Militärgeschichtliche Zeitschrift

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Militärgeschichtliche Zeitschrift
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Erschienen
München 2003: Oldenbourg Verlag
Erscheint 
halbjährlich
Preis
Jahresabonnement: 30,00 €, ermäßigt: 21,00 €. Einzelheft: 18,00 €

 

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Institution
Militärgeschichtliche Zeitschrift
Land
Deutschland
c/o
Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Redaktion MGZ Zeppelinstraße 127/128 14471 Potsdam Tel. 0331 / 9714-0 Fax 0331 / 9714-509
Von
Jaroschka, Gabriele

Inhaltsverzeichnis

62 (2003), Heft 2

Editorial
Militärgeschichtliche Zeitschrift – Eine Zwischenbilanz

Aufsätze

Joseph W. Bendersky
Racial Sentinels: Biological Anti-Semitism in the U.S. Army Officer Corps, 1890 1950
Ein von Militärhistorikern vernachlässigter Aspekt der amerikanischen Militärgeschichte ist der Einfluss von biologischem Antisemitismus und Sozialdarwinismus auf die Weltanschauung vieler US-Offiziere in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Hierbei handelte es sich nicht um bloße Vorurteile, sondern um Ansichten auf hoch entwickelter intellektueller Basis. Aufgrund kürzlich entdeckter, reichhaltiger Dokumente aus den Archiven der US Armeenachrichtendienste, des Army War College, sowie diversen offiziellen und privaten Quellen offenbart sich der Grad der Durchdringung, den diese Vorstellungen bei US Offizieren erlangten und der diese dazu brachte, sich mit der “Judenfrage” politisch auseinanderzusetzen. So unterrichteten beispielsweise prominente Rassentheoretiker und Eugeniker während der 1930er Jahre regelmäßig am War College. Offiziere, besonders im Nachrichtendienst, nutzten dieses Gedankengut, um eine systematische Überwachung von Juden im In- und Ausland zu rechtfertigen. Offiziere dienten hier als “Rassenwächter”, um Amerika vor der Gefahr zu schützen, die “rassisch minderwertige” und politisch subversive Juden angeblich darstellten. Dadurch beeinflusste die Armee auf signifikante Weise die US-Einwanderungspolitik und das Schicksal der Juden während und nach dem Holocaust.
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Although neglected by military historians, biological anti-Semitism and Social Darwinism pervaded the worldview of many U.S. army officers in the first half of the 20th century. No mere prejudice, their racial views had sophisticated intellectual foundations. An abundance of recently uncovered archival sources from U.S. Military Intelligence files, the Army War College, and other army and private collections reveal that such ideas prompted officers to become politically engaged with the "Jewish Question". Prominent racial theorists and eugenicists lectured at the War College through the 1930s. Officers, especially those in intelligence, used these ideas to justify the systematic surveillance of Jews at home and abroad. Officers served as racial sentinels protecting America from dangers supposedly posed by racially inferior and politically subversive Jews. The army thereby significantly affected U.S. policy on immigration and the fate of Jews during and after the Holocaust.

Oswald Überegger
Auf der Flucht vor dem Krieg. Trentiner und Tiroler Deserteure im Ersten Weltkrieg
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Tiroler und Trentiner Desertion im Ersten Weltkrieg. Das Phänomen Desertion wird dabei aus verschiedenen Perspektiven analysiert: von der normativen Definition über die Reaktion der Militärs und das Vorgehen der Militärgerichtsbarkeit bis hin zu den Motiven und dem Fluchtalltag der Deserteure. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verweigerungsmotive vielfältig waren. Genuin politische Motive spielten für den Fluchtentschluss eine lediglich untergeordnete Rolle. Um so wichtiger waren individuell-persönliche und in der traumatischen Kriegserfahrung zu suchende Ursachen. Nicht nur der Vollzug der Desertion, sondern auch das Leben auf der Flucht barg eine Fülle von Gefahren in sich. Die Desertion an der Front war durch eine Fülle von Kontroll- und Abriegelungsmaßnahmen ungleich risikoreicher als jene im Hinterland, wo es Deserteuren gelang, monate-, teilweise auch jahrelang unterzutauchen. Leben und Überleben auf der Flucht waren von den täglichen Versorgungsproblemen und der Angst geprägt, von den Behörden gestellt zu werden. Dann drohte nämlich unter Umständen die Todesstrafe, die aber wiederum – so die Ergebnisse der quantitativen Analyse – nur äußerst selten vollzogen wurde.
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The article deals with the desertion of soldiers from Tyrol and Trentino during World War I. The phenomenon of desertion is analysed from different perspectives: the normative definition, the reaction of the military, the proceedings of the military jurisdiction, the reasons for desertion and the everyday life of the deserters. The reasons why soldiers deserted were numerous. Genuine political convictions, however, only played a minor role when soldiers decided to desert. Much more important were traumatic experiences of the war or personal reasons. Not only the desertion as such, but also life as a runaway soldier involved many dangers. Compared with deserting in the hinterland, where it was possible to disappear for months or even years, deserting when fighting at the front line was riskier because of a wide range of control measures. Life and survival on the run were characterised by the daily problems concerning food on the one hand and the fear of being discovered on the other. But while desertion was punishable by death, according to a quantitative analysis, death sentences were very rarely carried out.

