Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 56 (2008), 1

Titel der Ausgabe 
Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 56 (2008), 1
Weiterer Titel 

Erschienen
München 2008: Oldenbourg Verlag
Erscheint 
vierteljährlich
Preis
Jahresabo: 58 €, Stud.abo: 38 € Mitgl.abo. hist. u pol. Fachverbände: 52,80 €, Online-Zugang: 58 €, Print- und Online-Abo 66 €

 

Kontakt

Institution
Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte
Land
Deutschland
c/o
Redaktion Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Institut für Zeitgeschichte, Leonrodstraße 46b, 80636 München, vfz@ifz-muenchen.de
Von
Jaroschka, Gabriele

Liebe Listenmitglieder,
im soeben erschienenen Heft der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte möchten wir Sie besonders auf den Beitrag von Felix Römer zum Kriegsgerichtsbarkeitserlass Barbarossa hinweisen, der für das Verhalten der Wehrmacht in der Sowjetunion so folgenreich sein sollte.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Oldenbourg Wissenschaftsverlag

Inhaltsverzeichnis

Aufsätze

Hans Maier, Fortschrittsoptimismus oder Kulturpessimismus? Die Bundesrepublik Deutschland in den 70er und 80er Jahren

Die siebziger und achtziger Jahre bringen für die Bundesrepublik Deutschland eine tiefgreifende Veränderung politischer Prioritäten: Die „Grenzen des Wachstums“ werden sichtbar, die Sicherheitspolitik erhält einen neuen Stellenwert, die Bildungsexpansion gelangt an ihre Grenze, Umwelt-, Natur- und Denkmalschutz gewinnen an Terrain. Auch das Parteiensystem verändert sich: die FDP verliert den Charakter des (einzig ausschlaggebenden) Züngleins an der Waage; die Grünen treten als neue Bewegung auf den Plan; die beiden großen Volksparteien besitzen von da an endgültig den Status struktureller Minderheiten – wenn auch, anders als in der Weimarer Republik, als Zweiergespann mit deutlich ausgeprägtem Vorsprung vor kleineren Konkurrenten. Der Aufsatz untersucht an verschiedenen Beispielen (Wirtschaftswachstum, Entwicklung der staatlichen Aufgaben, Bildungspolitik, Sprache und Zeitgefühl), wie die Bundesrepublik auf diese neuen Herausforderungen reagierte.

Hans Maier, Progressive Optimism or Cultural Pessimism? The Federal Republic in the 1970s and 1980s

The 1970s and 1980s bring about a fundamental change in political priorities for the Federal Republic of Germany. The “Limits to Growth” become apparent, security policy gains new significance, educational expansion reaches its limits. Environmental, nature and monument protection become more important. The party system also changes: The Free Democratic Party loses its character as the tipper of the scale, the Greens enter the field as a new movement; from this time on, the two major parties irrevocably exhibit the status of structural minorities – even if the two share a distinct head start over their smaller competitors, unlike during the Weimar Republic. The article investigates how the Federal Republic reacted to these challenges on the basis of different examples (economic growth, the development of the responsibilities of the state, educational policy, language and zeitgeist).

Rüdiger Hachtmann, Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1933 bis 1945. Politik und Selbstverständnis einer Großforschungseinrichtung

In der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) war bis 1945 die deutsche Spitzenwissenschaft institutionalisiert. Sie eignet sich deshalb in besonderem Maße für die exemplarische Untersuchung des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik während der nationalsozialistischen Herrschaft. Entgegen den von den Zeitgenossen, und ebenso manchen Historikern, nach 1945 gern kolportierten Behauptungen war die Geschichte der KWG während des „Dritten Reiches“ kein Überlebenskampf. Sie war vielmehr – gemessen an den üblichen Kriterien – eine bemerkenswerte „Erfolgsgeschichte“. Der Aufsatz untersucht die wichtigsten Handlungsfelder der Generalverwaltung der KWG – insbesondere in der 1937 beginnenden Ära unter ihrem Generalsekretär Ernst Telschow – und widmet sich auch der zentralen Frage nach der Integration der KWG in das NS-System.

Rüdiger Hachtmann, The Kaiser Wilhelm Society 1933 to 1945. The Politics and Self-conception of a Major Research Establishment

The forefront of German science was institutionalised in the Kaiser Wilhelm Society (KWG) until 1945. Therefore the KWG is especially suitable for the analysis of the relations between science and politics during the „Third Reich“ in general. Contrary to the interpretation favoured by contemporaries after 1945 as well as some historians, the history of the KWG during the Nazi dictatorship was no struggle for survival. Measured by the usual criteria, it looks rather like a „success story“. The article investigates the most important areas of activity of the General Administration (GV) of the KWG – especially during the era of General Secretary Ernst Telschow beginning in 1937 – and also deals with the central question of the integration of the KWG into the Nazi system.

Felix Römer, „Im alten Deutschland wäre solcher Befehl nicht möglich gewesen“. Rezeption, Adaption und Umsetzung des Kriegsgerichtsbarkeitserlasses im Ostheer 1941/42

Der am 13. Mai 1941 vom OKW herausgegebene, völkerrechtswidrige Kriegsgerichtsbarkeitserlass war der Rahmenbefehl für die deutsche Kriegführung gegen die Sowjetunion. Dieser einschneidende „Führererlass“ erlaubte verfahrenslose Exekutionen gegen „feindliche Zivilpersonen“ sowie kollektive Repressalien gegen ganze Ortschaften und schuf damit die pseudolegalen Grundlagen für den Besatzungsterror der deutschen Verbände in den eroberten sowjetischen Gebieten. In seinem Beitrag untersucht Römer zunächst, wie dieser verbrecherische Befehl in den Kommandobehörden des Ostheeres vor Beginn des Feldzugs aufgenommen wurde, wobei sich ein breit gefächertes Spektrum von Reaktionen offenbart. Die divergierende Rezeption des Erlasses änderte allerdings nur wenig daran, dass die meisten Kommandeure den Befehl gehorsam an ihre Truppen bekannt gaben und damit seine Implementierung ins Werk setzten.

