Mittelweg 36. Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung 26 (2017), 2

Titel der Ausgabe 
Mittelweg 36. Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung 26 (2017), 2
Weiterer Titel 
Neues Deutschland

Erschienen
Erscheint 
zweimonatlich
ISBN
978-3-86854-741-2
Anzahl Seiten
104 S.
Preis
9,50

 

Kontakt

Institution
Mittelweg 36. Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Land
Deutschland
c/o
Redaktion Zeitschrift »Mittelweg 36« des Hamburger Instituts für Sozialforschung Mittelweg 36 20148 Hamburg Tel.: 040/414 097 84 Fax.: 040/414 097 11 E-Mail: <zeitschrift@mittelweg36.de>
Von
Anja Irmschläger

„Deutschland wird Deutschland bleiben, mit allem, was uns daran lieb und teuer ist.“ Die Worte der Kanzlerin aus dem letzten Herbst beschwören eine nationale Identität, die als gegeben und konservierbar vorgestellt wird. Demgegenüber erinnert uns die „Flüchtlingskrise“ aber daran, dass Gesellschaften und Kulturen ständig im Wandel begriffen sind. Wir haben also schon lange Anlass genug, über ein neues Deutschland nachzudenken, das es politisch zu gestalten gilt. Fragen von Anerkennung, Integration und demokratischer Teilhabe verlangen nach aktuellen Antworten – höchste Zeit für einen Multikulturalismus reloaded, wie Ulf Bohmann und Paul Sörensen meinen.

Charles Taylor schlägt mit Blick auf die gegenwärtige Verfasstheit europäischer Gesellschaften vor, das Konzept des „Multikulturalismus“ um das des „Interkulturalismus“ zu erweitern. In Werden, was wir sind betont er, dass der Zusammenhalt moderner demokratischer Gemeinwesen immer weniger durch geteilte Traditionen verbürgt wird, sondern über eine gemeinsame zukunftsweisende politische Erzählung hergestellt werden muss. Hartmut Rosa plädiert in Anverwandlung statt Versteinerung für einen Umgang mit der „Flüchtlingskrise“, der Gelegenheiten für wechselseitiges Lernen und gemeinsames Handeln von Alteingesessenen und Neuankömmlingen eröffnet. Peter A. Kraus zeigt, dass die Vervielfältigung sich überlagernder Identitäten und Zugehörigkeiten in heutigen Gesellschaften Komplexe Vielfalt hervorbringt, die vor allem ein Mehr an Politik erforderlich macht. Und Volker M. Heins schließlich mahnt in Multikulturalismus in der Ära Trump, dass wir zwischen multikultureller Demokratie und ethnisch oder völkisch begründeter Tyrannei zu wählen haben.

Die Beilage der Berliner Colloquien zur Zeitgeschichte befasst sich mit Russlands Gesellschaft. Mischa Gabowitsch, Stephen Lovell und Laurent Thévenot zeigen, dass eine Verschränkung soziologischer und historischer Perspektiven auf die gesellschaftliche Transformation Russland Einsichten gewährt, die der üblichen „Putinologie“ verschlossen bleiben. Und in der Protest-Chronik berichtet Wolfgang Kraushaar vom Fall der Patricia Hearst, die 1974 von Terroristen entführt und selbst zur Untergrundkämpferin wurde.

Inhaltsverzeichnis

INHALT

Ulf Bohmann / Paul Sörensen
Multikulturalismus reloaded. Demokratie in Zeiten von Flucht und Migration (S. 3-14)

Charles Taylor
Werden, was wir sind. Interkulturalismus und Demokratie im Zeichen der »Flüchtlingskrise« (S. 15-26)

Hartmut Rosa
Anverwandlung statt Versteinerung. Zwei Antworten auf die »Flüchtlingskrise« (S. 27-37)

Peter A. Kraus
Identitätspolitik unter Bedingungen komplexer Vielfalt (S. 38-52)

Volker M. Heins
Multikulturalismus in der Ära Trump (S. 53–62)

Berliner Colloquien zur Zeitgeschichte: Russlands Gesellschaft (S. 63-94)

Mischa Gabowitsch
Diesseits der Kremlmauern. Für einen anderen Blick auf die russländische Gesellschaft (S. 63-73)

Stephen Lovell
Kontinuität und Wandel in Russlands Gesellschaft seit den 1960er-Jahren (S. 74-85)

Laurent Thévenot
Von Russland lernen. Für eine Entprovinzialisierung der Soziologie und Historiographie des Politischen (S. 86-94)

Wolfgang Kraushaar
Aus der Protest-Chronik: 15. April 1974, San Francisco (S. 95-102)

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