Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937 - 1945

Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937 bis 1945

Veranstalter
Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
Ort
Weimar
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.04.2016 -

Publikation(en)

Cover
Knigge, Volkhard; Löffelsender, Michael; Lüttgenau, Rikola-Gunnar; Stein, Harry (Hrsg.): Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937 bis 1945. Göttingen 2016 : Wallstein Verlag, ISBN 978-3-8353-1810-6 296 S., 445 z.T. farbige Abb. € 19,80
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Cornelia Siebeck, Berlin / Ruhr-Universität Bochum

Unter dem Titel „Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937 bis 1945“ ist seit April 2016 in der Gedenkstätte Buchenwald eine neue Dauerausstellung zur Geschichte des Konzentrationslagers zu sehen. Sie ersetzt die vorherige Ausstellung zum Thema, die 1995 eröffnet worden war.

Betritt man das historische Gebäude der Effektenkammer auf dem ehemaligen Lagergelände, kommt man in einen großen Raum, der bis auf Infotheke und Garderobe leer zu sein scheint. Atmosphärisch wird er von einer eindringlichen Geräuschkulisse zwischen Psychothriller und Geisterbahn dominiert: Ein bedrohliches Raunen, Dröhnen, Zischen und Pfeifen grundiert unheilvoll verfremdete Alltagsgeräusche. Der Sound gehört zu einer bodennahen Multimediainstallation im Zentrum des Raumes, die sich beim Näherkommen als animiertes Triptychon entpuppt. Es handelt vom römischen Rechtssatz „Jedem das Seine“, der nationalsozialistisch gewendet ins Buchenwalder Lagertor eingelassen ist. Im Diskurs der Gedenkstätte wird er jüngst zum humanistischen Versprechen stilisiert, das von der SS in sein Gegenteil verkehrt worden sei (vgl. etwa das Vorwort zum Katalog, S. 6ff.). Mit diesem etwas forcierten Motiv arbeitet auch besagtes Triptychon: Mittig werden diskriminierende Normen und Maßnahmen des NS-Staates zitiert und mit Bildern aus dem Alltag der „Volksgemeinschaft“ kontrastiert. Auf dem rechten Flügel prangt der römische Rechtssatz in antiker Optik; darüber sind Grundrechte und bürgerliche Freiheiten aus der Weimarer Verfassung aufgeführt, die computerspielartig von Hakenkreuzschwärmen attackiert werden. Links ist das Lagertor im Wechsel der Jahreszeiten zu sehen, gelegentlich hört man es scheppernd ins Schloss fallen.


Abb. 1: Raumsituation im Erdgeschoss des Kammergebäudes – im Zentrum die Multimedia-Installation
(Foto: Cornelia Siebeck)

Ob einem die Ästhetik und Symbolik dieser Installation zusagen, ist wohl auch Geschmackssache. Da man jedoch etwas Zeit benötigt, um ihre Logik zu begreifen, bündelt sie Aufmerksamkeit und ist insofern eine bemerkenswerte Strategie, gleich zu Beginn eine Botschaft zu etablieren: Historische Voraussetzung des Konzentrationslagers Buchenwald, so ist zu schließen, war die Zerstörung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – ein Narrativ, das so ebenso richtig wie verkürzt ist.

Entlang der dramatisch angeordneten Begriffe „Ausgrenzung“ – „Gewalt“ – „KZ“ steigt man in die erste Etage hinauf. Dort wird man von einem längeren Einführungstext empfangen, der das Thema der Installation expliziert. An der dahinterliegenden Wand werden die Dimensionen des Buchenwalder Lagerkomplexes in Form einer nüchternen Statistik verdeutlicht. Dabei ist unter anderem zu erfahren, dass neben dem Stammlager noch 139 Außenlager bestanden und dass hier über 277.800 Männer und Frauen aus über 50 Ländern inhaftiert waren, von denen rund 56.000 ums Leben kamen. Von hier aus gelangt man in die eigentliche Ausstellung, die sich in fünf Kapiteln über zwei Stockwerke erstreckt. Parallel zur systematischen Darstellung finden sich immer wieder Hörstationen, an denen anhand bestimmter Leitfragen Biographien von Gefangenen erzählt werden. Unter dem Motto „Dinge – Geschichten“ werden in drei architektonisch separierten und effektvoll abgedunkelten Themenkabinetten zudem Objekte und ihre Geschichten gezeigt.

