Doktoranden/-innen bzw. Postdoktoranden/-innen "Geschichte des Spätmittelalters / der Frühen Neuzeit, der Rechtsgeschichte oder der Kirchengeschichte" (MPI Rechtsgeschichte Frankfurt am Main)

Doktoranden/-innen bzw. Postdoktoranden/-innen "Geschichte des Spätmittelalters / der Frühen Neuzeit, der Rechtsgeschichte oder der Kirchengeschichte" (MPI Rechtsgeschichte Frankfurt am Main)

Arbeitgeber
Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.07.2015 - 30.06.2018
Bewerbungsschluss
15.05.2015
Von
Otto Danwerth

Please find English version below.

Am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte sind im Rahmen des gemeinsam mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main organisierten Sonderforschungsbereichs 1095 ‚Schwächediskurse und Ressourcenregime‘ zum 01.07.2015 (oder später) zwei Stellen als

Doktoranden/-innen bzw. Postdoktoranden/-innen im Bereich der Geschichte des Spätmittelalters / der Frühen Neuzeit, der Rechtsgeschichte oder der Kirchengeschichte

zu besetzen. Die Stellen sind auf drei Jahre befristet.

Forschungsvorhaben

Der SFB 1095 ‘Schwächediskurse und Ressourcenregime’ widmet sich transepochal und vergleichend der Frage, wie Schwächediskurse, die sich in der Geschichte in allen Kulturen und zu allen Zeiten beobachten lassen, den Umgang mit Ressourcen beeinflussen. Veränderungen des Umgangs mit Ressourcen, die materieller und immaterieller Natur sein können, stellen einen besonderen und wichtigen Aspekt historischer Transformation dar, dem sich der SFB durch gemeinsame Forschungen von Historikern, Wissenschaftshistorikern, Ethnologen, Philosophen, Sinologen und Rechtshistorikern nähert.

Das SFB-Teilprojekt C 01 ’Das Wissen der pragmatici. Präsenz und Bedeutung pragmatischer normativer Literatur in Iberoamerika im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert‘ unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Duve nimmt normative Texte in den Blick, die sich in erster Linie an ‚Praktiker‘ richteten – vor allem solche, die man zur Moraltheologie und zur Beichtliteratur zählen würde. Diese Texte waren ‚schwach‘, weil sie im Vergleich zu den anspruchsvollen gelehrten Traktaten theoretisch unterkomplex waren; ‚stark‘ dagegen in der Pragmatik, weil sie anpassungsfähige normative Grundlagen boten. Einiges spricht dafür, dass es diese Ressourcenkonfiguration war, mit der ein Mindestmaß an normativen Ordnungsvorstellungen in einem frühneuzeitlichen Imperium wie dem spanischen etabliert werden konnte. Das Teilprojekt möchte dazu beitragen, nicht nur die praktische Bedeutung, sondern auch die intellektuelle Leistung einer lange kaum beachteten Quellengattung herauszuarbeiten. Denn in der dieser Literatur eigenen Verknappung könnte eine beachtliche Abstraktionsleistung liegen.

Stellenbeschreibung

Vor diesem Hintergrund sollen die Stelleninhaber/-innen je eines der beiden folgenden Themen bearbeiten:

I. Das Beichthandbuch des Martín de Azpilcueta und das Phänomen der Epitomierung
Das erste Projekt gilt der Frage, wie es zur Komprimierung und ggf. auch zur Abstraktion von kanonistischem oder moraltheologischem Wissen gekommen ist, das bereits in umfangreicheren Werken vorlag. Diese als Epitomierungen anzusprechenden Reduktionsvorgänge sollen anhand des Beichthandbuchs eines bedeutenden Kanonisten und Moraltheologen, des Martín de Azpilcueta (1492-1586) untersucht werden. Das Werk erschien 1552 in portugiesischer, 1553 in spanischer Sprache und wurde in kurzer Folge vielfach aufgelegt und übersetzt (1573 ins Lateinische). Es war eines der einflussreichsten moraltheologischen Werke des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts, ein ‚Beststeller‘ im Buchhandel mit der Neuen Welt – und seinerseits Gegenstand von Be- und Verarbeitungsprozessen. Im Mittelpunkt der Untersuchung zu Azpilcuetas Beichthandbuch stehen die Komprimierung gelehrten Wissens und seine Umsetzung in pragmatische Literatur.

