Peripherie. Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt 33 (2013), 3

Titel der Ausgabe 
Peripherie. Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt 33 (2013), 3
Weiterer Titel 
Alles muss raus! Konfliktfeld Bergbau

Erschienen
Münster (Westf.) 2013: Westfälisches Dampfboot
Erscheint 
4 Nummern in 3 Ausgaben
ISBN
978-3-89691-835-2
Anzahl Seiten
160 S.
Preis
Einzelheft 12,00 EUR, Doppelheft 24,00 EUR, Abo 32,00 EUR, Abo für Institutionen 58,00 EUR

 

Kontakt

Institution
Peripherie: Politik • Ökonomie • Kultur
Land
Deutschland
c/o
PERIPHERIE Redaktionsbüro c/o Michael Korbmacher Stephanweg 24 48155 Münster Telefon: +49-(0)251/38349643
Von
Korbmacher, Michael

Bergbau ist zugleich ein politisch umstrittener und gesellschaftlich umkämpfter Sektor. Regierungen und Unternehmen hoffen auf hohe Investitionen und Gewinne; Nichtregierungsorganisationen und kritische WissenschaftlerInnen warnen vor den negativen sozialen und ökologischen Auswirkungen, wie der Zerstörung kleinbäuerlicher Lebensgrundlagen, Vertreibung, der Kontamination von Wasser und Böden, sowie vor der Etablierung veränderter räumlicher politischer Ordnungen und Herrschaftsmuster.

Peripherie 132 diskutiert das Konfliktfeld Bergbau mit Fallstudien aus unterschiedlichen Regionen des Globalen Südens. Themen sind u.a.: Konflikte um Land und territoriale Kämpfe; Entwicklungsmodell (Neo-)Extraktivismus; Widerstand gegen Bergbauvorhaben; transnationale politische und ökonomische Verflechtungen.

ZU DIESEM HEFT
Alles muss raus!
Konfliktfeld Bergbau

Der Bergbausektor boomt. In Laos stammen gegenwärtig 50, in Chile 35 Prozent der Exporteinnahmen aus Bergbautätigkeiten. Der Abbau von Gold und Diamanten hat sich in Tansania zwischen 1996 und 2000 fast verdoppelt. In Kolumbien hat sich die Fläche, für die Bergbaukonzessionen vergeben wurden, von 1 Mio. ha im Jahr 2002 auf 8,4 Mio. ha im Jahr 2009 ausgeweitet. Die Liste der Beispiele expansiver Bergbauaktivitäten im Globalen Süden ließe sich nahezu endlos fortsetzen. Dabei fällt auf, dass sich diese Entwicklungen nicht mehr nur auf traditionelle „Bergbaustaaten“ wie Peru oder Kongo beschränken. Vielmehr weiten sie sich seit einiger Zeit auch zunehmend auf Regionen und Länder aus, die keine derartige Tradition aufweisen. Beispiele dafür sind etwa der rasante Anstieg von Investitionen in Argentinien oder Laos. So ist Bergbau seit der Jahrtausendwende zu einem der zentralen Pfeiler eines auf Rohstoffausbeutung beruhenden Entwicklungsmodells geworden, das sich gegenwärtig im Globalen Süden zu rekonstituieren scheint. Charakteristisch für die aktuelle Entwicklung ist zudem seine starke transnationale Ausrichtung. In vielen Ländern wird der Bergbau von Konzernen dominiert, deren Hauptsitze sich in Europa oder Nordamerika sowie in einigen Schwellenländern befinden. Dazu gehören etwa das britische Unternehmen Lonmin, AngloGold Ashanti mit Sitz in Südafrika, die US-amerikanische Newmont Mining Cooperation oder Xstrata aus der Schweiz.

