Chilufim 20 (2016)

Titel der Ausgabe 
Chilufim 20 (2016)
Weiterer Titel 

Erschienen
Wien 2016: Phoibos-Verlag
Erscheint 
zweimal jährlich
ISBN
978-3-85161-158-8
Anzahl Seiten
168 S.
Preis
Abonnement für 2 Hefte im Jahr € 19,90 (zzgl. Versand); Einzelheft: € 11,00 (zzgl. Versand)

 

Kontakt

Institution
Chilufim. Zeitschrift für Jüdische Kulturgeschichte
Land
Austria
c/o
Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte der Universität Salzburg Residenzplatz 1/ Stiege 3 5010 Salzburg Österreich/Austria
Von
Heinz, Margarete

Inhaltsverzeichnis

INHALTSVERZEICHNIS

EDITORIAL
S. 1–2

JAN RYBAK
Marxismus, jüdischer Nationalismus und Zionismus. Historische Analyse eines gespannten Verhältnisses
S. 3–32

ELEONORE LAPPIN-EPPEL
„Halbjüdisch“ oder „halbarisch“? Das prekäre Überleben jüdischer „Mischlinge“ und „Mischehen“ im nationalsozialistischen Wien 1938–1945
S. 33–88

GUDRUN PONN-LETTNER
Josef Thoraks „Paracelsus“ im Salzburger Kurpark. Eine ikonologische Analyse
S. 89–127

MARIE-LUISE KREILINGER
Perspektiven der Holocaust Education
S. 129–152

Rezensionen
S. 153–159

Gutknecht, Christoph: Gauner, Grosskotz, kesse Lola. Deutsch-jiddische Wortgeschichten. Berlin-Brandenburg 2016.
(CHRISTINA-MARIA HOCHREITER)
S. 153–155

Jura Soyfer. Ein Lesebuch. Hrsg. von Erna Wipplinger, Margit Niederhuber u. Christoph Kepplinger. Wien 2015.
(JOHANN HOLZNER)
S. 155–159

ABSTRACTS
S. 161–165

JAN RYBAK
Marxismus, jüdischer Nationalismus und Zionismus.
Historische Analyse eines angespannten Verhältnisses
Der Beitrag analysiert das ambivalente Verhältnis zwischen marxistischer Theorie und sozialistischer Bewegung auf der einen, und jüdischem Nationalismus und Zionismus auf der anderen Seite. Er stellt dabei einen Großteil der vorliegenden Literatur hinsichtlich deren methodischen Zugangs in Frage und argumentiert, dass das Verhältnis nur bedingt durch vermeintlichen Antisemitismus geprägt war und viel mehr die Haltung der SozialistInnen zur „nationalen Frage“ und die Ablehnung von „Separatismus“ entscheidend für das angespannte Verhältnis war. Die Analyse zentraler Texte der Zentral- und Osteuropäischen ArbeiterInnenbewegung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zeigt die Vielschichtigkeit, Ambivalenz und Veränderbarkeit des sozialistischen Umgangs mit jüdisch-nationalen Forderungen. Dabei war das Verhältnis weniger durch abstrakte theoretisch-ideologische Positionen oder Ressentiments, als durch praktisch-politische Anforderungen der europäischen ArbeiterInnenbewegung geprägt.

The article analysis the ambivalent relation between Marxist theory and the socialist movement on the one side and Jewish nationalism and Zionism on the other. It challenges major parts of the existing scholarly work on the problem in regard to its methodological approach, arguing that the relation was not primarily shaped by the socialists’ alleged antisemitism, but rather by their approach to the “national question” and their rejection of “separatism”. The analysis of core texts by the Central and Eastern European labor movement of the late 19th and early 20th century shows the complexity, ambivalence, and changeability of the socialists’ approach towards Jewish national demands. It shows that the approach was less shaped by abstract theoretical-ideological positions or resentments, but rather by the practical-political challenges, labor organizations faced in this period.

