Resonanzen. Pücklerforschung im Spannungsfeld von Wissenschaft und Kunst

Resonanzen. Pücklerforschung im Spannungsfeld von Wissenschaft und Kunst

Organisatoren
Brandenburgische Technische Universität (BTU) Cottbus, Lehrstuhl Industrielle Informationstechnik; Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz (SFPM), Cottbus; gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Ort
Cottbus
Land
Deutschland
Vom - Bis
02.11.2012 - 03.11.2012
Url der Konferenzwebsite
Von
Ulf Jacob, Berlin

Es kann nun schon fast von einer guten Tradition gesprochen werden: nachdem sich die internationale Pückler-Szene im Herbst 2009 in der Branitzer Gutsökonomie versammelt hatte, um über den Stand und die Perspektiven ihrer Forschungen zu diskutieren1, und 2011 an gleicher Stelle der vielseitige Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785−1871) als Protagonist des deutsch-französischen Kulturtransfers erörtert worden war2, fand auch in diesem Jahr wieder ein mit Spannung erwartetes Treffen statt. 17 Referent/innen aus Deutschland, England, Frankreich und Österreich verständigten sich gemeinsam mit dem zahlreich erschienenen Publikum über die Fortschritte der „neuen Pücklerforschung“ und trugen weitere Bausteine für den Aufbau einer „Fürst-Pückler-Plattform“ zusammen. Dabei ging es in dem üblicherweise mit Fragen aristokratischer Lebensführung, Parkleidenschaft, Schriftstellerei und Reisekunst befassten Forum ungewohnt technisch zu. Im Dialog zwischen Kultur- und Informationswissenschaften wurden das Potenzial von Digitalisierung, Virtualität und Vernetzung für die Belange der interdisziplinären Fachgemeinde ausgelotet, aktuelle Forschungs-, Ausstellungs- und Editionsvorhaben vorgestellt und Szenarien für künftige Projekte entwickelt. Dass die Erwartungen an diese Koproduktion von Brandenburgischer Technischer Universität und Pückler-Stiftung äußerst vielgestaltig und weitgesteckt waren, brachten schon die Gruß- und Eröffnungsworte von GERT STREIDT (Cottbus), BERNDT WEISSE (Cottbus) und WALTHER CH. ZIMMERLI (Cottbus) zum Ausdruck.

Der Auseinandersetzung mit den konkreten Herausforderungen der (digitalen) Gegenwart ging ein historisch-philosophischer Prolog voraus. In seinem Eröffnungsvortrag fragte der Kultursoziologe und Mitorganisator der Tagung ULF JACOB (Berlin) nach Pücklers Beziehungen zur Wissenschaft des 19. Jahrhunderts. Dabei rekonstruierte er in einem ersten Schritt das Wissenschaftsverständnis des Fürsten, der keine Grenzen zwischen exakter Forschung, Poesie und Religion ziehen wollte, sondern vielmehr dahin tendierte, „die Wissenschaft“ im Zeichen einer wiederzuerlangenden Ganzheitlichkeit als die einzig zeitgemäße, der Vervollkommnung des Einzelnen wie dem Fortschritt der gesamten Menschheit förderliche Weltanschauung, Handlungspraxis und Heilslehre anzusehen. Schon in jungen Jahren geneigt, zuweilen dem Ideal mönchischer Gelehrsamkeit zu frönen, nahm er bis ins hohe Alter hinein als Leser, Gesprächspartner und Mäzen regen Anteil am Aufschwung der Wissenschaften (die er als Reiseschriftsteller und Landschaftstheoretiker auch punktuell zu bereichern wusste). Empirischer Wirklichkeitsbezug, künstlerische Weltaneignung und die Sehnsucht nach transzendentaler Gewissheit gingen dabei nahtlos in eins. Wie Jacob in einem zweiten Schritt zeigen konnte, spannte sich Pücklers Interessenspektrum von philosophischen, anthropologischen, politischen, historischen und religionskundlichen Fragestellungen, über naturwissenschaftliche Literaturstudien (insbesondere auf dem Gebiet der Pflanzenkunde) bis hin zur geographischen Forschung. Noch kurz vor seinem Tod begeisterte er sich für die Flora und (Garten-)Kultur Japans, die er im Branitzer Pleasureground nachzuempfinden gedachte, und für August Petermanns Nordpol-Expeditionen, zu denen er mehrere hundert Thaler beisteuerte.