II. Das Dritte Provinzialkonzil von Mexiko (1585) und die Entstehung eines Beichthandbuchs
In einer zweiten Fallstudie soll untersucht werden, wie sich Handlungsbedarf, der sich einer konkreten historischen Situation verdankte, in einem mexikanischen Beichthandbuch des späten 16. Jahrhunderts niedergeschlagen hat. Grundlage entsprechender Forschungsarbeit ist die jüngst publizierte Edition des vom III. Provinzialkonzil von Mexiko 1585 erarbeiteten Directorio de confesores y penitentes. Die ebenfalls edierten Konzilsakten lassen erkennen, wie sehr die Konzilsväter in dem Beichthandbuch ein wesentliches Medium der Umsetzung ihrer Beratungen sahen. Vorrangiges Ziel des entsprechenden Arbeitsvorhabens ist es zu ermitteln, auf welche Weise moraltheologische und kanonistische Reflexionen auf dem Konzil in ein solches pragmatisches Werk Eingang gefunden haben. – Ausnahmsweise besteht die Möglichkeit, die hier skizzierte Fragestellung auch anhand der Quellen des Dritten Provinzialkonzils von Lima (1582-83) und seiner katechetischen Materialien zu bearbeiten.

Voraussetzungen

Die Bewerber/-innen müssen über ein abgeschlossenes Hochschulstudium, vorzugsweise in einem der folgenden Fächer verfügen: Rechtswissenschaft, Kanonistik, Theologie, Geschichtswissenschaft oder Philologie. Gute Sprachkenntnisse in Englisch sowie in Latein (Projekt I) oder Spanisch (Projekt II) sind Voraussetzung. Erwartet werden zudem die Bereitschaft, während des Aufenthalts in Frankfurt die nötigen Deutschkenntnisse – falls nicht vorhanden – zu erwerben, sowie die aktive Mitarbeit im Rahmen des SFB-Forschungsverbunds.

Auf die Stellen können sich Doktoranden/-innen oder Postdoktoranden/-innen bewerben. Im Falle einer beabsichtigten Promotion kann der Doktorgrad von der Goethe-Universität Frankfurt am Main verliehen werden, falls die entsprechenden Voraussetzungen gegeben sind. Ebenfalls willkommen sind Kandidat/-innen, die beabsichtigen, mit diesem Thema an einer anderen Universität zu promovieren. Doktorand/-innen wird Gelegenheit gegeben, sich in den jeweiligen Forschungsstand einzuarbeiten.

Die ausgewählten Bewerber/-innen werden am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main arbeiten und in die betreffenden Forschungsfelder des Instituts integriert.

Bewerbungsverfahren

Aussagekräftige Bewerbungen sollten einen Lebenslauf, Kopien der wichtigsten Zeugnisse, ein Motivationsschreiben, die Kopie einer kurzen eigenen schriftlichen Arbeit (z.B. einer Seminararbeit oder einer Veröffentlichung) sowie ggf. eine Publikationsliste und Empfehlungsschreiben enthalten.

Bewerber/-innen um eine Postdoktoranden-Stelle werden zusätzlich gebeten, eine fünfseitige Projektskizze (inkl. einer kurzen Bibliographie zur geplanten Untersuchung) einzureichen.

Aus den Unterlagen sollte ersichtlich sein, ob der/die Kandidat/-in sich für eine Doktoranden- oder für eine Postdoktoranden-Stelle bewirbt. Im erstgenannten Fall ist anzugeben, ob bereits ein Promotionsstudium aufgenommen wurde.