ELEONORE LAPPIN-EPPEL
„Halbjüdisch“ oder „halbarisch“? Das prekäre Überleben jüdischer „Mischlinge“ und „Mischehen“ im nationalsozialistischen Wien 1938–1945
Die Existenz deutsch-jüdischer „Mischehen“, also Ehen zwischen Männern und Frauen deutscher und jüdischer Herkunft, sowie deren Kindern, der sogenannten „Mischlinge“, widersprachen zentralen Überzeugungen der nationalsozialistischen Rassenideologie. Doch aus Rücksicht auf die „arischen“ Verwandten dieser Menschen schreckte das Regime davor zurück, „Mischehepaare“ oder auch nur die jüdischen Eheteile solcher Paare sowie „Mischlinge“ in den Vernichtungsprozess einzubeziehen, wie dies radikale Kräfte der NS-Elite forderten. Dennoch litten die Betroffenen unter sozialer Ausgrenzung, beruflicher und bildungsmäßiger Benachteiligung, Verarmung und Deklassierung. In diesem Beitrag wird die Entwicklung und Auswirkung der NS-Rassenpolitik auf „Mischehen“ und „Mischlinge“ in Wien dargestellt.

The mere existence of “racially mixed marriages” between man and women of German and Jewish descent and their children, the so called “Mischlinge”, ran counter to central convictions of the national socialist racial doctrine. However, in view of the “Aryan” relatives of such families the regime shied away from including “mixed couples” or the Jewish partners of such couples as well as their children in the “Final Solution”, although radical elements of the Nazi elite kept pushing for this. Nevertheless the members of mixed couples and mixed families suffered for social ostracism, professional and educational discrimination, impoverishment and social descent. This paper will show the development and the results of the Nazi racial policy for “racially mixed couples” and their children in Vienna.

GUDRUN PONN-LETTNER
Josef Thoraks „Paracelsus“ im Salzburger Kurpark. Eine ikonologische Analyse
Josef Thorak (1889‒1952) NS-Karrierist und einer der Lieblingsbildhauer Adolf Hitlers schuf die monumentale Marmorskulptur „Paracelsus“ im Jahre 1943. An ihren öffentlichen Aufstellungsort kam sie erst nach dem 2. Weltkrieg im „neuen, demokratischen“ Salzburg. Der Beitrag beschäftigt sich mit der Ikonologie des Denkmals im Kontext der NS-Kulturideologie und der NS-Gesundheitspolitik. Die Autorin geht der Frage nach, warum die NS-Strategen den weltberühmten Mediziner und rastlosen Forscher Paracelsus (1493‒1543) als Galionsfigur der menschenverachtenden NS-Gesundheitspolitik erkoren und ihn zum deutschen, antisemitischen Arzt schlechthin stilisierten. Am Höhepunkt des NS-Paracelsus-Kultes, 1943, schuf der begeisterte Nationalsozialist Josef Thorak seinen „Paracelsus“. Mit dem Wissen über das zeitgenössische Bewusstsein zu Paracelsus lassen sich seine Attribute und seine Körperhaltung im intendierten Sinn interpretieren.

Josef Thorak (1889‒1952) was a NS-careerist and one of the favourite artists of Adolf Hitler. He created the monumental sculpture “Paracelsus” in the year 1943. After the Second World War, the “new and democratic” Salzburg positioned the sculpture in a public park called “Kurgarten”. The article discusses the iconology of the monument in the context of the national socialist cultural ideology and the deeply inhuman national socialist health care policy. The author examines the question why the Nazis made the famous physician and scientist Paracelsus as a figurehead of their national socialist health care policy and celebrated him as the one and only German anti-Semitic physician. At the climax of this cult in the year 1943, the enthusiastic Nazi Josef Thorak created his “Paracelsus”. With this knowledge, the attributes and the posture of “Paracelsus” can be interpreted in the intended way.

MARIE-LUISE KREILINGER
Perspektiven der Holocaust Education
Der Artikel beleuchtet das theoretische, pädagogische Konzept der Holocaust Education mit Bezugnahme auf das Feld der Geschichtsdidaktik. Dabei wird das universalistische Konzept der Holocaust Education detailliert seit dem Beginn in den 1980er Jahren besprochen. Die Autorin zeigt dabei sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen des Konzeptes auf. Spezifisch wird auf zwei Hauptprobleme – das geeignete Alter und die Lehren, die aus dem Holocaust zu ziehen sind – eingegangen, bevor ein Ausblick auf mögliche zukünftige Vermittlungsansätze gegeben wird.

The article deals with the pedagogical concept of Holocaust Education. Therefore the author examines closely the possibilities and limits of that global concept of teaching about the Holocaust: In the beginning of the article stands the historical development of teaching about the holocaust in general and the process of finding a universal concept to do so. Thereafter the overall corner points of the concept of Holocaust Education are reflected upon their pro’s and con’s. Two still highly discussed issues – the right age and the lessons taken out of the Holocaust – are analyzed deeper by the author before an outlook upon the future is given.

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