Zwischen den Wissenschaften. Neu erschienen: Heft 28 der GEGENWORTE
Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift GEGENWORTE. Hefte für den Disput über Wissen, die von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben wird, widmet sich dem Thema Zwischen den Wissenschaften. Über Inter-, Multi- und Transdisziplinarität.
In jüngster Zeit wird der Disput um Interdisziplinarität zuweilen höchst kontrovers und polarisierend geführt. Die einen mutmaßen, interdisziplinäre Verbünde schlössen sich zu bloßen „Beutegemeinschaften“ zusammen, um im taktischen Bündnis Förder- und Forschungsgelder zu erlangen. De facto jedoch würden sie unter dem gemeinsamen „Antragsdach“ nur additive, allenfalls multidisziplinäre Forschung betreiben, die nebeneinander herlaufe – ohne dass neue integrative Ergebnisse im Sinne von Transdisziplinarität erzielt würden. Die anderen hingegen betonen, dieses Risiko bestünde lediglich bei Fragestellungen, die „top down“ vorgegeben werden. In all jenen Fällen jedoch, bei denen die Fragestellung aus den konkreten Problemen selbst – also „bottom up“ – erwüchse, verlange die Sache von sich aus mehr oder minder zwangsläufig interdisziplinäres wissenschaftliches Arbeiten. Und sie erinnern an jene großen Forschungsfelder, die unterschiedlichste Disziplinen und Technologien miteinander verschmelzen, wie etwa die Bio-, Nano-, Informations- und Kognitionswissenschaften, in denen Technik-, Natur- und Geisteswissenschaften kooperieren.
Günter Stock, Peter Weingart und Klaus Mainzer erörtern das Für und Wider interdisziplinären Forschens. Jürgen Mittelstraß erläutert die Idee der Transdisziplinarität. Jürgen Kaube erklärt den Unterschied zwischen ‚normal‘ und ‚strategisch’. Peter Eisenberg macht sich Gedanken über Deutsch als Wissenschaftssprache. Kirsten Einfeldt setzt auf die wechselseitige Inspiration von Wissenschaften und Künsten. Jens Bisky stimmt das Lob der Disziplinen an.
Herlinde Koelbl erläutert im Gespräch mit Anna Bernhardt ihre Entwürfe zur Fotografie als Spiegel der Gesellschaft. Rembert Unterstell betrachtet den Aufschwung der ‚Event-Wissenschaft’ mit gemischten Gefühlen. Stephan Leibfried fragt, wohin der Weg der Exzellenzinitiativen führt. Jutta von Maurice und Hans-Peter Blossfeld sehen Chancen für die Forschung durch interdisziplinäre Netzwerkbildung. Mathias Gatza erinnert sich, wie er zu einem Universalgenie wurde.
Mit weiteren Beiträgen von Volker Gerhardt, Klaus Brockhoff, Rüdiger Zill, Klaus-Peter Schmitz, Stephan Ruß-Mohl und Christoph Markschies.
Mit Einführung und Dokumentation sowie Bildern von Herlinde Koelbl.
INHALT
DOKUMENTATION
Zwischen den Wissenschaften Einführung und Dokumentation
DOSSIER
Wozu Interdisziplinarität? Günter Stock erörtert das Für und Wider.
Transdisziplinarität Jürgen Mittelstraß sondiert den Wandel von der schwachen zur starken Interdisziplinarität.
Interdisziplinarität Peter Weingart erkennt ein universitäres Organisationsproblem.
Normale und strategische Interdisziplinarität in den Geistes- und Sozialwissenschaften Jürgen Kaube erklärt den Unterschied zwischen ‚normal’ und ‚strategisch’.
Philosophie als Band zwischen den Wissenschaften? Volker Gerhardt lotet die Chancen und Grenzen des disziplinären Denkens aus.
PORTRÄT
Herlinde Koelbl: Schreiben
INNENANSICHTEN
Von der interdisziplinären zur integrativen Forschung Klaus Mainzer möchte eine uralte Vision der Philosophie realisieren.
Durch die Mitte zur Spitze Quo vadis 2017, Exzellenzen?, fragt Stephan Leibfried.
Plädoyer für Forschungsverbünde in der Wissenschaft Klaus-Peter Schmitz eröffnet Perspektiven aus den Technikwissenschaften und der Medizintechnik.
Chancen für die Forschung durch interdisziplinäre Netzwerkbildung Jutta von Maurice und Hans-Peter Blossfeld erörtern das Beispiel des Nationalen Bildungspanels.
Außenbeziehungen und Binnendifferenzierung Klaus Brockhoff nimmt Interdisziplinäres in der Betriebswirtschaftslehre unter die Lupe.
IM GESPRÄCH
Fotografie als Spiegel der Gesellschaft Herlinde Koelbl im Gespräch mit Anna Bernhardt
BLICK VOM RAND
Das Ende vor Augen? Peter Eisenberg macht sich Gedanken über Deutsch als Wissenschaftssprache.
Lob der Disziplinen Jens Bisky fordert Bereitschaft zu „cyclopischer Einseitigkeit“.
Weltenbummler, Importeure, Migranten Rüdiger Zill beschäftigt sich mit drei Formen der Interdisziplinarität.
Wissen to go? Science Center und „Centermania“ Rembert Unterstell betrachtet den Aufschwung der ‚Event-Wissenschaft’ mit gemischten Gefühlen.
Zur wechselseitigen Inspiration von Wissenschaften und Künsten Kirsten Einfeldt warnt vor allzu überstürztem Eintauchen in die Interdisziplinarität.
RÜCKBLICKE
Interdisziplinarität am Beispiel der Altertumswissenschaften Christoph Markschies skizziert einige Berliner Erfahrungen, nicht nur aus den letzten Jahren.
Grenzgänge mit Hindernissen Stephan Ruß-Mohl mit einem sehr persönlichen Rückblick auf Journalismusforschung und Ökonomik
Unendliche Welten Mathias Gatza erinnert sich, wie er zu einem Universalgenie wurde.