Das Entgelt und die Sozialleistungen richten sich entsprechend der Qualifikation nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD Bund). Die Vergütung für Doktoranden/-innen beträgt derzeit 2.268,25 Euro (EG13 65%) und für Postdoktoranden/-innen 3.489,62 Euro. Die Arbeitszeit beträgt 39 Stunden pro Woche.

Die Max-Planck-Gesellschaft ist bemüht, mehr schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Bewerbungen Schwerbehinderter sind ausdrücklich erwünscht.

Die Max-Planck-Gesellschaft will den Anteil von Frauen in den Bereichen erhöhen, in denen sie unterrepräsentiert sind. Frauen werden deshalb ausdrücklich aufgefordert, sich zu bewerben.

Fragen zum Forschungsprojekt ‘Wissen der pragmatici’ beantwortet gern Otto Danwerth (danwerth@rg.mpg.de).

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt:
Das Wissen der pragmatici (http://www.rg.mpg.de/forschung/wissen_der_pragmatici)
Schwächediskurse und Ressourcenregime (http://www.geschichte.uni-frankfurt.de/53831812)

Ihre aussagefähige Bewerbung reichen Sie bitte bis zum 15.05.2015 online über den folgenden Link ein: http://mpier.iwww.mpg.de/stellenangebote

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ENGLISH VERSION:

The Max-Planck-Institute for European Legal History and the Goethe University Frankfurt am Main are partner institutions of the Collaborative Research Centre 1095 ‘Discourses of Weakness and Resource Regimes’. In this framework, the Max-Planck-Institute for European Legal History offers

Two PhD / Post-doctoral Positions in the field of late medieval / early modern history, legal history or ecclesiastical history (starting July 1, 2015, or later; 3-year contracts)

Research project

A Collaborative Research Centre / CRC (‘Sonderforschungsbereich’ / ‘SFB’ in German) is an institution established at German universities for a period of up to twelve years that enables researchers to pursue an outstanding research programme, crossing the boundaries of disciplines, institutes and faculties. Financed by the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), it facilitates scientifically ambitious, complex, long-term research by concentrating and coordinating the resources available at a university.

The CRC 1095 ‘Discourses of Weakness and Resource Regimes’ at the Goethe University, Frankfurt am Main, employs a transepochal and comparative approach in order to deal with the question of how discourses of weakness had an impact on the use of resources. These discourses can be observed in the history of all cultures at all times. Changes in the use of both material and immaterial resources constitute a special and important aspect of processes of historical transformation which will be addressed by historians, historians of science, anthropologists, philosophers, sinologists and legal historians within the framework of the new CRC 1095.

CRC sub-project C 01 ‘Knowledge of the pragmatici. Presence and significance of pragmatic normative literature in Ibero-America in the late 16th and early 17th century’, led by Prof. Dr. Thomas Duve, reflects upon the significance of normative texts which addressed themselves primarily to practitioners – especially those who would nowadays be seen as part of moral theology or confessional literature. The respective texts were ‘weak’ insofar as they lacked theoretical complexity compared to erudite treatises; they were ‘strong’, however, in terms of pragmatic usefulness because they offered the reader adaptable bases of normative knowledge. There are some indications that these resources helped to establish, even minimally, conceptions of normative order in early modern empires such as the Spanish one. It is the objective of the sub-project to bring to light not only the practical significance but also the intellectual weight of a literary genre which has received little attention for a long time. Characteristic of this genre are condensation processes which might constitute a considerable achievement in abstraction.

