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Osteuropa 4/2003
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Erschienen
Stuttgart 2003: Deutsche Verlags-Anstalt
Erscheint 
Erscheinungsweise: monatlich.
Anzahl Seiten
159 Seiten
Preis
€ 8,50

 

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Institution
Osteuropa
Land
Deutschland
c/o
Redaktion „Osteuropa“ Dr. Manfred Sapper, Dr. Volker Weichsel, Dr. Andrea Huterer, Olga Radetzkaja, Margrit Breuer Schaperstraße 30 10719 Berlin Tel. 030/30 10 45 - 81 / 82 Fax 030/21 47 84 14 E-mail: osteuropa@dgo-online.org
Von
David Rupp

Inhaltsverzeichnis

Band 53 (2003) Heft 4
Inhaltsverzeichnis

Norbert Baas: Konflikte und Konfliktprävention im Osten Europas, S. 443.

Aleksandr Proskurjakov: Tschetschenien: Krieg ohne Ende? Strategien des asymmetrischen Kampfs, S. 452.

Jeronim Perović: Bevölkerungskrise in Rußland. Regionale Aspekte und sicherheitspolitische Implikationen, S. 464.

Reinhold Vetter: Kudaideš Srbijo? Serbien nach der erfolglosen Präsidentenwahl und dem Mord an Đinđić, S. 483.

Jakob Juchler: Zwischen Bangen und Hoffen. Polen vor dem EU-Referendum, S. 502.

Olga Ševčenko: Konsumieren, lamentieren, adaptieren. Hybride Konsummuster und neue Identitäten in Rußland, S. 515.

Stefan Plaggenborg: In Slavoj Žižeks Grünem Kakadu. Wie die Postmoderne Lenin und die Revolution entdeckt, S. 531.

Karlheinz Kasper: Aus den Biographien geschleudert. Literatur und literarisches Leben in Rußland 2002, S. 536.

Bücher und Zeitschriften

Politik und Sicherheit in Ostmitteleuropa. Neue englischsprachige Publikationen. Roger Kanet, Nouray Ibryamova, S. 555.

Lena Jonson, Murad Esenov, Eds.: Political Islam and Conflicts in Russia and Central Asia; Will Myer: Islam and Colonialism. Western Perspectives on Soviet Asia; Yaacov Ro’i: Islam in the Soviet Union. From the second World War to Gorbachev; Roald Sagdeev, Susan Eisenhower, Eds.: Islam and Central Asia. An Enduring Legacy or an Evolving Threat? Andrea Strasser, Siegfried Haas, Gerhard Mangott, Valeria Heuberger, Hg.: Zentralasien und Islam. Paul Georg Geiß, S. 567.

Jacob M. Landau, Barbara Kellner-Heinkele: Politics of Language in the ex-Soviet Muslim States. Azerbayjan, Uzbekistan, Kazakhstan, Kyrgysztan, Turkmenistan and Tajikistan. Elisabeth Richter, S. 573.

Marie-Carin von Gumppenberg: Staats- und Nationsbildung in Kazachstan. Wilhelm J. Siemers, S. 574.

Lutz Kleveman: Der Kampf um das Heilige Feuer. Wettlauf der Weltmächte am Kaspischen Meer. Wilhelm J. Siemers, S. 575.

Deonna Laurence: Kasachstan. Eine Reise durch das postkommunistische Zentralasien. Marie-Carin von Gumppenberg, S. 576.

Roy Allison, Lena Jonson, Eds.: Central Asian Security. Jörg Stadelbauer, S. 577.

Karl Grobe-Hagel: Tschetschenien. Russlands langer Krieg. Claudia Wagner, S. 578.

Tessa Hofmann, Andreas Wolfensberger: Armenien. Stein um Stein. Wolfgang Schlott, S. 580.

Johannes Rau: Politik und Islam in Nordkaukasien. Skizzen über Tschetschenien, Dagestan und Adygea. Oliver Reisner, S. 582.

Christian Noack: Muslimischer Nationalismus im Russischen Reich. Nationsbildung und Nationalbewegung bei Tataren und Baschkiren, 1861–1918. Jörg Stadelbauer, S. 584.

Svetlana Červonnaja: Turkskij mir jugovostočnoj Evropy. Aschot Manutscharjan, S. 586.

Mar’jam Jandieva, Hg.: Ingušetija i inguši. Martin Malek, S. 587.

Dittmar Schorkowitz: Staat und Nationalitäten in Rußland: Der Integrationsprozeß der Burjaten und Kalmücken, 1822–1925. Lutz Häfner, S. 589.

Bibliographie, S. 591.

Abstracts

Aleksandr Proskurjakov: Tschetschenien: Krieg ohne Ende?
Strategien des asymmetrischen Kampfs.
Im Schatten des Irakkriegs, der als „großer Krieg“ zwischen Staaten geführt wird, dauert der „kleine Krieg“ in Tschetschenien an. Auf tschetschenischer Seite sind asymmetrische Strategien der Kriegsführung und religiöse Motive zu beobachten. Dazu gehören Kampfformen wie Selbstmordanschläge aber auch Guerillakampf mit modernster Ausrü-stung und militärischem Know-how. Die Kämpfer bieten einer Übermacht Paroli, indem sie zusätzliche Ressourcen mobilisieren und so ein Gleichgewicht herstellen, das auf das Kosten-Nutzen-Kalkül des Gegners zurückschlägt und diesen zum politischen Einlenken zwingen könnte. Das Ziel der Rebellen besteht offensichtlich nicht im militärischen Sieg über die überlegenen rußländischen Truppen, sondern in der moralisch-ökonomischen Abnutzung und damit Schwächung des Gegners.

