3 Stip. im Promotionsprogramm "Kulturen der Partizipation" (Univ. Oldenburg)

3 Stip. im Promotionsprogramm "Kulturen der Partizipation" (Univ. Oldenburg)

Institution
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Ort
Oldenburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.06.2015 -
Bewerbungsschluss
31.05.2015
Von
Martin Butler

Drei Stipendien im Promotionsprogramm „Kulturen der Partizipation“

in den Bereichen
- germanistische Mediävistik
- slavistische Literatur- und Kulturwissenschaft
- Erziehungswissenschaft

Das Promotionsprogramm „Kulturen der Partizipation“ ist ein Fächer und Fakultäten übergreifendes, kulturwissenschaftlich ausgerichtetes Programm an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, das in Zusammenarbeit mit den Universitäten Braunschweig und Groningen sowie dem Hanse-Wissenschaftskolleg Delmenhorst durchgeführt wird und auf bereits bestehende Kooperationen von Forscherinnen und Forschern aus den Geistes-, Sozial- und Bildungswissenschaften fußt. Am Promotionsprogramm beteiligte Disziplinen sind: Anglistik und Amerikanistik, Erziehungswissenschaft, germanistische Mediävistik, Geschichtswissenschaft, Kunst- und Medienwissenschaft, Slavistik, Sozialwissenschaften und Sportwissenschaft.

Das Land Niedersachsen fördert das Promotionsprogramm „Kulturen der Partizipation“ mit insgesamt 15 Georg-Christoph-Lichtenberg-Stipendien. Zum 15. Juni 2015 (frühstmöglicher Beginn der Laufzeit) werden

3 Georg-Christoph-Lichtenberg-Stipendien
(mtl. 1.400 Euro Grundbetrag zzgl. 100 Sachkostenbeitrag)
mit einer Laufzeit von jeweils drei Jahren vergeben.

Das Promotionsprogramm bietet den Doktorandinnen und Doktoranden

1. ein ideales Umfeld zur Abfassung ihrer Dissertationen sowohl durch strukturierte Modulangebote zur fachlichen Vertiefung als auch durch eine interdisziplinäre Tandembetreuung;
2. ein Forum für einen lebendigen interdisziplinären Dialog und die Ausbildung eines fachlichen und fächerübergreifenden Netzwerks und
3. Angebote zur Erlangung von Schlüsselqualifikationen, die es den Promovierenden ermöglichen, sich auf einem immer stärker diversifizierten Arbeitsmarkt zu positionieren und einer Vielfalt von Anforderungsprofilen (in der Wissenschaft und darüber hinaus) gerecht zu werden.

Um der breiten Interdisziplinarität des Programms Rechnung zu tragen und das Spektrum der bereits im Programm angesiedelten Projekte disziplinär zu komplementieren, suchen wir in dieser Vergaberunde Personen mit Projekten aus der germanistischen Mediävistik, der slavistischen Literaturwissenschaft und der Erziehungswissenschaft.

Im Bereich der germanistischen Mediävistik sind Projekte insbesondere in zwei Themenbereichen denkbar: (1) In der mittelalterlichen (semioralen) Manuskriptkultur sind die Funktionen von Autor und Rezipient noch nicht streng voneinander separiert; im Überlieferungsprozess verschmelzen (Re)produktion und Rezeption. Daher lässt sich die mittelalterlicher Überlieferungskultur als eine Kultur der Partizipation von Schreibern, Redaktoren, Bearbeitern (also „Nicht-Autoren“) verstehen, die mit der Etablierung des Buchdrucks zunächst deutlich eingeschränkt wurde. Mögliche Projekte (Fallstudien u. ä.) können hier entweder die mittelalterlichen Überlieferungsverhältnisse oder die Übergangsphase von der Handschriftenkultur zum Buchdruck in den Blick nehmen. (2) Ein zweiter Themenkomplex betrifft die Partizipation von zunächst ausgeschlossenen oder peripheren Gruppen an der Produktion und Rezeption volkssprachiger Literatur im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Zu denken ist hierbei zunächst an die Juden, an die Literaturproduktion von Frauen, dann aber auch z. B. an die zunehmende Partizipation von Personen, die nicht Latein schreiben, an Bildungsprozessen und literarischer (Re)produktion im 15. Jh. (z. B. „Deutsche Schulmeister“, Kaufleute und ihre Textsammlungen u. ä.).