Im Anschluss daran veranschaulichte der Philosoph OTTO NEUMAIER (Salzburg), dass das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft als ein durchaus geschwisterliches angesehen werden kann. Wissenschaftliche und künstlerische Kreativität haben demnach einen jeweils spezifischen Anteil an der Generierung von Wissen und tragen so – mit Bacon gesprochen – das ihre dazu bei, die Lage der Menschheit zu verbessern; auch verkörpere mitunter ein und derselbe Mensch die Fähigkeiten des Künstlers und des Wissenschaftlers in sich. Was prototypisch etwa auf Leonardo da Vinci zutraf, sah Neumaier auch bei Pückler angelegt: namentlich an Hand der „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ (1834) könne gezeigt werden, wie sich in dessen Schaffen künstlerische Kompetenz mit theoretischem Gehalt und wissenschaftlicher Methodik vereint. Damit nicht genug, deutete Neumaier die Gartenkunst des Fürsten auch als ein höchst komplexes Medium der „Vernetzung“. Pücklers Diktum einer „Leitidee“, die der Gesamtkomposition zu Grunde liegen müsse, impliziere auf besondere Weise die Frage nach der Relation zwischen Individualität und Einheit und damit ein Problem, das sich auch heutzutage, zumal in den Wissenschaften, aufs Neue stelle. Unter dem Banner der Inter- und Transdisziplinarität werde nunmehr nach einer langen Phase der Ausdifferenzierung der Versuch unternommen, eine gemeinsame Sprache zurückzugewinnen. Der strukturelle Druck, sich dem Gebot der Effizienz zu unterwerfen und auf Detailgebiete zu konzentrieren, konterkariere allerdings dieses Ansinnen. Aber nicht nur das Verharren in der selbstreferenziellen „Echokammer“ sei problematisch, auch die offenen, weitgehend ungesteuerten Prozesse in den Netzwerken der Republic 2.0, so Neumaier, bergen Risiken, bedürfen doch Demokratie und Wissenschaft nach wie vor der Fähigkeit, verbindliche Zielvorgaben zu formulieren.

Nach dieser doppelten Einstimmung und einer stärkenden Mittagspause, die im Branitzer Kavaliershaus zugleich Gelegenheit zum zwanglosen Austausch bot, begleitete IRENE KREBS (Cottbus) die Tagungsgäste durch die mitunter weniger vertrauten Gefilde der technik- und informationswissenschaftlichen Grundlagensektion. Als akademische Mitarbeiterin am Lehrstuhl Industrielle Informationstechnik der Brandenburgischen Technischen Universität hatte sie das Resonanzen-Projekt angestoßen und gemeinsam mit dem stellvertretenden Stiftungsdirektor MATTHIAS ZICKORA (Cottbus) auf den Weg gebracht. Den Auftakt des von ihr moderierten Themenblocks bildete ein Beitrag der Politikwissenschaftlerin SONJA PALFNER (Berlin) über das Werden und Wirken virtueller Forschungsumgebungen. Aufklärerisch im besten Sinne des Wortes, ließ Palfner zunächst die jüngsten digitalen Konjunkturen und deren institutionelle Triebkräfte Revue passieren, um sodann am Beispiel Deutschlands die zunehmende Computerisierung der Geisteswissenschaften zu schildern. In praktischer Hinsicht von besonderem Interesse waren ihre Ausführungen zum Alltag einer virtuellen Forschungsumgebung unter dem Motto: „IT fällt nicht vom Himmel! Dahinter stehen Menschen“. Die von ihr aufgelisteten Ausgangsfragen: Wer entwickelt die Werkzeuge und Infrastrukturen und wer sorgt für deren Pflege und Weiterentwicklung? Ist die Nachhaltigkeit der Architektur gewährleistet? oder: Woher kommt das Geld und wer bezahlt wofür? heißt es auch bezüglich eines Pückler-Portals zu beantworten. Mit ihrem Hinweis auf die Bedeutung von leistungsfähigen Rechenzentren für ein sicheres „digitales Zuhauses“ lieferte sie ein zusätzliches Argument für die Partnerschaft von Cottbuser Universität und Pückler-Stiftung. Letztlich, so Palfner, gelte es bei der Installation einer wie auch immer gearteten Plattform zu beachten, dass virtuelle Forschungsumgebungen selbst Bestandteile der Wissenschaftsstruktur sind und darüber hinaus auch soziale, kulturelle, politische und rechtliche Räume bilden.

