Über ein Jahr nach den verheerenden Anschlägen in New York und Washington wird gefragt, ob es zu kriegerischen Mitteln für die Bekämpfung von Terrorismus auch Alternativen gibt. Ein mögliches Mittel, um Terroristen den Nährboden zu entziehen, ist eine effektive Entwicklungspolitik. Verschieden Autoren untersuchen, was die gegenwärtige Entwicklungspolitik leisten kann und was nicht und wo Ansätze zu Reformen sind. Neben den Beiträgen stehen Dokumente zum Heftthema und zur Reform der Vereinten Nationen.
ENTWICKLUNGSPOLITIK
Franz Nuscheler Nach dem 11. September
Bernd Eisenblätter Multilateralismus tut not
Peter Nunnenkamp Weltbank und IWF
Heribert Dieter Nationale Finanzierung?
Craig Kennedy und Marshall M. Bouton Die Kluft im transatlantischen Verhältnis
ANALYSEN / ESSAYS / STANDPUNKTE / DEBATTEN
Überforderte Entwicklungspolitik. Veränderungen nach dem 11. September 1 von Franz Nuscheler Rufe nach einer verbesserten, ökologisch verträglichen und politisch stabilisierenden Entwicklungspolitik in den Krisenregionen der Welt nahmen nach dem 11.9. zu. Doch die Schaffung globaler Gerechtigkeit und Sicherheit ist nur mit einer geringfügigen Steigerung der Entwicklungshilfe nicht zu erzielen, vor allem, wenn die "Terrordividende" ausschließlich die Militärapparate begünstigt.
Notwendige Anpassungen. Entwicklungspolitik im Zeichen des Multilateralismus 9 von Bernd Eisenblätter Angesichts der Globalisierung und zunehmenden Interdependenz in der Einen Welt wird praktische Entwicklungspolitik immer stärker von anderen Politikbereichen abhängig. Als "Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung" sollte multilaterale Entwicklungspolitik sowohl nationale Interessen berücksichtigen als auch globale Zielvorstellungen verfolgen.
Verbesserung traditioneller Entwicklungshilfe. Die Rolle von Weltbank und IWF in der Globalisierung 17 von Peter Nunnenkamp Weltbank und Internationaler Währungsfonds sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, bei der Überwindung zentraler entwicklungspolitischer Probleme gescheitert zu sein. Peter Nunnenkamp vom Kieler Institut für Weltwirtschaft analysiert die Rolle der beiden Finanzorganisationen im Hinblick auf Entwicklungs- und Schwellenländer.
Zurück zu nationaler Finanzierung? Zur Frage von Entwicklung und Verschuldung 25 von Heribert Dieter Nach den Finanzkrisen der letzten Jahre besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern (der Fall Brasilien wird eingehend behandelt) und angesichts ausbleibender Reformen auf globaler Ebene gibt der Autor drei Empfehlungen, um Entwicklung zu finanzieren: den internationalen Kapitalverkehr teilweise oder umfassend zu beschränken, die inländischen Finanzsektoren mit Nachdruck zu fördern und auf regionaler Ebene Sicherungssysteme zu entwickeln.
Dynamik und Divergenz. Bevölkerungspolitik in Entwicklungsländern 31 von Hans Fleisch und Catherina Hinz Von 6,2 Milliarden Menschen wird die Weltbevölkerung im Jahr 2050 auf 9,1 Milliarden anwachsen; heute findet dieses Wachstum fast ausschließlich in den ärmeren Entwicklungsländern statt und geht einher mit vielschichtigen, kaum noch zu lösenden Problemen. Die Autoren beklagen das fehlende "Bewusstsein der Dringlichkeit" in Sachen Weltbevölkerungsentwicklung und die sinkende Finanzierungsbereitschaft für Maßnahmen zur Familienplanung und Bildung.
NEPAD auf dem Prüfstand. Ein erfolgreiches Instrument zur Entwicklung Afrikas? 37 von Aiko Bode und Stefan Römer-Blum Erst in jüngster Zeit ist die Entwicklungsthematik wieder vermehrt ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit geraten; vor allem Lösungswege für den afrikanischen Kontinent werden zunehmend diskutiert. Die Autoren untersuchen, ob die im Jahr 2001 eingeleitete NEPAD-Initiative ein wirksames Instrument zur Entwicklung Afrikas darstellt.
Simbabwe auf Abwegen 43 von Shannon Field Die südafrikanische Autorin erläutert, dass Simbabwe unter Präsident Robert Mugabe eine Bedrohung für die Stabilität der Region darstellt. Deshalb seien vor allem die Nachbarländer - und nicht westliche Rhetorik - gefragt, Wege aus der Krise aufzuzeigen. Wahrscheinlichkeit könnten aber nur die Simbabwer selbst in einer "samtenen Revolution" den Regimewechsel herbeiführen.