Bergbauliche Rohstoffausbeutung zielt auf die Inwertsetzung dieser Rohstoffe auf dem Weltmarkt, gleich ob es sich um Kohle, Lithium, Uran oder anderes handelt. Der aktuelle Boom in Lateinamerika, Subsahara-Afrika und Asien ist nur vor dem Hintergrund der steigenden Rohstoffnachfrage im Globalen Norden und in den Schwellenländern zu erklären. Die Wirtschaftszweige, für die bergbaulich geförderte Rohstoffe eine wichtige Rolle spielen, sind zahlreich und vielfältig: Titan, Coltan, Uran, Lithium, Seltene Erden und ähnliche sind für Technologien in der Kommunikations- oder Medizintechnik ebenso wichtig wie für die Rüstungsindustrie oder die sogenannte grüne Wirtschaft (Elektromobilität, Wind- und Solarenergie).

Zwei Themen spielen in der derzeitigen sozialwissenschaftlichen und politischen Debatte um Bergbau und dessen Boom eine besondere Rolle und stehen deshalb auch im Zentrum der Beiträge zur vorliegenden PERIPHERIE-Ausgabe: die Rolle des (Neo-)Extraktivismus, der besonders in Lateinamerika als Entwicklungsmodell an Bedeutung gewinnt, sowie die mit Bergbau-Projekten verbundenen gesellschaftlichen und politischen Konflikte. Von (Neo-)Extraktivismus handelt auch das PERIPHERIE-Stichwort von Kristina Dietz in dieser Ausgabe.

Obgleich das wissenschaftliche Interesse am Bergbausektor in und zu Lateinamerika bis vor wenigen Jahren als gering eingestuft werden konnte – von Klassikern wie Eduardo Galeanos Die Offenen Adern Lateinamerikas (1978) oder June Nashs The Mines Eat Us and We Eat the Mines (1979) einmal abgesehen – richtet die kritische Forschung zum „Konfliktfeld Bergbau“, zumal im deutschsprachigen Raum, gegenwärtig ihren Blick vor allem auf diese Weltregion. Dies hat unseres Erachtens mehrere Gründe. Zum einen schreiben sich die Diskussionen um Bergbau in und zu Lateinamerika in die mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum zugänglichen und politisierten Debatten um die Widersprüche eines rohstoffbasierten Entwicklungsweges ein. Damit werden sie anschlussfähig an und interessant für hiesige Debatten um Post-Wachstum, Ressourcenentkopplung und Lebensstilfragen. Zum anderen sind Analysen zu zentralen Konfliktfeldern rund um den Bergbau – etwa Konflikte um territoriale Selbstbestimmung indigene Bevölkerungsgruppen – im deutschen Sprachraum vor allem in der Forschung zu Lateinamerika verankert. Schließlich ist die erhöhte Aufmerksamkeit der kritischen Forschung für Lateinamerika mit einem gestiegenen politischen Interesse im deutschsprachigen Raum an jenen Ländern der Region verbunden, in denen „progressive“ Regierungen im Amt sind und in denen es seit einigen Jahren vermehrt zu Auseinandersetzungen um Bergbauaktivitäten und -politiken kommt. Diese besondere Bedeutung der auf die lateinamerikanische Region bezogenen Forschung spiegelt sich auch in den Beiträgen zum Schwerpunkt dieser Ausgabe wider. Auch die Aufmerksamkeit, welche die Bezeichnung „(Neo-)Extraktivismus“ in der Forschung wie der politischen Debatte derzeit erfährt, ist vor allem der kontrovers geführten Diskussion in Lateinamerika zu verdanken. Dieser Diskussion lassen sich wichtige Anregungen für eine entwicklungstheoretische und politisch-ökonomische Analyse der aktuellen Tendenzen entnehmen.

