Rechtsgeschichte (Rg) 8 (2006)

Titel der Ausgabe 
Rechtsgeschichte (Rg) 8 (2006)
Weiterer Titel 

Erschienen
Frankfurt am Main 2006: Vittorio Klostermann
Erscheint 
2 Bände pro Jahr
ISBN
13: 978-3-465-03471-1
Anzahl Seiten
336 S., zahlreiche Abbildungen
Preis
28 Euro

 

Kontakt

Institution
Rechtsgeschichte – Legal History
Land
Deutschland
c/o
Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte Redaktion Rechtsgeschichte Hansaallee 41 60323 Frankfurt am Main Tel. ++49-69.78978-200 Fax ++49-69-78978-210 Anregungen und Manuskripte unter: rg@rg.mpg.de
Von
Emmerich, Bettina

Editorial:

Band 8 der Zeitschrift Rechtsgeschichte ist soeben erschienen. Die Debatte zum Thema Transfer wird mit sechs weiteren Texten fortgesetzt. Marc Amstutz und Vaios Karavas schlagen vor, transnationales Recht nicht mehr traditionell zu interpretieren. Die Orientierung der Interpretation an einer dem Recht externen Autorität sei in der Weltgesellschaft durch pluralistische, dem jüdischen Rechtsdenken verwandte Formen zu ersetzen.

Sebastian Conrad untersucht den Transfer von Uhren nach Japan seit dem 17. Jh. und damit die Übertragung von Zeit(strukturen) zwischen zwei kulturell sehr verschiedenen Gesellschaften. Pier G. Monateri beschreibt die Umstände des Transfers in Form von Kontaminationen schwächerer durch dominantere Rechte und Rechtsinhalte. Luigi Nuzzo widmet sich dem Rechtstransfer aus Italien in die Kolonien Afrikas, einem Transfer, der die Kolonien in prämoderne Zeiten zurückversetzte und sie als Ausnahmefall der europäischen Zivilisation erscheinen ließ. Anton Rudokvas analysiert einen spezifischen Fall von Rechtstransfer vom Code civil ins russische Recht: die Ersitzung. Eine Rumpfversion der ursprünglichen Norm sorgte in Russland für starke Irritationen in den Eigentumsstrukturen. Margrit Seckelmann schließlich beschreibt, warum sich einige Europäer mit dem europäischen Verfassungsvertrag so schwer getan haben.

In der Abteilung Recherche widmet sich ein Schwerpunkt dem wissenschaftlichen Oeuvre des Rechtshistorikers Pierre Legendre. Rainer Maria Kiesow, Oliver M. Brupbacher und David Wenger rekonstruieren und kritisieren Legendres Theorien und erkunden neue Anschlussmöglichkeiten. – Luciano Nuzzo legt einen Literaturbericht über internationale Neuerscheinungen zum Thema Citizenship vor. Wilfried Nippel erinnert an den 2005 verstorbenen Althistoriker Jochen Bleicken.

In der Abteilung Kritik findet sich in dieser Ausgabe ebenfalls ein Schwerpunkt: Benjamin Lahusen, Oliver M. Brupbacher und Dieter Simon besprechen jüngste Publikationen zum Thema Sprache und Recht. Ansonsten in Kritik: aktuelle rechtshistorische und historische Bücher. Alle Abstracts und die Liste der rezensierten Literatur finden sich auf der Internetseite http://www.rg-rechtsgeschichte.de

Inhaltsverzeichnis

Debatte

Marie Theres Fögen - Vom Raum zur Zeit

Marc Amstutz, Vaios Karavas - Rechtsmutation
Zu Genese und Evolution des Rechts im transnationalen Raum

Sebastian Conrad - Warum gehen in Japan die Uhren anders?
Anmerkungen zum Konzept des kulturellen Transfers

Pier Giuseppe Monateri - The Weak Law
Contaminations and Legal Cultures

Luigi Nuzzo - La colonia come eccezione
Un’ipotesi di transfer

Anton D. Rudokvas - The Alien
Acquisitive Prescription in the Judicial Practice of Imperial Russia in the XIXth Century

Margrit Seckelmann - Im Labor
Beobachtungen zum Rechtstransfer anhand des Europäischen Verfassungsvertrags

Recherche

Rainer Maria Kiesow - Pourquoi Legendre?