Die wahre Kluft im transatlantischen Verhältnis 45 von Craig Kennedy und Marshall M. Bouton In europäischen und amerikanischen Medien ist seit dem 11. September 2001 viel über das sich verschlechternde transatlantische Verhältnis geschrieben worden. Doch sieht die Öffentlichkeit dies nicht so. Eine Studie des German Marshall Fund of the United States und des Chicago Council on Foreign Relations über die Einstellungen der Bevölkerung zur Außenpolitik in den USA und in sechs europäischen Ländern gibt Aufschluss, wo die Unterschiede wirklich liegen.
Annäherung in der Agrarpolitik. Trägt der deutsch-französische Kompromiss? 53 von Ulrike Guérot Die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union hat die deutsch-französischen Beziehungen zunehmend belastet. Ulrike Guérot hinterfragt den Ende Oktober 2002 zwischen beiden Ländern überraschend erzielten Kompromiss in der Agrarfrage und seine Auswirkung auf die bevorstehende EU-Erweiterung.
Keine KSZE für den Nahen Osten. Neue Verhandlungen erst in einigen Jahren 57 von Shlomo Avineri Der frühere deutsche Außenminister Klaus Kinkel hat unlängst in dieser Zeitschrift angeregt, eine "Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen Osten" ins Leben zu rufen. Der an der Hebräischen Universität Jerusalem lehrende Politikwissenschaftler Shlomo Avineri unterzieht diesen Vorschlag einer kritischen Prüfung.
BUCHKRITIK
Neue Entwicklungspolitik. Keine Überwindung von Armut ohne Veränderung westlicher Entwicklungsmodelle 61 von Dirk Nabers Es ist kaum umstritten, dass die Überwindung von Armut und die Lösung der seit langer Zeit bestehenden Entwicklungsprobleme in Asien, Afrika und Lateinamerika auch eine grundlegende Transformation westlicher Gesellschaften erfordert. Dirk Nabers stellt zwei Neuerscheinungen vor, die Defizite des neoklassischen Entwicklungsmodells aufzeigen und für eine neue Entwicklungspolitik plädieren.
Neue Bücher zur internationalen Politik 65
Tibi, Islamische Zuwanderung. Die gescheiterte Integration; Merseburger, Willy Brandt 1913-1992. Visionär und Realist.
DOKUMENTATION
Dokumente zum Johannesburg-Gipfel und zur Reform der Vereinten Nationen 69 Um dem Ziel der nachhaltigen Entwicklung näher zu kommen, muss die weltweite Armut bekämpft werden. Darauf einigten sich die über 20 000 Teilnehmer der bislang größten UN-Konferenz, dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung vom 26. August bis 4. September 2002 im südafrikanischen Johannesburg. In einer Erklärung verpflichteten sich die Staats- und Regierungschefs von über 180 Ländern, das auf dem Gipfel verabschiedete umfassende Arbeitsprogramm umzusetzen. UN-Generalsekretär Kofi Annan begrüßte im September nicht nur die Teilnehmer dieser Konferenz, sondern auch die Delegationen bei der Eröffnung der 57. Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York. Dabei legte er den obligatorischen Tätigkeitsbericht sowie seine Vorschläge zur Reform der Weltorganisation vor.
Rede der deutschen Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul, zum Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg vor dem Deutschen Bundestag am 14. Juni 2002 in Berlin 72
Afrika-Aktionsplan der G-8, verabschiedet auf dem G-8-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am 27. Juni 2002 in Kananaskis, Kanada (gekürzt) 75
Schlussfolgerungen des Rates Allgemeine Angelegenheiten und Außenbeziehungen der Europäischen Union zur Vorbereitung des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg vom 22. Juli 2002 in Brüssel (Auszüge) 87
Bericht des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Kofi Annan, über die Tätigkeit der Vereinten Nationen, vorgelegt am 28. August 2002 in New York (Auszüge) 90
Rede des britischen Premierministers, Tony Blair, zu den Herausforderungen des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg, am 1. September 2002 vor Vertretern der Wirtschaft in Maputo, Mosambik (gekürzt) 104
Ansprache des Präsidenten von Südafrika und Präsidenten des Johannesburg-Gipfels, Thabo Mbeki, bei der Eröffnungssitzung des Treffens der Staats- und Regierungschefs auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung am 2. September 2002 in Johannesburg 109
Rede des deutschen Bundeskanzlers, Gerhard Schröder, auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung am 2. September 2002 in Johannesburg 112
Rede des amerikanischen Außenministers, Colin L. Powell, auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung am 4. September 2002 in Johannesburg (gekürzt) 113
Erklärung von Johannesburg über nachhaltige Entwicklung, verabschiedet auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung am 4. September 2002 in Johannesburg 115
Stellungnahme des deutschen Umweltministers, Jürgen Trittin, zu den Ergebnissen des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg am 4. September 2002 in Berlin 118
Zusammenfassung des Berichts des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Kofi Annan, über die Stärkung der Vereinten Nationen, vorgelegt am 9. September 2002 in New York (gekürzt) 120
Rede des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Kofi Annan, vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 12. September 2002 in New York 123
Rede des deutschen Außenministers, Joschka Fischer, vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 14. September 2002 in New York (gekürzt) 126