Anthony Bebbington entwirft in seinem Artikel, der 2012 in der Zeitschrift Geoforum erschienen ist und den wir hier in leicht gekürzter Fassung erstmals deutschsprachig abdrucken, ein umfassendes Analyseangebot, das an bisherige Debatten zum Extraktivismus anknüpft und zugleich über diese hinausgeht. Er bringt darin theoretische Perspektiven aus dem Bereich der Politischen Ökologie mit empirischen Forschungen zu Bergbau insbesondere in El Salvador und der Andenregion zusammen. Während das Konfliktfeld Bergbau in der Politischen Ökologie bisher relativ wenig Aufmerksamkeit erfahren hat, greift die Debatte um (Neo-)Extraktivismus bislang kaum auf das reichhaltige konzeptionelle Repertoire dieses Forschungsbereichs zurück. Bebbington zeigt, dass die Kombination dieser Diskussionsstränge es ermöglicht zu analysieren, wie der extraktive Sektor zugleich konstitutiv für kapitalistische politische, wirtschaftliche und institutionelle Gefüge ist und selbst durch diese konstituiert wird.

Die zahlreichen Konflikte um den von den nationalstaatlichen Regierungen vorangetriebenen Ausbau des Bergbaus finden innerhalb wie außerhalb der staatlichen Institutionen statt. Sie werden durch zivilgesellschaftliche AkteurInnen vorangetrieben, die auf lokaler Ebene wie auch als Teil nationaler und transnationaler sozialer Bewegungsnetzwerke agieren. Dabei drehen sie sich nicht nur um die Verteilung der Gewinne, auf die Regierungen und Unternehmen durch die hohen Investitionen in diesem Sektor hoffen. Vielmehr geht es auch um die negativen sozialen und ökologischen Auswirkungen großflächiger Bergbauaktivitäten, um die gesellschaftlichen Naturverhältnisse insgesamt sowie die mit diesen Projekten verbundenen politischen, gesellschaftlichen und institutionellen Transformationsprozesse. Weiterhin kreisen die Konflikte um Fragen von politischer Entscheidungsfindung, Partizipation und Teilhabe; um die Konstituierung, Inklusion bzw. Exklusion sozialer Gruppen entlang der Kategorien von Indigenität, Ethnizität und race sowie um territoriale Kontrolle und Territorialität.

Diese vielfältigen Dimensionen nehmen María Alejandra Ciuffolini und Candela de la Vega in den Blick. Vor dem Hintergrund von Konflikten um Megaprojekte in Argentinien beschäftigen sich die Autorinnen mit den Verbindungen von Territorium, Kapital und Staat zur kapitalistischen Inwertsetzung der natürlichen Ressourcen und dem zivilgesellschaftlichen Widerstand dagegen. Dabei identifizieren sie die Vorstellung der Argentina minera („Bergbauland Argentinien“) als dominantes diskursives Dispositiv, welches das Territorium als abstrakte, ökonomisch verwertbare Oberfläche konstruiert. Die so begründete Strategie werde durch staatliche Strategien der selektiven „Verankerung“ (anclaje), aber auch der „Loslösung“ (desanclaje) umgesetzt, welche Unternehmen ungehinderten Zugriff erlaube. Die diesen Strategien aus Sicht der im betroffenen Territorium lokal verankerten Bevölkerung eingeschriebene Irrationalität, so schlussfolgern die Autorinnen, rufe den zivilgesellschaftlichen Widerstand hervor.

Widerstände gegen Bergbauvorhaben beleuchtet Eva Kalny. Am Beispiel von vier Minen in Guatemala analysiert sie unterschiedliche Formen und Strategien des Widerstands, von Straßenblockaden und Demonstrationen über Informationskampagnen und Kongresse bis hin zu internationaler Vernetzung. Wie der Artikel zeigt, ist die Geschichte des Extraktivismus in Guatemala nicht nur eine Geschichte der Vertreibung und des Genozids, sondern auch eine Geschichte von Protesten und Konflikten.