Die Ausstellung beginnt mit dem Kapitel „Nationalsozialismus und Gewalt“. Der Blick fällt dabei zunächst auf die Station „Weimar – Kulturhauptstadt im Nationalsozialismus“. Hier wird die symbolpolitische Funktionalisierung Weimars durch das NS-Regime verdeutlicht, ebenso wie dessen Unterstützung durch große Teile der Stadtgesellschaft und deren Teilhabe an den Verbrechen. Nach einer Hörstation, an der zu erfahren ist, wie und warum Menschen zu „Volksfeinden“ erklärt wurden, folgen Abschnitte zum Aufbau des Lagers und zum „Jüdischen Sonderlager“, das nach der Pogromnacht 1938 errichtet wurde.


Abb. 2: „Gauhauptstadt Weimar“: Die Ziegel für das nie vollendete „Gauforum“ mussten Häftlinge in Zwangsarbeit herstellen.
(Foto: Cornelia Siebeck)


Abb. 3: Raumsituation im ersten Stock. Rechts eine Inszenierung zum „Jüdischen Sonderlager“ 1938: Ein angestrahltes Foto vom Abendappell, davor die Überreste eines Scheinwerfers, der einst auf dem Torgebäude über dem Appellplatz installiert war.
(Foto: Cornelia Siebeck)

Im zweiten Kapitel „Krieg und Verbrechen“ wird das Lager als Institution gefasst. Ein Abschnitt widmet sich dem Selbstverständnis und Dienstalltag der Buchenwalder SS und präsentiert Biographien zentraler Funktionsträger. Ein weiterer Abschnitt handelt von der Zwangsordnung im Lager: Appell, Arbeitskommandos, Barackenleben, Lagersprache, Strafen und Sterben. Anschließend wird von diversen Verbrechenskomplexen berichtet, wobei stets nachdrücklich auf die Mitwirkung anderer Institutionen und der Bevölkerung verwiesen wird: ein rassistisches Forschungsprojekt mit antisemitisch Verfolgten, die schließlich nach Buchenwald gebracht wurden und dort fast ausnahmslos ums Leben kamen; Menschenversuche; Euthanasiemorde; der Massenmord an sowjetischen Kriegsgefangenen; eine öffentliche Hinrichtung polnischer Gefangener als kollektive „Sühnemaßnahme“, die im thüringischen Poppenhausen 1942 zum volksgemeinschaftlichen Spektakel geriet.

Zentral inszeniert werden in diesem Ausstellungsteil Kopien der Möbel aus dem Weimarer Schillerhaus. Gefangene mussten sie anfertigen, um die Originale vor einer möglichen Kriegszerstörung zu bewahren. Schreibtisch, Tafelklavier und Schränkchen werden mit Angaben zu den Initiatoren dieses Unternehmens als Asservate eines gemeinschaftlichen Verbrechens präsentiert. Auch lassen sich zwei der erwähnten Themenkabinette begehen: Im ersten ist allerart Häftlingskleidung zu sehen, inklusive Marken, Winkeln und anderen Kennzeichnungen. Jeweiligen Besitzern und Besitzerinnen zugeordnet, verlieren sie ihre Anonymität; die Vielfalt der gezeigten Stücke veranschaulicht nicht zuletzt die Hierarchisierung der Häftlingsgesellschaft. Das zweite Kabinett präsentiert Essensgefäße, darunter auch von Gefangenen selbst gefertigte, und skizziert deren existenzielle Bedeutung für das tägliche Überleben.


