Anliegen dieses Themenheftes ist es, Fragen heutiger Sprachpolitik und der sprachlichen Praxis in der Wissenschaft und im internationalen wissenschaftlichen Austausch zur Diskussion zu stellen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen dabei jene Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaften, die das Sinnreservoir einer Gesellschaft darstellen, ein Medium, in dem sie sich spiegelt, erklärt und ausrichtet. Diese Bereiche der Wissenschaft zeichnen sich gerade dadurch aus, dass ihr Gegenstand in der Sprache liegt und sprachlich geformt wird. Die Reflexion über Sprache führt daher in das Zentrum dieser Wissenschaften.
Die meisten der in diesem Themenheft veröffentlichten Texte entstammen dem im Jahr 2005 von Fritz Nies herausgegebenen Tagungsband Europa denkt mehrsprachig / L’Europe pense en plusieurs langues. Wir danken dem Gunter Narr Verlag in Tübingen für die freundliche Genehmigung, die Texte in Übersetzung und zugleich auch in der Originalfassung an dieser Stelle zu publizieren.
Einleitung
Maurice Aymard Natürliche Sprachen und Wissenschaftssprachen: Selbstverständnis, Anspruch, Anforderungen und Praktiken in den Geistes- und Sozialwissenschaften
Jürgen Trabant Der eigenen Sprache bedürftig
Antoine Compagnon Der Wechsel von einer Sprache zur anderen erzeugt neue Ideen
Walter Krämer Muttersprache: Motor kreativen Denkens
Gerhard Stickel Plurilinguismus und Übersetzen: Investition in Europas Zukunft
Bernd Stiegler „Lost in translation“. Übersetzung und kultureller Dialog
Barbara Cassin In Sprachen denken
Françoise Balibar, Philippe Büttgen, Jean-Pierre Cléro, Jacques Collette et Barbara Cassin Der / das Moment, der Augenblick, die günstige Gelegenheit
Alain Supiot Kommunizieren oder einander verstehen?
Konrad Ehlich Nationalsprachliche Wissenschaftspraxis – Grundlage effizienter Wissenschaft oder Relikt?
Harald Weinrich Sprache, das heißt Sprachen