Im Bereich der slavistischen Literatur- und Kulturwissenschaft wären Projekte in drei Bereichen von Interesse: (1) Solche, die Möglichkeiten, Formen und Funktionen von Partizipation in postsowjetischen Gesellschaften (vorzugsweise Russland, Ukraine oder Belarus) hinsichtlich ihrer institutionellen, ästhetischen oder performativen Verflechtungen mit dem Literatur- bzw. Kulturbetrieb im weiteren Sinne in den Blick nehmen. Zu denken wäre dabei u.a. an die Ausbildung ‚neuer‘ bzw. die Reaktivierung ‚alter‘ Identitätsnarrative in literarischen oder literaturaffinen Medien, an die offensive Verschränkung von gesellschaftlichem (mithin politischem) Engagement und literarischer Produktion (oder Rezeption), an die Formierung ‚alternativer‘ Institutionen als Plattform gesellschaftlicher oder/und ästhetischer Partizipation (soziale Medien, alternative Theater, Bildungsinstitutionen u.a.), schließlich an die Wechselwirkung nationaler Literaturbetriebe mit dem internationalen Literaturmarkt; (2) solche, die aus historischer Perspektive die Interaktion von offiziellen und in- bzw. gegenoffiziellen Formen literarischer Partizipation in den Gesellschaften/Literaturen der ehemaligen Sowjetunion, insbesondere in den Übergangsphasen (1920er und 1980er Jahre), thematisieren; oder (3) solche, die im Sinne der Erläuterungen zum Bereich der germanistischen Mediävistik eine historische Perspektive auf Areale slavischer Literaturen und Kulturen einnehmen. Bewerbungen von Osteuropahistoriker-Innen sind – im Sinne einer kulturwissenschaftlich orientierten Literaturwissenschaft – ebenso willkommen.

Im Bereich der Erziehungswissenschaft sind Promotionsprojekte denkbar, die explizite und implizite Verkennungs- und Ausblendungspraktiken pädagogischer Diskurse und Handlungsweisen in theoretisierender wie empirischer Hinsicht zum Thema machen. Partizipation wird pädagogisch häufig als Chiffre für einen normativ positiv ausgewiesenen Zustand bzw. ein erstrebenwertes Ziel verstanden und meint zumeist Teilhabe an, Mitgestaltung von und Mitbestimmung in politischen und institutionellen Strukturen. Diese normative Setzung geht mit einigen Ausblendungen einher, etwa den disziplinierenden und subjektivierenden Effekten von Partizipation, da diese von Individuen zumeist verlangt, sich als rationalistisches, formalethisches, interessegeleitetes Subjekt zu verstehen und darzustellen. Auch die konstitutive Asymmetrie pädagogischer Arrangements wird verkannt, wenn Partizipation an ihnen per se als Weg zur Mündigkeit verstanden oder inszeniert wird. Projekte, die diese und ähnliche Phänomene im Spannungsverhältnis von pädagogischem (Partizipations)Konzept, pädagogischer Praxis und narrativen Legitimationen der Diskrepanz zwischen Konzept und Praxis thematisieren, sind besonders willkommen.

Informationen zur thematischen Ausrichtung, zu zentralen Fragestellungen und zum Veranstaltungsangebot des Programms befinden sich auf dessen Internetpräsenz unter www.uni-oldenburg.de/kulturen-der-partizipation. Weitere Auskunft zu dem Projektbereich ‚germanistische Mediävistik’ erhalten Sie bei Prof. Dr. Albrecht Hausmann (albrecht.hausmann@uni-oldenburg.de), für den Projektbereich ‚slavistische Literaturwissenschaft’ bei Prof. Dr. Gun-Britt Kohler (gun.b.kohler@uni-oldenburg.de) und für den Projektbereich ‚Erziehungswissenschaft’ bei Prof. Dr. Paul Mecheril (paul.mecheril@uni-oldenburg.de).

Von den Bewerberinnen und Bewerbern wird ein überdurchschnittlich guter, zur Promotion befähigender universitärer Hochschulabschluss in einem der beteiligten Fächer erwartet. Zudem wird erwartet, dass die Bewerberinnen und Bewerber zum Zeitpunkt Ihrer Bewerbung bereits eine konkrete Idee für ein Promotionsprojekt entwickelt haben, das auf Begriffe und Konzepte der Partizipation analytisch-reflexiv Bezug nimmt und somit an die im Programm thematisierten Fragestellungen anschlussfähig ist.

Ihre Bewerbungsunterlagen (inkl. Lebenslauf, Zeugnissen, einer max. achtseitigen Skizze sowie einer halbseitigen Zusammenfassung Ihres geplanten Promotionsvorhabens, einer Schreibprobe (z.B. eine eigene Publikation oder ein Auszug aus der Abschlussarbeit), einer max. einseitigen Stellungnahme zur eigenen fachlichen Verortung und zur Verortung des geplanten Promotionsprojekts innerhalb des Promotionsprogramms sowie zwei Empfehlungsschreiben von Hochschullehrerinnen oder Hoch-schullehrern) richten Sie bitte bis zum 31.05.2015 in elektronischer Form (pdf) an den Sprecher des Promotionsprogramms, Prof. Dr. Martin Butler (E-Mail: partizipation@uni-oldenburg.de)

Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Arbeitssprache(n)
Englisch, Deutsch
rda_languageOfExpression_stip