Allerdings erfasst die derzeitige vorrangige Ausrichtung der deutschsprachigen Debatten um (Neo-)Extraktivismus und Bergbaukonflikte auf den lateinamerikanischen Kontext, wie oben bereits angedeutet, die Bedeutung des Sektors in den sozialen Realitäten des Globalen Südens nur teilweise. Von Sierra Leone und Burkina Faso über Kongo bis nach Sambia und Südafrika sind überall im subsaharischen Afrika Konflikte um Bergbau und andere extraktive Aktivitäten zu verzeichnen, die jenen in Lateinamerika ähneln. Eines der bekanntesten Beispiele in der jüngeren Vergangenheit stellt der „wilde“ Streik von Bergbau-Arbeitern in Marikana (Südafrika) dar, bei dem im August 2012 34 Streikende von der Polizei getötet wurden. So wurde der Ort zum Symbol für die sozialen Konflikte in Post-Apartheid-Südafrika und für die Enttäuschung vieler armer Bevölkerungsklassen gegenüber dem ANC und den mit ihm verbundenen großen Gewerkschaften. Samantha Hargreaves richtet ihren Blick aus einer breiten Perspektive sozialer Bewegungen und Kämpfe sowie aus der Geschlechterperspektive auf die Ereignisse in Marikana. Denn, so die Autorin, die sozialen und ökologischen Kosten des extraktivistischen Entwicklungsmodells würden nicht nur, wie auf den ersten Blick sichtbar, von der (überwiegend männlichen) Arbeiterschaft getragen, sondern gingen ebenso zu Lasten der Frauen, die in der Reproduktionsarbeit und Landwirtschaft tätig sind. Notwendig sei deshalb eine Verknüpfung der Kämpfe der Minenarbeiter mit den Bewegungen im sozialen und Umweltbereich sowie mit der Frage der Geschlechterverhältnisse.

Die aktuellen Dynamiken im Bergbausektor lassen sich nicht losgelöst von globalen politisch-ökonomischen Entwicklungen fassen. Schließlich dient die Extraktion mineralischer, fossiler und metallischer Rohstoffe in Lateinamerika, Afrika oder Asien mehrheitlich dem Export sowie der Vertiefung eines rohstoffintensiven Produktions- und Konsummodells im Globalen Norden. Der Zugang zu den begehrten Rohstoffen wird dabei nicht nur über Marktinstrumente, sondern auch politisch und diskursiv abgesichert. Insbesondere für die auf Export getrimmte deutsche Wirtschaft ist eine stabile Rohstoffzufuhr entscheidend wichtig, verfügt doch Deutschland selbst – abgesehen von Braunkohle – kaum mehr über Bodenschätze. Welcher politischen Strategien und Diskurse sich Industrie und staatliche Akteure im weltweiten Wettstreit um einen sicheren Rohstoffzugang bedienen und welche zivilgesellschaftliche Antworten hierauf gegenwärtig gegeben werden, ist Gegenstand des Diskussionsbeitrags von Peter Fuchs und Michael Reckordt.

Außerhalb des Schwerpunkts wendet sich Oliver Pye zeit-räumlichen Dynamiken der globalen Palmölproduktion zu, eines Sektors, der angesichts der Umbrüche in Technologie und Produktionsformen zunehmend extraktivistische Züge annimmt. Aus einer politisch-ökonomisch und raumtheoretisch angeleiteten Perspektive, die an Arbeiten von Bob Jessop, Neil Brenner und Martin Jones anknüpft, analysiert er die Ausbildung ökonomischer, politischer und sozialer transnationaler Räume. Während sich die Plantagen physisch vor allem in Südostasien und zunehmend in Lateinamerika und Afrika befinden, wird das Palmöl in transnationalen Wertschöpfungsketten nach Europa, China und Indien gebracht. Transnationale soziale Räume entstehen quer dazu durch die Netzwerke der MigrantInnen, die einen großen Teil der Arbeit auf den Plantagen verrichten. NGO-Kampagnen bilden einen umkämpften politischen Raum jenseits nationalstaatlicher und kontinentaler Grenzen.