Als ein Grenzgänger zwischen Kunstwissenschaft und Kreativwirtschaft führte CHRISTIAN GRIES (München) das Publikum noch näher an die Praxis der internetbasierten Kulturarbeit heran. Seine Botschaft, die er mit zahlreichen Beispielen vom Netzauftritt der Tate Gallery bis zur Deutschen Digitalen Bibliothek untermauern konnte, war eindeutig: „Der digitale Raum ist bereits real!“ Es gehe nicht mehr in erster Linie darum, über das „ob“, sondern vielmehr über das „wie“ seiner Ausgestaltung und Nutzung nachzudenken. Portale sollten in diesem Zusammenhang als zuverlässige und lebendige Plattformen angelegt werden, die den Hauptaufgaben Partizipation, Publikation und Recherche gerecht zu werden vermögen. Zu berücksichtigen seien dabei neben der maximalen Performance und der praktikablen Bedienbarkeit durch die Mitarbeiter/innen hinter den Kulissen zuvörderst auch die Außenperspektive(n) der Benutzer/innen, für die Gries eine differenzierte Typologie vom „Seeker & Searcher“ über den „Browser“ und „mobilen User“ bis hin zum „partizipativen User“ entwickelte. Unbedingt bedenkenswert erschien im Kontext der Pücklerforschung auch sein Fingerzeig auf das Prinzip ‚Allianz‘: gerade für kleinere und mittlere Einrichtungen ist es oftmals hilfreich und Ressourcen schonend, mit größeren Infrastrukturen zu kooperieren. Gries schloss mit der Feststellung, dass der Museumskurator von heute auch Informationskurator sein müsse, und forderte die Pückler-Gemeinschaft auf, fürs Erste die eigenen Ziele möglichst genau zu definieren, um dann aus der Fülle des Möglichen die geeigneten Mittel wählen zu können.

Nachdem die Erziehungswissenschaftlerin und Museumsforscherin MONIKA HAGEDORN-SAUPE (Berlin) mit dem System Europeana eine übergeordnete Infrastruktur und Plattform vorgestellt hatte, auf der schon jetzt die Metadaten von digitalisierten Objekten der unterschiedlichsten Art aus ca. 1.500 europäischen Archiven, Museen, Bibliotheken und ähnlichen sammlungsaffinen Einrichtungen zusammengeführt werden, beschäftigte sich der Technikphilosoph GERHARD BANSE (Berlin/Karlsruhe) mit der sozialen und kulturellen Seite des Vernetzungsproblems. Zur Beantwortung der Frage, ob es überhaupt möglich sei, eine Forschungscommunity gezielt zu organisieren, entschied er sich für einen „realistischen“ Ansatz, demzufolge es vor allem darauf ankomme, die notwendigen „Bedingungen der Möglichkeit“ zu schaffen. Den empirischen Hintergrund seiner Überlegungen bildete der Aufbau des internationalen Netzwerkes CULTMEDIA, dem er fünf grundlegende Erfahrungen abzugewinnen vermochte: 1. Die oberste Voraussetzung eines jeden Organisationserfolges ist es, ein Ziel zu definieren! 2. Jede Forschungskooperation benötigt Zeit! 3. Sensibilität und Toleranz sind unabdingbar! 4. Die Alltagswirklichkeit ist zu berücksichtigen und (interkultureller) Dialog zu gewährleisten! Und last but not least: 5. Für die „Mühen der Ebene“ braucht man Stehvermögen! Netzwerkarbeit ist eine „unendliche Geschichte“ und wie die von Banse zitierte Hype-Kurve lehrt, bedarf es einiger Anstrengungen, um nach dem Sturz vom „Gipfel der überzogenen Erwartungen“ ins tiefe „Tal der Enttäuschung“ auf dem „Pfad der Erleuchtung“ wieder aufwärtszusteigen und endlich das „Plateau der Produktivität“ zu erreichen.