Jeronim Perović: Bevölkerungskrise in Rußland. Regionale Aspekte und sicherheitspolitische Implikationen.
Rußland sieht sich mit dem Szenario einer demographischen Krise kon-frontiert. Halten die gegenwärtigen negativen Trends an, dann wird Rußland, dessen Bevölkerung seit 1989 um etwa vier Millionen schrumpfte, bis 2016 nochmals ungefähr zehn Millionen Menschen verlieren. Eine solche Entwicklung hat nicht nur weitreichende Implikationen für die ruß-ländische Wirtschaft und Gesellschaft, sie könnte auch den Zusammenhalt des Vielvölkerstaates bedrohen. Problematisch könnte die Situation für Rußland insbesondere im krisengeprägten Nordkaukasus und im dünn besiedelten Fernen Osten des Landes werden. Das Bewußtsein um die demographischen Probleme und deren Ursachen hat sich in Rußland in den letzten Jahren zwar geschärft. Der Umgang damit in der politischen Praxis zeugt allerdings noch immer von einer Haltung, die dazu tendiert, so heikle Problemfelder wie die rasante Ausbreitung von HIV/AIDS, den wachsenden Konsum von Drogen oder die hohe Abtreibungsrate zu tabuisieren oder zu ignorieren.

Reinhold Vetter: Kuda ideš Srbijo? Serbien nach der erfolglosen Präsidentenwahl und dem Mord an Đinđić.
Das Fiasko bei der Präsidentenwahl im Herbst 2002 hatte die Transformationsprobleme Serbiens deutlich gemacht. Von der Aufbruchstimmung nach dem Sturz von Slobodan Milošević schien wenig geblieben zu sein. Politische Teilnahmslosigkeit und wenig Zukunftshoffnung bestimmten das Denken der Bürger. Erste Erfolge auf dem Weg zu einer funktionierenden Marktwirtschaft und das weitgehende Scheitern bei der Reform des Staates charakterisierten die Bilanz der Regierung von Pre-mier Zoran Dindić. Der Machtkampf zwischen dem Premier und dem ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Vojislav Koštunica hatte wichti-ge Projekte wie die Reform der serbischen Verfassung blockiert und den Vertrauensvorschuß der internationalen Gemeinschaft für Serbien weitgehend aufgebraucht. In diese Situation fiel der Mord an Dindić. Viele Bürger begriffen erst jetzt, wen sie verloren hatten. Mit der Trauer keimte auch leise Hoffnung auf. Der neue Premier Zoran Živković, die Regie-rung und die sie tragenden Parteien versprechen die Fortsetzung der Reformen und einen neuen Anlauf zur Bekämpfung des organisierten Verbrechen. Vom Zusammenwirken der demokratischen Kräfte hängt es ab, ob Demokratie und Rechtsstaat in Serbien zum Tragen kommen.

Jakob Juchler: Zwischen Bangen und Hoffen. Polen vor dem EU-Referendum.
Am zweiten Juni-Wochenende wird in Polen über den Beitritt zur Euro-päischen Union abgestimmt. Dieses wichtige Referendum findet in einem schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umfeld statt. Die gesellschaftliche Unzufriedenheit über die hohe Arbeitslosigkeit, den man-gelnden Wirtschaftsaufschwung sowie eine politische Elite, die zerstritten ist und wenig Vertrauen genießt, ist groß. Obwohl fast alle maßgeblichen politischen und gesellschaftlichen Kräfte den Beitritt befürworten und die Umfragen auch nach dem bescheidenen Schlußergebnis des EU-Gipfels von Kopenhagen ein deutliches Ja vorhersagen, herrscht eine gewisse Unsicherheit vor. Insbesondere ist unklar, ob eine weit verbreitete Skepsis und die Propaganda der populistischen Gegner eines Beitritts zur EU doch noch dazu führen könnte, daß die Beteiligung unter die von der Verfassung vorgeschriebenen 50 Prozent fällt.

Olga Ševčenko: Konsumieren, lamentieren, adaptieren. Hybride Konsummuster und neue Identitäten in Rußland.
Der Zusammenbruch der sozialen Sicherungssysteme, rasant wachsende Lebenshaltungskosten und eine weitverbreitete Schattenarbeitslosigkeit: Dies sind nur einige der Erscheinungen, die zu der berechtigten Einschätzung geführt haben, die rußländische Gesellschaft befände sich in einer tiefen Krise. Diese objektivierende Perspektive sagt jedoch wenig aus über das subjektive Empfinden der Menschen. In Zeiten des Umbruchs und der Unsicherheit erzählen diese ihre alltägliche Lebensgeschichte, in der sie ihr Selbstverständnis in ihrem sozialen Umfeld präsentieren, nicht nur als Geschichte des Leids und des Niedergangs, sondern auch als eine des Erfolgs – und bestehe dieser auch nur im Erwerb eines neuen Kühlschranks.

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