Abb. 4: „Dinge – Geschichten“: Inszenierung von Häftlingskleidung. Unten finden sich Fotos der jeweiligen Besitzerinnen und Besitzer sowie weitere Informationen zum Gegenstand.
(Foto: Cornelia Siebeck)


Abb. 5: „Dinge – Geschichten“: Massenhaft Kübel, Schüsseln, Tassen, Kannen, Besteck im effektvoll abgedunkelten Raum
(Foto: Cornelia Siebeck)


Abb. 6: „Dinge – Geschichten“: Zu vielen Stücken wird eine kurze Geschichte erzählt. In diesen Löffel hat etwa der dänische Polizist Hendrik Jensen Initialen und Häftlingsnummer eingraviert.
(Foto: Cornelia Siebeck)

Das dritte Kapitel, nun bereits auf der nächsten Etage, ist mit „Totaler Krieg“ überschrieben. In Abschnitten zu Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit werden nicht nur Funktionswandel und räumliche Expansion des Buchenwalder Lagerkomplexes fassbar, sondern auch die zunehmende Internationalisierung und Heterogenität der Häftlingsgesellschaft. Eine Hörstation informiert hier speziell über die Existenzbedingungen weiblicher Gefangener. Ein nächster Abschnitt thematisiert „Solidarität und Widerstand“. Hier finden sich einerseits Hörstationen zu deutschen und europäischen Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern, die in Buchenwald inhaftiert wurden. Andererseits werden Strategien des Widerstandes und der Selbstbehauptung auch innerhalb des Lagerkomplexes dargestellt. In einem weiteren separierten Kabinett sind Dinge ausgestellt, die Gefangene zu ihrem physischen und psychischen Überleben gebrauchten und zumeist selbst herstellten: etwa ein Bügeleisen gegen Kleiderläuse, Zahnbürsten, ein Schachbrett aus Holzresten, ein Stoffhündchen für die zurückgelassenen Kinder, hergestellt aus vom Arbeitsplatz entwendeten Materialien.

Das vierte Kapitel „Die letzten Monate“ will die chaotischen Zustände und die Eskalation der Gewalt in Buchenwald gegen Kriegsende verdeutlichen. Ein erster Abschnitt widmet sich der Bombardierung des Stammlagers im August 1944. Es folgen Stationen zu Häftlingstransporten aus Lagern, die im Zuge des Rückzugs der Wehrmacht aufgelöst worden waren; zur daraus resultierenden Überbelegung des „Kleinen Lagers“ in Buchenwald, wo in den letzten drei Monaten mehr als 6.000 Menschen ums Leben kamen; und zu den Todesmärschen, die aus Buchenwald und seinen Außenlagern durchs Land getrieben wurden. Durchgängig wird dabei betont, dass Transporte, Todesmärsche und Massaker nicht nur unter den Augen, sondern teilweise auch unter tätiger Mitwirkung der Bevölkerung stattfanden. Hörstationen widmen sich Biographien von Menschen, die die Räumungstransporte erleben mussten; ferner sogenannten „Sonderhäftlingen“ sowie Protagonisten des überwiegend kommunistischen Lagerwiderstandes.

Entlang eines quer durch den Raum gelegten Riegels werden dann die dramatischen Tage bis zur Befreiung des Stammlagers resümiert. Dem jahrzehntelang tradierten und teilweise bis heute verfochtenen Narrativ von einer „Selbstbefreiung“ des Lagers durch den bewaffneten kommunistischen Widerstand wird hier implizit begegnet, indem die komplexe Chronologie des 11. April 1945 rekonstruiert wird, als die US-Armee Buchenwald erreichte und der organisierte Lagerwiderstand nach Flucht der SS zunächst die Kontrolle übernahm, um Chaos zu verhindern und das Überleben der Gefangenen zu sichern.

Auf der anderen Seite dieser architektonischen Grenze entfaltet sich ein facettenreicher „Epilog“: Hier wird auf das anhaltende Leid der Überlebenden nach der Befreiung aufmerksam gemacht, werden kritische Schlaglichter auf den gesellschaftlichen, juristischen und politischen Umgang mit den NS-Verbrechen im Nachkriegsdeutschland geworfen; werden verschiedene Versionen des „Schwurs von Buchenwald“ diskutiert und Lebensentwürfe befreiter Häftlinge skizziert. Die Ausstellung schließt mit der Frage „Was bedeutet Buchenwald?“. Sie wird von Überlebenden des Lagers in kurzen Statements unterschiedlich beantwortet, wobei sich insgesamt der Appell verdichtet, eine „bessere Welt“ zu schaffen.