Oliver M. Brupbacher - L’institution de la vie en images Spiegelungen zu Pierre Legendres
Institutionentheorie des Rechts

David R. Wenger - Der gute Hirte als Verfassungsbild
Eine Recht-Fertigungs-Tragödie mit Pierre Legendre, Michel Foucault und Carl Schmitt

Luciano Nuzzo - Cittadinanza: un percorso di lettura

Wilfried Nippel - Jochen Bleicken (1926–2005)

Kritik

Matthias Schwaibold - Caronisierung
(zu: Pio Caroni, Die Einsamkeit des Rechtshistorikers. Notizen zu einem problematischen Lehrfach)

Joachim Rückert - Niedersachsen – pars pro toto?!
(zu: Karl Kroeschell, recht unde unrecht der sassen. Rechtsgeschichte Niedersachsens)

Bettina Elpers - Die Regentin
(zu: Pauline Puppel, Die Regentin. Vormundschaftliche Herrschaft in Hessen 1500–1700)

Thomas Wetzstein - Kein weltlich Ding
(zu: Christina Deutsch, Ehegerichtsbarkeit im Bistum Regensburg (1480–1538))

Renate Schulze - Im Schatten verharrend
(zu: Isabelle Deflers, Lex und ordo. Eine rechtshistorische Untersuchung der Rechtsauffassung Melanchthons)

Martin Schennach - Mit weinenden Augen und flehenden Händen
(zu: Cecilia Nubola, Andreas Würgler (Hg.), Bittschriften und Gravamina. Politik, Verwaltung und Justiz in Europa (14.–18. Jahrhundert))

Nicholas H.D. Foster - Key Ideas in Islamic Law
(zu: Wael B. Hallaq, The Origins and Evolution of Islamic Law)

Nicholas H.D. Foster - Challenges in the Study of Ancient Legal Influence
(zu: Gideon Libson, Jewish and Islamic Law. A Comparative Study of Custom during the Geonic Period)

Gesine Krüger - Fremde als Sehnsuchtsprojekt
(zu: Alexander Honold, Klaus R. Scherpe (Hg.), Mit Deutschland um die Welt. Eine Kulturgeschichte des Fremden in der Kolonialzeit)

Karl_Heinz Lingens - Zwischen allen Stühlen
(zu: Jack Beatson, Reinhard Zimmermann (Hg.), Jurists Uprooted. German-speaking Émigré Lawyers in Twentieth-century Britain)

Benjamin Lahusen - Justitia in Babylon
(zu: Kent D. Lerch (Hg.), Die Sprache des Rechts.
Bd. 1: Recht verstehen;
Bd. 2: Recht verhandeln;
Bd. 3: Recht vermitteln)

Oliver M. Brupbacher - Human Writes?
(zu: Kent D. Lerch (Hg.), Die Sprache des Rechts.
Bd. 1: Recht verstehen;
Bd. 2: Recht verhandeln;
Bd. 3: Recht vermitteln)
Dieter Simon - Knäule
(zu: Günther Kreuzbauer, Silvia Augeneder (Hg.), Der juristische Streit. Recht zwischen Rhetorik, Argumentation und Dogmatik)

Marginalien

Marie Theres Fögen - Bettlektüre
(zu: Gesa Dane, »Zeter und Mordio«. Vergewaltigung in Literatur und Recht)

Marie Theres Fögen - Zum Recht des Auftrags
Ilse Staff - Demokratie als Ideologie. Zum Fall Luciano Canfora

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