Damit war für hinreichend Diskussionsstoff gesorgt. Im Laufe eines Podiumsgesprächs unter Leitung des Kulturjournalisten und Rundfunkmoderators HARALD ASEL (Berlin) wurde der Versuch unternommen, die gegebenen Impulse aufzunehmen und auf die gegenwärtige Situation der Pücklerforschung zu beziehen. Dieser Aufgabe widmeten sich gemeinsam mit Irene Krebs, Otto Neumaier und Gert Streidt auch PETER JAMES BOWMAN (Ely), NIKOLAUS GATTER (Köln), PETER H. GOODCHILD (York) und CORD PANNING (Muskau). Dass die weitere Vernetzung der Forschungsgemeinschaft erstrebenswert ist und dafür die Einrichtung einer Plattform sinnvoll erscheint, erwies sich in dieser Runde schnell als Konsens. Doch kamen mit den Wünschen (etwa nach einer kompletten Online-Edition der Pückler-Briefe) auch die Desiderate zur Sprache: So wurde nicht nur eine Präzisierung der Ziele und eine engere digitale Zusammenarbeit zwischen Branitzer und Muskauer Pückler-Stiftung angemahnt, sondern auch nach der Zukunftsfähigkeit der vorhandenen Infrastrukturen, den rechtlichen Bedingungen sowie den verfügbaren personellen und finanziellen Kapazitäten gefragt. Wie Nikolaus Gatter am Beispiel der Salonkultur des 19. Jahrhunderts und des Wandervogels aufzeigte, entspringt gelungene Netzwerkbildung stets einem konkreten Bedürfnis, ja einem „Hunger“ nach Gemeinsamkeit und Kommunikation. Dieses Hungergefühl, so legte die Diskussion nahe, scheint sich im Kreis der Pücklerforschung zu regen.

Festlich klang die erste Halbzeit der Veranstaltung mit einem Abendempfang und einem Konzert junger Künstler/innen des Cottbuser Konservatoriums aus. Weiter ging es am nächsten Vormittag mit verschiedenen „Einblicken in die Werkstätten der Pücklerforschung“, wobei zunächst die Aktivitäten vor Ort im Mittelpunkt standen. Nach dem Vortrag des Branitzer Museumsinspektors CHRISTIAN FRIEDRICH (Cottbus), der einen Überblick über die Struktur, Aufarbeitung und Nutzung der hiesigen Bibliotheks- und Sammlungsbestände gab, berichtete die Germanistin JANA KITTELMANN (Berlin/Cottbus) über das von ihr im Auftrag der Stiftung bearbeitete Projekt einer inhaltlichen Erfassung und digitalen Erschließung von ca. 1.800 Dokumenten aus dem Nachlass der Fürstin Lucie von Pückler-Muskau und deren Töchtern. Neben dem Aufbau einer relationalen Datenbank und der Verknüpfung mit Kalliope, dem zentralen Verbundkatalog für Nachlässe und Autographen in Deutschland, wird in einer zweiten Projektstufe unter dem Arbeitstitel „Pückler digital“ auch die netzgestützte Edition dieses und weiterer Quellenbestände angebahnt. JOACHIM HAAR (Cottbus), Geschäftsführer des Blinden-und-Sehbehinderten-Verbandes Brandenburg e.V., demonstrierte eindrucksvoll, wie die im Laufe der Tagung wiederholt eingeforderten Prinzipien der Partizipation und Barrierefreiheit in praktische Resultate überführt werden können. Nach einer Einführung in das Thema ‚Sehbehinderung‘ präsentierte er einen mit Braille-Schrift und Reliefbildern ausgestatteten „Parkführer für blinde und sehbehinderte Menschen“, dessen Entstehung sich der Kooperation von Universität, Stiftung und Blindenverband im Rahmen des Resonanzen-Projektes verdankt.

