Beschreibung
Speiseeis als Untersuchungsfall führt verschiedene Dimensionen von Essen und damit von Untersuchungsebenen zusammen: Essen als soziale Praxis zwischen Notwendigkeit und Genuss, als sinnliche (Selbst-)Erfahrung, als kulturelle, soziale und herrschaftliche Distinktion und schließlich als Ansammlung von Wissensbeständen. Diese umfassten die Kenntnisse der Rezepturen, die Beherrschung der Techniken des Kühlens und der Geschmackserzeugung, die Erfahrung des Eisgeschmacks sowie Vorstellungen über die Art und den geeigneten öffentlichen oder privaten Raum des Verzehrs.
Das Forschungsvorhaben setzt sich zusammen aus zwei Teilprojekten:
Teilprojekt 1: Expertisen des Gefrorenen und industrielle Herstellung: Technisierung und Popularisierung von Wissen um die Kühlung von Speiseeis und die aromatische Steuerung des Geschmacks (ca. 1870-1950)
Gegenstand sind einmal die Technisierung und Professionalisierung des Produktionswissens, in dessen Zuge das ehemals handwerkliche Wissen in die industrielle Fertigung eines schließlich massenhaft produzierten Konsumguts überführt wurde. Dies wird ergänzt um die Popularisierung dieses Vorgangs, die das Genussmittel für immer mehr Menschen erfahrbar machte.
Teilprojekt 2: „Gelati per tutti“? Öffentlicher Eisgenuss und die Wissensräume des Verkaufs, der Vermarktung und des Verzehrs (ca. 1870-1950)
Gegenstand sind Produktion und Verkauf von Speiseeis in der sich herausbildenden Konsumgesellschaft. Das Genussmittel steht für einen sich erweiternden Zugang, sich ausdifferenzierendes (Geschmacks-)Wissen und die mit ihm verbundenen, schließlich massenhaft ausgeübten Praktiken des Verzehrs in all ihren verschiedenen Zuschreibungen und Bedeutungen.
Die Promotionsprojekte sind mit einem von der DFG finanzierten Post-Doc-Projekt (PD Dr. Heiner Stahl) gekoppelt, welches (ab 01.01.2023) Eiskreationen zwischen Fürstenhöfen und Bürgerhaushalten sowie Kulturen des Wissens und des Genusses im Wandel vom 18. ins 19. Jahrhundert untersucht.
Ihre Aufgaben:
- Erarbeitung einer Studie zu dem Thema von Teilprojekt 1 oder Teilprojekt 2 zur wissen-schaftlichen Weiterqualifikation (Promotion)
- inhaltliche Zusammenarbeit mit dem zweiten Teilprojekt und dem angeschlossenen Post-Doc-Projekt
- Beteiligung an dem im Rahmen des Projekts durchzuführenden Workshops
- ggf. Mitarbeit bei Publikationen in relevanten Fachzeitschriften und bei wissenschaftlichen Vorträgen,
Ihr Profil:
- ein mit überdurchschnittlichem Erfolg abgeschlossenes wissenschaftliches Hochschulstudium (Diplom, Master, Magister oder vergleichbares) mit Schwerpunkt Neuere und Neueste Geschichte
- erwünscht ist eine kulturhistorische Ausrichtung, eine Spezialisierung in den für das Projekt relevanten Bereichen, z.B. der Wissensgeschichte, Sinnesgeschichte, Technikgeschichte, Raumforschung oder Food Studies
- ausgezeichnete Deutschkenntnisse
- sehr gute Englischkenntnisse
- ein hohes Maß an Teamfähigkeit
Bitte machen Sie in Ihrer Bewerbung deutlich, für welches Projekt Sie sich bewerben wollen.
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung bis spätestens 9. Juli 2022. Bitte senden Sie Ihre Bewer-bungsunterlagen (Anschreiben, Lebenslauf, ggf. Lehr- und Publikationsverzeichnisse, Zeugnisse inkl. Master-Zeugnis auf Deutsch oder Englisch) zusammengefasst in einem PDF-Dokument an Univ.-Prof. Dr. Angela Schwarz, Historisches Seminar, Philosophische Fakultät, Universität Siegen, Adolf-Reichwein-Straße 2, D-57068 Siegen, Email: schwarz@geschichte.uni-siegen.de. Fügen Sie der Bewerbung bitte eine digitale Version Ihrer Abschlussarbeit bei.
Bewerbungskosten können leider nicht übernommen werden.
Als Ansprechpartner steht Ihnen Univ.-Prof. Dr. Angela Schwarz (schwarz@geschichte.uni-siegen.de) zur Verfügung.