Felix Römer, “In the Old Germany Such a Command Would Have Been Impossible”. Reception, Adaptation and Implementation of the Military Jurisdiction Decree (Kriegsgerichtsbarkeitserlass) in the Eastern Army 1941/42

The Military Jurisdiction Decree handed out by the Wehrmacht High Command (OKW) on the 13th of May, 1941 was contrary to international law and formed the reference order for the German conduct of the war against the Soviet Union. This incisive “Führer decree” permitted executions of “enemy civilians” without trial as well as collective reprisals against whole communities and thereby created the pseudo-legal foundations for the occupational terror imposed by German forces in the conquered Soviet territories. In his article, Römer first describes how this felonious order was received by the commanding agencies of the Eastern Army before the beginning of the campaign, disclosing a widely diversified spectrum of reactions. The diverging reception of the decree however had little effect on the fact that most of the commanders obediently announced the order to their troops and thereby set its implementation in motion.

Michael Schwartz, Vertriebene im doppelten Deutschland. Integrations- und Erinnerungspolitik in der DDR und in der Bundesrepublik

Die Bezeichnung deutscher „Flüchtling“ oder „Vertriebener“ war in Deutschland nach 1945 kein Ehrentitel. Die alteingesessenen Einwohner West- oder Mitteldeutschlands zeigten häufig Ressentiments gegenüber den 12 Millionen Zwangszuwanderern, die aus ihrer ostdeutschen oder osteuropäischen Heimat durch alliierte Gewalt vertrieben worden waren. Auch suchten sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR die sozioökonomisch abgestürzten und psychologisch geschockten Flüchtlinge durch die Schöpfung neuer Deutungsbegriffe zu kontrollieren: Der „Umsiedler“-Begriff, der von den Sowjets bereits 1945 in ihrer Besatzungszone verbindlich gemacht wurde, spielte die Anteile von Terror und Gewalt am realen Flucht- und Vertreibungsgeschehen gezielt herunter, um demgegenüber das Geschehene mit den vorangegangenen NS-Verbrechen zu rechtfertigen und die rückhaltlose Integration in eine „neue Heimat“ westlich von Oder und Neiße zu fordern. Dieser kommunistischen Deutung strikt entgegengesetzt war der westdeutsche „Vertriebenen“-Begriff, der sich auf das Vertreibungsgeschehen ab 1944/45 (und nicht auf die NS-Vorgeschichte) konzentrierte und das Gewaltsame der Vertreibung betonte. Während das SED-Regime eine sozialpolitische Integrationsförderung der „Umsiedler“ in der DDR bereits 1952/53 ersatzlos einstellte, etablierte sich – insbesondere über die Lastenausgleichs-Gesetzgebung – in Westdeutschland eine langfristig fördernde Integrationspolitik. Dieser Deutungswandel in der Bundesrepublik – der von linken Intellektuellen, aber auch von den christlichen Kirchen ausging – beendete nicht nur die ältere revisionistische Vertriebenenpolitik, sondern marginalisierte auch die Vertriebenen-Identität.

Michael Schwartz, Expellees in Twofold Germany. Integration and Commemoration Policy in the GDR and the Federal Republic

To be qualified as a German „refugee“ or „expellee“ in Germany after 1945 was never an honorary title. The long-established inhabitants of Western or Central Germany resented the 12 million newcomers who had been driven out of their own home regions in East Germany or Eastern Europe by Allied force. Also, both the Federal Republic of Germany and the German Democratic Republic tried to control the economically deprived and psychologically shocked refugees by creating new interpretative notions: The term „re-settler“ (Umsiedler), which had been superimposed by the Soviet Military Administration for communist East Germany as early as 1945, played down the violence and terror aspects of the real flight and expulsion acts, emphasized the National Socialist causes of the „resettlement“ and stipulated that the fast integration into a „new homeland“ west of the Oder-Neisse border was inevitable. Diametrically opposed to this communist interpretation was the notion of the West German term „expellee“ (Vertriebener), which focused on the events of 1944/45 (and not their Nazi prehistory) and the forcible aspects of the expulsion. While the communist SED regime terminated its integrative social policy for the “re-settlers” as early as 1952/53, the West German „Vertriebenenpolitik“ established a long-term social policy by means of „Lastenausgleich“. Core elements of a new interpretation – pushed by leftist intellectuals, but even from within the Christian churches – superseded the older revisionist notion of Vertriebenenpolitik, but also marginalised “Vertriebenen”-identity.

Notizen

Manfred Kittel, Karl Dietrich Bracher – ein Klassiker der Zeitgeschichtsforschung. Podiumsdiskussion anlässlich seines Ausscheides aus dem Herausgeberkreis der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte

Manfred Kittel, Karl-Dietrich Bracher – a classical author of the research of contemporary history. Discussion on occasion of his retire from the editorgroup of the Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte

Thomas Schlemmer, Schreib-Praxis. Ein anwendungsorientiertes Seminar des Instituts für Zeitgeschichte

Thomas Schlemmer, Writing in practice. The Institut für Zeitgeschichte organizes a course for the second time

Rezensionen online

Oktober – Dezember 2007

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October – December 2007

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