Andreas Hilger
Sowjetische Gewahrsamsmacht und deutsche Kriegsgefangene 1941--1956. Zum Verhältnis von Völkerrecht und nationalem Interesse im Stalinismus
Der Beitrag diskutiert Ziele und Motive der sowjetischen Politik gegenüber deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs. Während der fünf Entwicklungsstadien, die die sowjetische Politik in den Jahren 1941 bis 1956 durchlief, stellten die politische Schulung von Gefangenen, die strafrechtliche Verfolgung von Kriegsverbrechen sowie der Arbeitseinsatz von Gefangenen mitunter inkompatible Kernziele sowjetischer Politik dar. Sie haben zugleich die Grundversorgung der Gefangenen sowie die Repatriierungspolitik wesentlich geprägt. Grundsatzentscheidungen sowjetischer Politik waren darauf angelegt, sich innerhalb des von Völkerrecht bzw. eigenen Vereinbarungen der Alliierten gesetzten Rahmens zu bewegen. In der Verfolgung stalinistisch geprägter Sonderinteressen – eingebettet in die Entwicklungen der Kriegs- und Nachkriegszeit – wurden diese Grenzen mitunter bewusst überschritten. Der elementarste Grundsatz des Kriegsvölkerrechts, die Schonung gefangener Gegner, stand in Moskau indes nie zur Disposition.
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The article discusses aims and motivations of Soviet policy towards German Prisoners of War during and after World War II. Evolving during five stages of development, political schooling, prosecution of war crimes, and extensive use of captured working forces constituted main, sometimes incompatible purposes of Soviet measures. At the same time, these objectives considerably shaped concrete living conditions of prisoners as well as Soviet repatriation policy. From a Soviet point of view, fundamental decisions had to stay within the bounds of international law and allied agreements respectively. By pursuing specific stalinist interests – embedded in international developments during and after the war -, the Soviet Union sometimes deliberately went beyond the scope of international and allied foundations. Nevertheless, the leading principle of international laws of war, to keep captured enemies alive, never was under discussion in Moscow.

Miszellen

Helmut Zander
Der Generalstabschef Helmuth von Moltke d.J. und das theosophische Milieu um Rudolf Steiner

Gerhard Granier
Pirat oder Kriegsmann? Die aktive Teilnahme von Handelsschiffen am Seekrieg von 1914 bis 1918 und die Fälle der Kapitäne Fryatt und Blaikie

Dokumentation

Roland Kopp
Die Wehrmacht feiert. Kommandeurs-Reden zu Hitlers 50. Geburtstag am 20. April 1939

Nachrichten aus der Forschung

Matthias Rogg
45. Internationale Tagung für Militärgeschichte vom 18. bis 20. März 2003 in Potsdam. „Militär, Staat und Gesellschaft in der DDR. Forschungsfelder – Ergebnisse – Perspektiven“

Rezensionen

Dierk Walter
Jutta Nowosadtko, Krieg, Gewalt und Ordnung. Einführung in die Militärgeschichte

Enrico Syring
Schlachten der Weltgeschichte. Von Salamis bis Sinai. Hrsg. von Stig Förster, Markus Pöhlmann und Dierk Walter

Wolfgang Bühling
Hans Mehl, Schiffs- und Küstenartillerie. Marinegeschütze aus 500 Jahren

Markus Meumann
Formen internationaler Beziehungen in der Frühen Neuzeit. Frankreich und das Alte Reich im europäischen Staatensystem. Festschrift für Klaus Malettke zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Sven Externbrink und Jörg Ulbert

Enrico Syring
Ute Frevert, Die kasernierte Nation. Militärdienst und Zivilgesellschaft in Deutschland

Rainer Pöppinghege
René Schilling, „Kriegshelden“. Deutungsmuster heroischer Männlichkeit in Deutschland 1813 bis 1945