Mit dem vorliegenden Heft schließen wir den 33. Jahrgang der PERIPHERIE ab. Für den 34. Jahrgang sind Ausgaben zu den Schwerpunkten „krieg macht geschlecht“ (133), „Neue und alte Religion(en)“ (134/135) sowie „Klimawandel und Energiewende im Globalen Süden“ (136) geplant. Zu diesen und anderen Themen sind Beiträge wie immer sehr willkommen. Die entsprechenden Calls for Papers finden sich auf unserer Homepage. Zum Abschluss des Jahrgangs möchten wir uns wieder herzlich bei den GutachterInnen bedanken, die einmal mehr durch ihre gründliche, engagierte und kritische Arbeit zum Gelingen der Hefte maßgeblich beigetragen haben. Ihre Namen sind in alphabetischer Reihenfolge im Jahresregister aufgeführt. Ferner gilt unser Dank Sarah Becklake, die als englische Muttersprachlerin auch für diesen Jahrgang die Summaries korrigiert hat. Schließlich bedanken wir uns auch bei allen LeserInnen, AbonnentInnen sowie bei den Mitgliedern der Wissenschaftlichen Vereinigung für Entwicklungstheorie und Entwicklungspolitik e.V., der Herausgeberin der PERIPHERIE. Unsere größtenteils ehrenamtliche Arbeit ist weiterhin von Spenden abhängig. Wir wünschen Ihnen und Euch eine anregende Lektüre und einen guten Start ins Jahr 2014.

SUMMARIES

Anthony Bebbington: Underground Political Ecologies. The paper argues for a political ecology of the subsoil. It explores several ways in which the extraction of mineral and hydrocarbon resources is constitutive of, and constituted by, wider capitalist political, economic and institutional arrangements. Drawing on material from El Salvador and the Andean countries, the author analyses the contemporary governance of extractive industries, and points to significant convergence among the approaches taken by neoliberal and ostensibly post-neoliberal regimes in Latin America alike. The intersections between the extractive economy, livelihoods and patterns of social protest are also explored. Through these examples, the paper also highlights the ways in which „activist political ecologists“ play important roles in counter-movements seeking to re-govern the extractive economy. These counter-movements are found in both civil society and different parts of the state. Such activist political ecologists are central to the broader enterprise of an „underground political ecology“ and are often vital to the success of scholarly interventions in such political ecologies.

M. Alejandra Ciuffolini & Candela de la Vega: Conflict and Territory. Thinking about Mining Conflicts in Argentina. Throughout the last years, the arrival of big mining projects in Argentina has sparked important conflicts and resistance in, up until now, unexplored cities and towns. This article argues that these circumstances have modified experiences of space. It suggests that not only does territory become filled with conflict, but also that conflict becomes impregnated with territory. Taking this analytical framework, the article proposes an approach in order to explain the emergence of territorial disputes from two different plot lines. The first line of inquiry refers to the particular nexus between territory, capital, and the state, which sustains a certain ideological and symbolic definition of space. The second line of inquiry recounts social struggles as instances of dispute with the nearest powers. Social struggles are frequently inscribed by the contradictions between territory, capital, and the state, but in their clear antagonism to dominant discourses, they also test and challenge the symbolic construction of space. This paper’s insights come from the authors’ empirical research in Argentina over the last four years.

Eva Kalny: Current extractivism in the context of multiple forms of resistance: the case of Guatemala. With few exceptions, the history of extractivism in Guatemala has been characterized by the violent exploitation of natural resources by a coalition of transnational companies and national oligarchies. Local communities and mining workers, on the other hand, have a long history of opposition against extraction projects; they have opposed their effects on the environment and the living conditions of surrounding communities, and have been actively trying to improve miserable working conditions. They have also been actively involved in some of the country’s most prominent demonstrations and marches. Since the end of the civil war, which amounted in several cases to genocide against the indigenous population, transnational mining companies have increased their activities in Guatemala, and they are now applying new technologies which seriously harm the living conditions of indigenous communities. Community members have developed new forms of resistance which include public protests, international networking, and judicial procedures against the companies at the national and international level. National and international laws also provide the framework within which indigenous communities creatively develop new forms of customary law. The concept of „new extractivism“, however, falls short in describing the relevant politics of the former social democratic president Álvaro Colom, and ignores the new forms of extractivism as well as the innovative strategies of resistance.