Job description

In this context, the position holders are expected to research on one of the two following subjects:

I. Martín de Azpilcueta’s Manual for Confessors and the phenomenon of epitomization
The subject of the first research project are processes of condensation and, possibly, abstraction of canonistic or moral theological knowledge, which was already available in copious works. These processes of epitomization are to be analyzed with regard to a confession manual written by Martín de Azpilcueta (1492-1586), an important canon lawyer and moral theologian. His manual was published in 1552 in Portuguese, 1553 in Spanish and received, in a brief period, multiple editions and translations (1573 into Latin). It was one of the most influential works of moral theology in the late 16th and early 17th centuries, a ‘bestseller’ in the book trade with the New World – and itself subject to various processes of adaptation. The research project on Azpilcueta’s Manual for Confessors, in sum, should focus on the question how learned knowledge was condensed and transformed into a work of pragmatic literature.

II. The Third Provincial Council of Mexico (1585) and the elaboration of a Manual for Confessors
In a second study, a researcher is to investigate how the need for normative action which arose from a concrete historical situation found expression in a Mexican confession manual of the late 16th century. The research will be based on the recent edition of the Directorio de confesores y penitentes elaborated at the Third Provincial Council of Mexico (1585). The conciliar decrees which have also been published, show that the council fathers regarded the confession manual as an essential medium for translating their discussions. In brief, the research project will focus on the question how reflections on moral theology and canon law discussed during the provincial council were incorporated into such a pragmatic work. – In exceptional cases it is possible to answer the questions outlined above on the basis of the Third Provincial Council of Lima (1582-83) and its catechetic literature.

Qualification

The applicants must hold a university degree, preferably in one of the following disciplines: law, canon law, theology, history or philology. Language skills must include English as well as Latin (project I) or Spanish (project II). Moreover, researchers who do not speak German, are expected to learn it during their stay in Frankfurt. Furthermore, participation in the collective activities of the CRC is mandatory.

Both doctoral and post-doctoral researchers can apply for the above mentioned positions. As regards doctoral students the PhD can be granted by the Goethe University Frankfurt am Main, if the applicants fulfill the necessary requirements. However, candidates who wish to obtain their PhD from another university will also be admitted. Doctoral students will be given the opportunity to familiarize with their research topic.

The selected candidates will be working at the Max-Planck-Institute for European Legal History in Frankfurt am Main and will be integrated into the respective research fields of the Institute.

Application Process

Applications should contain a CV, copies of the relevant university certificates, a letter of motivation, the copy of a short research text written by the candidate (e.g. a seminar paper or a published article), and, if applicable, a list of publications and letters of recommendation.

Candidates who would like to apply for a post-doctoral position, are additionally invited to submit a five-page outline of their research design for project I or project II, respectively (including a short bibliography).

The applicants must clearly indicate whether the application is for a PhD position or a post-doctoral position, and whether (or not) – in the case of doctoral students – the candidate is already participating in a PhD program.

The postgraduate remuneration is governed by the German Collective Agreement for the Public Sector (TVöD) EG 13 (65 %) and currently amounts to 2.268.25 Euro gross. In case of a postdoc-contract, the remuneration (E13) will be increased to 100% and currently amounts to 3.489,62 Euro gross. In both cases, the working time consists of 39 hours per week.

The Max-Planck Society is committed to increase the number of individuals with disabilities in its workforce and therefore encourages applications from these persons.

The Max Planck Society seeks to increase the number of women in those areas where they are underrepresented and therefore explicitly encourages women to apply.

Inquiries about the research program ‘Knowledge of the pragmatici’ can be directed to
Otto Danwerth (danwerth@rg.mpg.de).

More information about the research project:
Knowledge of the pragmatici (http://www.rg.mpg.de/research/knowledge_of_the_pragmatici)
Schwächediskurse und Ressourcenregime (http://www.geschichte.uni-frankfurt.de/53831812)

We look forward to receiving your comprehensive online application by 15.05.2015 following the below mentioned link: http://mpier.iwww.mpg.de/job_offers

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Land Veranstaltung
Arbeitssprache(n)
Englisch, Deutsch
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