In den nachfolgenden drei Beiträgen kam die internationale Dimension der Pücklerforschung verstärkt zur Geltung. Während die französische Germanistin MARIE-ANGE MAILLET (Paris) den reichen Ertrag der Frankreich-Tagung von 2011 bilanzierte, stellte der englische Landschaftskonservator und Gartenhistoriker PETER H. GOODCHILD (York) ein ambitioniertes Ausstellungsvorhaben in Aussicht, das dem Werk und der Person des Fürsten im Mutterland der Landschaftsgärtnerei zu mehr Bekanntheit verhelfen und zugleich den grenzüberschreitenden Pückler-Austausch (Pückler Exchange) befördern soll. Das vom International Conservation Board (ICB), einem denkmalpflegerischen Beirat der Muskauer und Branitzer Stiftungen, geplante Vorhaben, wird für 2016/17 mit einer Laufzeit von zwei bis drei Jahren avisiert. Neben England sind auch Präsentationen in Deutschland und Polen im Gespräch. Zu guter Letzt wurde mit dem Beitrag der Ethnologin KERSTIN VOLKER-SAAD (Berlin) der Blick in Richtung Nordafrika geweitet. Schon seit mehreren Jahren recherchiert Volker-Saad im Auftrag der Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau zur Nilreise des Fürsten, wobei sie Literatur- und Quellenanalysen mit Methoden der ethnologischen Feldforschung kombiniert. Ihre Studien, die auch Pücklers Äthiopien-Bezug zum Gegenstand haben und ein neues Licht auf die empirische Qualität seiner Reiseliteratur werfen, erinnern zugleich daran, dass die Rekonstruktion und Auswertung der Orientreise als Ganzes noch aussteht – eine interdisziplinäre, nach vernetzter Zusammenarbeit verlangende Aufgabe par excellence.

Fazit: Auch mit dieser dritten Tagung ist die „neue Pücklerforschung“ wieder ein bedeutendes Stück vorwärtsgekommen − weniger in dem Sinne, dass alle aufgeworfenen Fragen schon hinreichend beantwortet oder gar ein Masterplan für die künftige Arbeit entwickelt worden wären, aber doch in jedem Fall bezüglich eines geschärften Problembewusstseins, eines reicheren Orientierungswissens und eines gefestigten Selbstverständnisses der Community. Einmal mehr ist deutlich geworden, dass der kaleidoskopische, durch Grenzüberschreitung, Simultaneität und Synästhesie gekennzeichnete Facettenreichtum ihres Gegenstandes eine Intensivierung des Austauschs und die fortschreitender Vernetzung zwischen den Forschenden zwingend erforderlich werden lässt. Dementsprechend lebendig ist auch das Interesse an einer „Fürst-Pückler-Plattform“. Bevor deren Realisierung in Angriff genommen werden kann, scheint es jedoch geboten, die einschlägigen Erwartungen und Bedürfnisse der potenziellen Nutzer/innen noch genauer zu erfassen, um auf dieser Grundlage über Ziele, Mittel und Methoden entscheiden zu können. Ginge es nach den bisher geäußerten Wünschen, müsste die Plattform Diskursraum, Rechercheinstrument, Langzeitarchiv, Editionsort, Schwarzes Brett, virtuelles Museum und noch manches mehr sein. In technisch-informatischer Hinsicht liegt eine Vertiefung der Partnerschaft von Branitzer Pückler-Stiftung und Brandenburgischer Technischer Universität nahe, wobei sich infrastrukturelle und inhaltliche Innovationen wechselseitig befruchten sollten. Großvorhaben wie die England-Ausstellung, die Aufarbeitung der Orientreise oder die Erschließung des schriftlichen Pückler-Nachlasses wären dafür geeignete Pilotprojekte.

