Mittelweg 36. Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung 33 (2024), 3

Titel der Ausgabe 
Mittelweg 36. Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung 33 (2024), 3
Weiterer Titel 
Grenzüberschreitungen. Zur Soziologie der Weltrechtsordnung

Erschienen
Erscheint 
zweimonatlich
ISBN
978-3-86854-777-1
Anzahl Seiten
104 S.
Preis
Einzelausgabe € 14,00 (Doppelheft € 24,00); Jahresabonnement € 60,00; Miniabonnement € 28,00 u.a.

 

Kontakt

Institution
Hamburger Instituts für Sozialforschung
Abteilung
Zeitschrift »Mittelweg 36«
Land
Deutschland
PLZ
20148
Ort
Hamburg
Straße
Mittelweg 36
Telefon
040/414 097 84
Fax
040/414 097 11
Von
Anja Irmschläger, Redaktion Zeitschift Mittelweg 36, Hamburger Edition HIS Verlagsges.mbH

Die Diskussion um die Bedeutung des Völkerrechts ist so alt wie dieses selbst. Von seinen Anfängen in der Antike bis zur heutigen Charta der Vereinten Nationen verbinden sich mit ihm hochfliegende Hoffnungen wie enttäuschte Erwartungen gleichermaßen. Die jüngsten militärischen Konflikte in der Ukraine, in Bergkarabach und im Nahen Osten haben die Auseinandersetzung um seinen Stellenwert neu entfacht. Was also leistet das Völkerrecht? Worin besteht seine Funktion in einer Welt, deren fragile Ordnung immer wieder durch räumliche und rechtliche Grenzüberschreitungen herausgefordert wird? Ist es das vielseitige Instrument zum Aufbau einer globalen Friedensarchitektur, das seine Befürworter:innen aus dem Lager der Internationalisten in ihm sehen? Oder ist es doch eher ein stumpfes Schwert, machtlos im Angesicht von Krieg und Gewalt, wie seine Kritiker:innen, die sogenannten Realisten, behaupten?

Folgt man Henning de Vries und Alfons Bora, so sind beide Sichtweisen falsch. Aus systemtheoretischer Perspektive plädieren sie in ihrer Einleitung „Für eine rechtssoziologische Analyse der liberalen Weltordnung“, die sich an der verhaltenskoordinierenden Leistung orientiert, die das Recht als solches selbst dann noch erfüllt, wenn es im Einzelfall gebrochen wird. Um Vertrauen und entgrenzte Gewalt geht es bei Hendrik Simon. Im Anschluss an Jan-Philipp Reemtsma präsentiert er Überlegungen „Zu einer ‚besonderen Konstellation der Moderne‘ auf inter- und transnationaler Ebene“ und erläutert, warum die Rechtfertigungsbedürftigkeit von Gewalt auch auf zwischenstaatlicher Ebene zur Stabilisierung von Erwartungshaltungen beiträgt. „Die Transformation des Krieges und Angriffe auf zivile Infrastruktur“ stehen im Mittelpunkt des Beitrags von Regine Schwab, die im Kriegsgeschehen der letzten Jahrzehnte einen besorgniserregenden Trend diagnostiziert: verstärkt werden zivile Einrichtungen angegriffen, die Zahl indirekter Opfer militärischer Gewalt wächst. Ein anderes Problem bewaffneter Konflikte nimmt Linn-Sophie Löber in den Blick. In „Bystandertum und kollektive Verantwortung“ fragt sie nach den Möglichkeiten des völkerstrafrechtlichen Umgangs mit denjenigen, die zwar selbst keine Kriegsverbrechen begehen, diesen aber durch ihre Gleichgültigkeit und Untätigkeit Vorschub leisten. Im letzten Beitrag des Themenschwerpunkts greift Henning de Vries noch einmal die in der Einleitung gestellte Frage nach der Krise der liberalen Weltordnung auf und erörtert die spezifische Weise, in der „Das Völkerrecht zwischen Verbindlichkeit und Widersprüchlichkeit“ dazu beiträgt, stabile Strukturen für den Umgang mit politischen Krisen zu entwickeln.

Zum Ortstermin „Im Gewerbegebiet von San Isidro“ im abgelegenen Nordwesten Gran Canarias begrüßt uns schließlich Harald Jähner. Er führt uns nicht nur in Konsumtempel der Gegenwart, sondern auch durch die Geschichte der Insel.

Inhaltsverzeichnis

Henning de Vries / Alfons Bora
Für eine rechtssoziologische Analyse der liberalen Weltordnung (S. 3)

Hendrik Simon
Vertrauen und entgrenzte Gewalt. Zu einer »besonderen Konstellation der Moderne« auf inter- und transnationaler Ebene (S. 11)

Regine Schwab
Die Transformation des Krieges und Angriffe auf zivile Infrastruktur (S. 32)

Linn-Sophie Löber
Bystandertum und kollektive Verantwortung. Mit der Verschiebung von Zuständigkeitsgrenzen des Völkerstrafrechts zu einer gendergerechteren Gesellschaft? (S. 55)

Henning de Vries
Die liberale Weltordnung in der Krise? Das Völkerrecht zwischen Verbindlichkeit und Widersprüchlichkeit (S. 77)

Harald Jähner
Ortstermin: Im Gewerbegebiet von San Isidro (S. 97)

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