Oliver Pye: The Contested Spaces of the Palm Oil Industry. This article uses the „Territory, Place, Scale, Network“ (TPSN) Framework developed by Jessop et al. (2008) to uncover the historically specific ensemble of TPSN that characterizes the socio-spatial dynamics of the palm oil industry. First it looks at how the dialectic between flows of capital at the global scale and fixed capital at the regional scale drives territorial expansion across Southeast Asia. A specific mill-estate-scale forms the basic unit of production along transnational production networks and accelerates the totalitarian transformation of eco-social landscapes that then produces the first category of conflicts around environmental justice. The scale of the national state is spatially at odds with the economic space, but is politically crucial for the territorialisation of palm oil expansion. Despite this, the main political dynamic in recent years has been the production of a contested transnational political space between Southeast Asia and Europe which has been defined by non-governmental organization (NGO) campaigns and networked corporate governance. The main focus of the article is on the new social spaces created by the everyday resistance of migrant palm oil workers in Malaysia to the precarious labour regime and system of political control pursued by the Malaysian national state. Workers defy systems of control by circumventing border regulations, by absconding from work in a systematic fashion (lari), and with wildcat strikes. The paper argues that workers’ practices of migration autonomy not only produce new transnational social spaces but they also offer potential for transnational organizing strategies and alliances between workers and the environmental justice movem

Inhaltsverzeichnis

INHALT

Thomas Hurtienne (1943–2013), S. 395

Zu diesem Heft, S. 397

Anthony Bebbington: Underground Political Ecologies, S. 402

María Alejandra Ciuffolini & Candela de la Vega: Konfliktivität und Territorium: Reflexionen über Bergbaukonflikte in Argentinien, S. 425

Eva Kalny: Fallbeispiel Guatemala: der aktuelle Extraktivismus im Kontext vielfältiger Formen des Widerstands, S. 445

Oliver Pye: Migration, Netzwerke und Alltagswiderstand: Die umkämpften Räume der Palmölindustrie, S. 466

Diskussion

Samantha Hargreaves: Das Massaker von Marikana: Unbezahlte Arbeit von Frauen, Unternehmensprofite und die Vernachlässigung durch den Staat, S. 494

Peter Fuchs & Michael Reckordt: Rohstoffsicherung in Deutschland und zivilgesellschaftliche Antworten, S. 501

PERIPHERIE-Stichwort

Kristina Dietz: (Neo-)Extraktivismus, S. 511

Rezensionen, S. 514

Katja Werthmann & Tilo Grätz (Hg.): Mining Frontiers in Africa. Anthropological and Historical Perspectives (Marika Gereke)

Olaf Kaltmeier (Hg.): Selling EthniCity. Urban Cultural Politics in the Americas (Maria Dabringer)

Renato Raul Boschi (Hg.): Variedades do capitalismo, política e desenvolvimento na América Latina (Paul Hecker)

Benjamin Opratko: Hegemonie. Politische Theorie nach Antonio Gramsci (Gerhard Hauck)

Peter Tepe: Ideologie (Gerhard Hauck)

Romy Reimer: Der „Blinde Fleck“ der Anerkennungstheorie (Gerhard Hauck)

Walter Mignolo: Epistemischer Ungehorsam. Rhetorik der Moderne, Logik der Kolonialität und Grammatik der Dekolonialität (Aram Ziai)

Georg Glasze: Politische Räume. Die diskursive Konstitution eines „geopolitischen Raums“ – die Frankophonie (Stephanie Garling)

Ashley Currier: Out in Africa. LGBT organizing in Namibia and South Africa (Rita Schäfer)

Klaus Storkmann: Geheime Solidarität. Militärbeziehungen und Militärhilfen der DDR in die „Dritte Welt“ (Ulrich van der Heyden)

Florian Stoll: Leben im Moment? Soziale Milieus in Brasilien und ihr Umgang mit Zeit (Stefan Peters)

Eingegangene Bücher, S. 540

Summaries, S. 541

Autorinnen und Autoren, S. 543

Jahresregister, S. 548

Weitere Hefte ⇓