi Dutschke“; Dieter Rucht, Protestforscher, Wissen¬schaftszentrum Berlin; Moderation: Ania Mauruschat, Journalistin (angefragt)

1968 – Europa im Aufbruch wohin?
Termin: 18. April, 19.30 Uhr

Im Osten wie im Westen des europäischen Kontinents war 1968 kein ruhiges Jahr. Doch wofür stand die Chiffre „’68“? Sicherlich müssen die Ereignisse in Ost- und Westeuropa unterschiedlich betrachtet werden. Im Osten der Versuch eines Aufbruchs, der letztlich mit Gewalt in einem Abbruch beendet wurde. Im Westen eine Art Kulturrevolution? Diese Frage und andere Einschätzungen sollen in einem international besetzten Podium diskutiert werden.

Mit: Peter Uhl, Publizist und Bürgerrechtler, Prag; Wolfgang Templin, Bürgerrechtler, Berlin; Karol Modzelewski, Historiker, Warschau; Boris Buden, Kulturtheoretiker, Zagreb/Berlin; Moderation:
Andrea Genest, Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam (angefragt)

Wann ist Summerhill gestorben? Standpunkte zur antiautoritären Erziehung
Termin: 30. April 2008, 19.30 Uhr

Ein Blick zurück auf ein von der 68er-Bewegung propagiertes Erziehungs- und Bildungskonzept stellt die Frage, inwieweit das mit der antiautoritären Erziehung verbundene Menschenbild auch für heutige pädagogische Arbeit noch Anregungen geben kann und soll.

Mit: Harald Gottschalk, Freie Schule Frankfurt; Sophie Dannenberg, Autorin (angefragt); Prof. Dr. Micha Brumlik, Erziehungswissenschaftler; Moderation: Bettina Schmieding, Deutschlandfunk

Neue soziale Bewegungen – ’68 als Geburtstunde
Termin: 8. Mai 2008, 19.30 Uhr

Viele der Ideen und Aktionsformen der neuen sozialen Bewegungen nehmen ihren gemeinsamen Ursprung in der 68er-Bewegung. Später schieden sich die Geister primär an der Frage, ob bürgerliches Engagement innerhalb oder außerhalb etablierter politischer Institutionen stattfinden sollte. Wohin führt der Weg, der 1968 begonnen wurde?

Mit: Roland Vogt, Mitgründer der Grünen; Prof. Christina Thürmer-Rohr, Erziehungswissen¬schaftlerin, Gender-Forscherin (angefragt); Prof. Elmar Altvater, Politikwissenschaftler (angefragt); Sven Giegold, Mitbegründer Attac; Moderation und thematische Einführung: Dr. Ansgar Klein, Geschäftsführer des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (angefragt)

Avantgarde und Pop statt Hochkultur – die Ästhetik von ’68
Termin: 23. Mai 2008, 19.30 Uhr

Die 68er-Bewegung ließ sich von den Inhalten und Ausdrucksformen der künstlerischen Avantgarde inspirieren, umgekehrt reagierte die bildende Kunst in hohem Maße auf die 68er-Bewegung. Welche Folgen hatten die neue Avantgarde sowie die zunehmende Verschränkung von Kunst, Pop und Werbung auf den Kunstbetrieb?

Vorweg: Experimentalfilm aus den 60ern

Mit: Ernst Volland, Künstler, Fotograf, Karikaturist, Kurator und Autor; Lutz Mommartz, Filmemacher; Kathrin Fahlenbrach, Medienwissenschaftlerin; Moderation: Manfred Eichel, Historiker, Kunst- und Literaturwissenschaftler

Finissage: ’68 – und was ist übrig geblieben?
Termin: 26. Mai 2008, 19.00 Uhr

Die nachträglichen Deutungen der 68er-Bewegung könnten unterschiedlicher kaum sein. Während von konservativer Seite die Zeit der Studentenproteste als eine Art Vorgeschichte des deutschen Terrorismus eingestuft wird, sprechen liberale Historiker in ihrem Rückblick auf die 68er-Bewegung von „einer Nach- und Umgründung der Zweiten Republik“ (C. Leggewie). Sind die nachhaltigen Folgen der 68er-Bewegung wirklich so intensiv wie besonders von ihren Kritikern behauptet? Ist '68 im Rückblick nur eine historische Episode oder tatsächlich der Ursprung einer fundamentalen sozialen, politischen und kulturellen Veränderung der bundesrepublikanischen Gesellschaft?

Impulsstatements: Prof. Dr. Johano Strasser, Politologe, Publizist, Schriftsteller; Dr. Norbert Lammert, Präsident des deutschen Bundestages; Moderation: Michael Sontheimer, Der Spiegel

Anschließend Empfang und Abschlusskonzert der Uschi-Nerke-Beatclub-Band

Kontakt

Daniel Kraft

bpb, Adenauerallee 86, 53113 Bonn

presse@bpb.de

www.bpb.de/1968