Konferenzübersicht:

Begrüßung durch Gert Streidt (Cottbus), Direktor der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz

Grußwort von Berndt Weiße (Cottbus), Leiter des Geschäftsbereiches für Jugend, Kultur und Soziales in der Cottbuser Stadtverwaltung

Eröffnung der Tagung durch Walther Ch. Zimmerli (Cottbus), Präsident der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus

1. Sektion: Kunst und Wissenschaft. Historischer Rückblick und philosophische Perspektiven
Moderation: Gert Streidt (Cottbus)

Ulf Jacob (Berlin): Hermann Fürst von Pückler-Muskau und die Wissenschaften seiner Zeit

Otto Neumaier (Salzburg): Andeutungen über Wissenschaftsgärtnerei in der Netzwerkgesellschaft

2. Sektion: Herausforderungen für die Forschungs- und Sammlungspraxis im digitalen Zeitalter. Virtualisierung, Digitalisierung, Vernetzung
Moderation: Irene Krebs (Cottbus)

Sonja Palfner (Berlin): Virtuelle Forschungsumgebungen – ihr Werden, ihr Wirken

Christian Gries (München): Mit dem Feuer des Prometheus. Chancen und Probleme digitaler Forschungsinfrastrukturen im kulturellen und musealen Bereich unter besonderer Berücksichtigung der Benutzerperspektive

Monika Hagedorn-Saupe (Berlin): Europäische Vernetzung digitalisierter Kulturgüter am Beispiel des Systems Europeana

Gerhard Banse (Karlsruhe): Lässt sich eine Forschungscommunity organisieren?

Podiumsdiskussion „Die vernetzte Pücklerforschung“
Moderation: Harald Asel (Berlin)
Mit Peter James Bowman (Ely), Nikolaus Gatter (Köln), Irene Krebs (Cottbus), Otto Neumaier (Salzburg), Cord Panning (Bad Muskau), Gert Streidt (Cottbus)

3. Sektion: Einblicke in die Werkstätten der Pücklerforschung
Moderation: Ulf Jacob (Berlin)

Christian Friedrich (Cottbus): Die Branitzer Archiv-, Bibliotheks- und Sammlungslandschaft im Überblick. Bestand, Zugang, Aufgaben

Jana Kittelmann (Berlin/Cottbus): Relationale Datenbanken und Digitale Edition. Grundlagen der wissenschaftlichen Erschließung neuer Quellen des Branitzer Pückler-Archivs

Joachim Haar (Cottbus): Meine Hände sind meine Augen. Der Branitzer „Parkführer für blinde und sehbehinderte Menschen“

Marie-Ange Maillet (Paris): Fürst Pückler und Frankreich. Eine Projektbilanz nebst Ausblick

Peter H. Goodchild (York): Fürst Pückler in England. Ein internationales Ausstellungsvorhaben (Übersetzung: Peter James Bowman [Ely])

Kerstin Volker-Saad (Berlin): Pückler im Orient. Über die Notwendigkeit interdisziplinärer Forschung

Auf dem Weg zu einer Fürst-Pückler-Plattform. Schlussdiskussion, Resümee und Vision
Moderation: Irene Krebs (Cottbus) und Ulf Jacob (Berlin)

Anmerkungen:
1 Siehe <http://edoc.hu-berlin.de/kunsttexte/2010-1/jakob-ulf-20/PDF/jakob.pdf> und <http://www.bebra-wissenschaft.de/verzeichnis/titel/454--ein-kind-meiner-zeit-ein-aechtes-bin-ich.html> (28.11.2012).
2 Siehe <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4041> und <http://www.bebra-wissenschaft.de/verzeichnis/titel/548--fuerst-pueckler-und-frankreich.html> (28.11.2012).


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