Stephan Huck
Karen Hagemann, „Mannlicher Muth und Teutsche Ehre“. Nation, Militär und Geschlecht zur Zeit der Antinapoleonischen Kriege Preußens

Heinz Stübig
Gerhard von Scharnhorst, Private und dienstliche Schriften. Bd 1: Schüler, Lehrer, Kriegsteilnehmer (Kurhannover bis 1795). Hrsg. von Johannes Kunisch

Stephan Kaiser
Historische Festungen im Mittelosten der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von Hans-Rudolf Neumann

Michael Epkenhans
The Nineteenth Century. Ed. by Andrew Porter and Alaine Low
The Twentieth Century. Ed. by Judith M. Brown and Wm. Roger Louis

Frank Nägler
The Oxford Illustrated History of the Royal Navy. Ed. by J. R. Hill and Bryan Ranft

Uwe Dirks
Michael Salewski, Die Deutschen und die See. Studien zur deutschen Marinegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts

Thomas Morlang
Erick J. Mann, Mikono ya damu: „Hands of Blood“. African Mercenaries and the Politics of Conflict in German East Africa, 1888 1904

Jürgen Zimmerer
Claus Nordbruch, Der Hereroaufstand 1904

Axel Kellmann
Peter Winzen, Das Kaiserreich am Abgrund. Die Daily-Telegraph-Affäre und das Hale-Interview von 1908

Axel Kellmann
Lothar Reinermann, Der Kaiser in England. Wilhelm II. und sein Bild in der britischen Öffentlichkeit

Martin Moll
Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg. Ein Vergleich. Krieg, Kriegserlebnis, Kriegserfahrung in Deutschland. Im Auftr. des MGFA hrsg. von Bruno Thoß und Hans-Erich Volkmann

Der Erste Weltkrieg und das 20. Jahrhundert. Hrsg. von Jay Winter, Geoffrey Parker und Mary R. Habeck
Bruno Thoß

Benjamin Ziemann
Ulrike Oppelt, Film und Propaganda im Ersten Weltkrieg

Christian Koller
Armee, Staat und Geschlecht. Die Schweiz im internationalen Vergleich 1918 1945. Hrsg. von Christof Dejung und Regula Stämpfli

Martin Kröger
Hans-Ulrich Seidt, Berlin. Kabul. Moskau. Oskar Ritter von Niedermayer und Deutschlands Geopolitik

Enrico Syring
Markus Pöhlmann, Kriegsgeschichte und Geschichtspolitik: Der Erste Weltkrieg. Die amtliche deutsche Militärgeschichtsschreibung 1914 1956

Enrico Syring
An der Schwelle zum Totalen Krieg. Die militärische Debatte über den Krieg der Zukunft 1919 1939. Hrsg. von Stig Förster

Paul Heider
Jürgen Löffler, Walther von Brauchitsch (1881 1948). Eine politische Biographie

Enrico Syring
Ralf Georg Reuth, Hitler. Eine politische Biographie

Christof Dipper
Standort- und Kommandanturbefehle des Konzentrationslagers Auschwitz 1940 1945. Hrsg. im Auftr. des Instituts für Zeitgeschichte von Norbert Frei [u.a.]
Sybille Steinbacher, „Musterstadt“ Auschwitz. Germanisierungspolitik und Judenmord in Ostoberschlesien
Bernd C. Wagner, IG Auschwitz. Zwangsarbeit und Vernichtung von Häftlingen des Lagers Monowitz 1941 1945
Ausbeutung, Vernichtung, Öffentlichkeit. Neue Studien zur nationalsozialistischen Lagerpolitik. Hrsg. im Auftr. des Instituts für Zeitgeschichte von Norbert Frei, Sybille Steinbacher und Bernd C. Wagner

Martin Kröger
Jan Kuhlmann, Subhas Chandra Bose und die Indienpolitik der Achsenmächte

Winfried Heinemann
Robert S. Rush, Hell in Hürtgen Forest. The ordeal and triumph of an American infantry regiment

Jost Dülffer
David K. Yelton, Hitler’s Volkssturm, The Nazi Militia and the Fall of Germany, 1944 1945

Matthias Reiß
Betty Cowley, Stalag Wisconsin. Inside WW II prisoner-of-war camps

Sönke Neitzel
Kriegsende 1945 in Deutschland. Im Auftr. des MGFA hrsg. von Jörg Hillmann und John Zimmermann

Ulrich Lappenküper
Lexikon der deutschen Geschichte von 1945 bis 1990

Friedrich Jeschonnek, Dieter Riedel, William Durie, Alliierte in Berlin 1945 bis 1994
Winfried Heinemann

Rüdiger Overmans
Michael Borchard, Die deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion. Zur politischen Bedeutung der Kriegsgefangenenfrage 1949 bis 1955
Sowjetische Militärtribunale. Bd 1: Die Verurteilung deutscher Kriegsgefangener 1941 bis 1953. Hrsg. von Andreas Hilger [u.a.]

