Seit dem 19. Jahrhundert übt die Bohème mit ihren Verheißungen eines Lebens am Rand der Gesellschaft, der Suche nach persönlicher Verwirklichung und dem Traum von einem nicht-konformistischen Lebensstil eine ungebrochene Faszination aus. Der Imperativ der Einzigartigkeit und Selbstbestimmung hat sich indessen derart generalisiert, dass er heute Karrieren, Selbstwahrnehmung und Lebensstile formatiert. Es stellt sich somit die Frage, ob die feinen Unterschiede zwischen Bohème und Bürgertum, die das Ideal der Bohème im 19. Jahrhundert prägten, so klar sind. Diese Trivium-Ausgabe sucht zu klären, welche ästhetischen und gesellschaftlichen Repräsentationen, Praktiken aber auch Spannungen die historischen Bohemiens von den Künstlern und Kreativen der heutigen Zeit unterscheidet und was sie eint.
Introduction
Anthony Glinoer, Walburga Hülk et Bénédicte Zimmermann Kulturen des Kreativen – Historische Bohème und zeitgenössisches Prekariat
Französische Übersetzungen
Robert Michels Zur Soziologie der Bohème und ihrer Zusammenhänge mit dem geistigen Proletariat
Georg Stanitzek Die Bohème als Bildungsmilieu : Zur Struktur eines Soziotopos
Andreas Reckwitz Vom Künstlermythos zur Normalisierung kreativer Prozesse : Der Beitrag des Kunstfeldes zur Genese des Kreativsubjetks
Deutsche Übersetzungen
Nathalie Heinich Drei Dimensionen der Bohème: Der reale, der imaginäre, der symbolische Künstler
Pierre-Michel Menger Künstlerische Avantgarde und Opposition gegen die bürgerliche Ordnung
Pierre Bourdieu Die Erfindung des Künstlerlebens