Nach welchen Kriterien soll man eine derart umfang-, material- und detailreiche Ausstellung bewerten? In gedenkstättenpädagogischer Hinsicht bietet sie bei entsprechender Hilfestellung sicher zahlreiche Ansatzpunkte für die Arbeit an allerart Fragen rund um das Lager, seine Vor- und seine Nachgeschichte. Aus historiographischer Perspektive wiederum ist es gut gelungen, Buchenwald als in jeder Hinsicht untrennbar mit Ideologie und Praxis der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ verquickt und somit konsequent als Gesellschaftsverbrechen darzustellen. Undeutlich bleibt in der systematischen Darstellung allerdings, dass ein Gutteil der Insassen zunächst politische Gefangene waren. Das mag in der Gesamtschau quantitativ wenig signifikant sein. Im Lichte des anfänglichen Akzents auf der Zerstörung der Demokratie wäre es aber doch von einiger Relevanz, ebenso für ein angemessenes Verständnis der in späteren Kapiteln mehrfach thematisierten und ja maßgeblich von deutschen Kommunisten geprägten Widerstandsorganisation.

Allgemein fällt der Mut zur „kleinen Erzählung“ auf. So wird der historische Überblick an vielen Stellen durch exemplarische Geschichten angereichert und konkretisiert. An den Hörstationen können zahlreiche dramaturgisch sehr gut gestaltete Erzählungen über Menschen abgerufen werden, die aus ganz unterschiedlichen Orten und Verfolgungsgründen in den Buchenwalder Lagerkomplex geraten sind. Auch die Objektgeschichten, die in den Kabinetten skizziert werden, machen deutlich, dass es über Buchenwald nicht eine, sondern unendlich viele Geschichten zu erzählen gibt.

Gerade wegen dieses offensichtlichen Bemühens um Vielstimmigkeit befremdet allerdings die ästhetische Gestaltung der Ausstellung. Die massive, in Grautönen gehaltene Möblierung wirkt hermetisch, steril und allzu sehr „aus einem Guss“. Von der Anmutung her scheint sie die Instanz zu sein, die die Ordnung der präsentierten Dinge und Inhalte diktiert. Architektonisch ist jede Station exakt auf das jeweils Gezeigte zugeschnitten. Jedes Detail findet sich hier ordentlich aufgehoben und gelegentlich mit geradezu widersinniger Akkuratesse verstaut: Für Karteikarten aus der Häftlingskartei ist extra ein zweckmäßiger Kasten eingelassen; eine Urne steht zahm in der maßgeschneiderten Einsenkung; die Metallrohlinge für die lagereigene Rüstungsfabrik sind in eigens konstruierte Fächer unter die Überreste der Werksuhr sortiert. Noch der 1954 rekonstruierte Prügelbock ist in eine passgenaue Nische geschoben.


Abb. 7: Umgang mit Objekten: Eigens in die Ausstellungsvitrine eingelassener Karteikasten für Häftlingspersonalkarten
(Foto: Cornelia Siebeck)


Abb. 8: Umgang mit Objekten: Rekonstruierter Prügelbock in einer passgenauen Nische
(Foto: Cornelia Siebeck)


Abb. 9: Umgang mit Objekten: Sakralisierende Präsentation von selbstgemachten Messern und Stofftieren
(Foto: Cornelia Siebeck)