Armin Nolzen
Georg Meyer, Adolf Heusinger. Dienst eines deutschen Soldaten 1915 bis 1964

Martin Moll
Walter Blasi, General der Artillerie Ing. Dr. Emil Liebitzky – Österreichs „Heusinger“?

Benjamin Ziemann
Alexander Pollak, Die Wehrmachtslegende in Österreich. Das Bild der Wehrmacht im Spiegel der österreichischen Presse nach 1945

Dieter Krüger
Michael Kieninger, Double Containment: Kanada und die Entstehung der NATO

Helmut R. Hammerich
David T. Lindgren, Trust but verify. Imagery Analysis in the Cold War

Winfried Heinemann
Wolfram Dorn, So heiß war der kalte Krieg. Fallex 66

Ursula Hüllbüsch
Dokumente zur Deutschlandpolitik. VI. Reihe: 21. Oktober 1969 bis 30. September 1982. Bd 1: 21. Oktober 1969 bis 31. Dezember 1970. Bearb. von Daniel Hofmann

Paul Heider
Frank Hagemann, Parteiherrschaft in der Nationalen Volksarmee. Zur Rolle der SED bei der inneren Entwicklung der DDR-Streitkräfte (1956 bis 1971)

Armin Wagner
Jens Gieseke, Mielke-Konzern. Die Geschichte der Stasi 1945--1990
Jens Gieseke, Die hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit. Personalstruktur und Lebenswelt 1950 1989/90

Clemens Heitmann
Paul Heider, Die Gesellschaft für Sport und Technik. Vom Wehrsport zur „Schule des Soldaten von morgen“
Frust und Freude. Die zwei Gesichter der Gesellschaft für Sport und Technik. Hrsg. von Ulrich Berger

Joachim Beth
Armee ohne Zukunft. Das Ende der NVA und die deutsche Einheit. Zeitzeugenberichte und Dokumente. Im Auftrag des MGFA hrsg. von Hans Ehlert unter Mitarb. von Hans
Paul Heider

Rudolf Schlaffer
Heinz Loquai, Der Kosovo-Konflikt

Annotationen

Stephan Kaiser
Erhalt und Nutzung historischer Zitadellen

Jürgen Heuchling
Helmut Ries, Kronprinz Wilhelm

Axel Grießmer
Günter Lanitzki, Die Flotte des Kaisers. Kriegsschiffe unter deutscher Flagge um die Jahrhundertwende

Michael F. Scholz
Svenska diplomatprofiler under 1900-talet. Red.: Gunnar Artéus och Leif Leifland

Bernhard Chiari
Eberhard Demm, Ostpolitik und Propaganda im Ersten Weltkrieg

Michael Vollert
Christoph Studt, Das Dritte Reich in Daten

Bernhard Chiari
Deutscher Osten 1939 1945. Der Weltanschauungskrieg in Photos und Texten. Hrsg. von Klaus-Michael Mallmann, Volker Rieß und Wolfram Pyta

Michael F. Scholz
Fra neutralitet til besættelse. Viceadmiral H. Rechnitzers dagbog om flådens virke 1939 40. Udg. af Hans Chr. Bjerg

Hans-Joachim Harder
Carl Zuckmayer, Geheimreport. Hrsg. von Gunther Nickel und Johanna Schrön

Winfried Heinemann
50 Jahre Innere Führung. Von Himmerod (Eifel) nach Priština (Kosovo). Geschichte, Probleme und Perspektiven einer Führungsphilosophie. Hrsg. von Eckardt Opitz

Konrad Fuchs
Niels Hansen, Aus dem Schatten der Katastrophe. Die deutsch-israelischen Beziehungen in der Ära Konrad Adenauer und David Ben Gurion

Werner Knoll
Hans-Georg Löffler, Soldat im Kalten Krieg. Erinnerungen 1955 1990

Benjamin Ziemann
Volker Fuhrt, Erzwungene Reue. Vergangenheitsbewältigung und Kriegsschulddiskussion in Japan 1952—1998

Reinhard Stumpf
Eckart Busch, Der Wehrbeauftragte

Jürgen Schmidt
Arkadij Jarovoj, Prošcaj, KGB

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