Auf ästhetischer Ebene entsteht auf diese Weise der Eindruck, dass die Geschichte nur so und nicht anders arrangiert werden könne. Zudem wurden die gezeigten Objekte maximal unter Kontrolle gebracht. Selbst die wenigen freistehenden Exponate sind stets symmetrisch im Raum angeordnet. Und in den separierten Kabinetten, die ja ausschließlich den Dingen gewidmet sind, werden sie den Betrachtern und Betrachterinnen durch ihre feierliche Inszenierung zugleich entrückt. Hier wurde eine große Chance vertan. Wer die Arbeit der Gedenkstätte kennt, weiß, mit wieviel Liebe, Engagement und Sorgfalt hier auch im Zuge archäologischer Grabungen mit Besuchergruppen seit vielen Jahren Dinge geborgen, historisch erschlossen und konserviert werden. Anhand der gezeigten Dinge hätte man durchaus einen Eindruck davon vermitteln können, wie das Wissen über diesen Ort eigentlich zustandekommt, dass dessen Erforschung ein anhaltender Prozess ist, an dem unterschiedlichste Akteurinnen und Akteure mit ihren jeweiligen Fragen, Fertigkeiten und subjektiven Bezugnahmen beteiligt sind.1

Zuletzt sei eine Frage aufgeworfen, die mich während meines Besuchs sehr intensiv beschäftigt hat: Für wen ist diese Ausstellung eigentlich gemacht? Im Rahmen eines üblichen Gedenkstättenbesuchs ist sie keinesfalls zu bewältigen. Ich selbst habe sechs Stunden gebraucht, um mir einen Überblick zu verschaffen und mich dann soweit zu vertiefen, dass ich guten Gewissens eine Rezension schreiben kann. Wer zuvor noch das weitläufige Außengelände begangen hat, dessen Besichtigung für die meisten Besucherinnen und Besucher im Zentrum ihres Aufenthaltes stehen dürfte, wird eine derart umfassende Dokumentation nurmehr flüchtig wahrnehmen können.

Dieses Problem besteht indes nicht nur hier, sondern auch in anderen Gedenkstätten, die ja ebenso wie Buchenwald2 häufig auch noch mehrere Dauerausstellungen zeigen. Vielleicht sollte man es bei künftigen Neugestaltungen doch einmal wagen, sich vom dominierenden Anspruch auf eine historiographisch orientierte „Gesamtdarstellung“ zu lösen. Vielleicht sollte man nach offeneren, flexibleren Wegen der musealen Repräsentation suchen, die Besucher und Besucherinnen mit ihren frisch gewonnenen Eindrücken und Fragen eher noch einmal aktiv involvieren, als sie mit einer „fertigen“ Geschichte zu konfrontieren und mit einer Masse an Informationen zu überwältigen, die kaum zu rezipieren ist.

Wie das genau aussehen könnte, vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls erfordert es Mut zur Lücke und zum Experiment, und wohl auch etwas mehr Bescheidenheit vonseiten der Historikerinnen und Historiker: Die Geschichte dieser Orte ist ohnehin nicht „vollständig“ darstellbar; zudem wird sie stetig weitergeschrieben, sind auch die Orte in permanenter Veränderung begriffen. Warum wird diese Unabgeschlossenheit und Prozesshaftigkeit nicht einfach transparent gemacht, und warum werden Besucherinnen und Besucher solcher Ausstellungen nicht dazu aufgefordert, aktiv an dieser historischen Suchbewegung teilzuhaben?

Anmerkungen:
1 Diese Prozesshaftigkeit hat etwa die Künstlerin Esther Shalev-Gerz mit der 2006 in der Gedenkstätte gezeigten Installation „MenschenDinge“ auf ebenso schlichte wie eindringliche Weise zum Thema gemacht. Vgl. <http://www.shalev-gerz.net/?portfolio=menschedinge> (15.03.2017); dies., MenschenDinge. The human aspect of objects, hrsg. von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Weimar 2006.
2 In der Gedenkstätte Buchenwald gibt es weitere Dauerausstellungen zur Geschichte des sowjetischen Speziallagers Nr. 2, zur Geschichte der Gedenkstätte in der DDR und eine permanente Kunstausstellung. Gelegentlich werden zusätzlich noch Sonderausstellungen gezeigt. Vgl. <http://www.buchenwald.de/465/> (15.03.2017).