Das Thema "Emotionen" hat in der Wissenschaft und deren populärer medialer Rezeption Hochkonjunktur. Die öffentlichen Debatten scheinen von Psychologie, Kognitions- und Neurowissenschaften dominiert. Doch auch wenn den "Naturwissenschaften" Messverfahren zur Verfügung stehen, die den "Kulturwissenschaften" verschlossen sind: Emotionen werden immer nur über Sprache und andere Repräsentationen (z.B. Gestik) "übersetzt" zugänglich und sind nicht von ihrer kulturellen Vermittlung ablösbar.
Das Heft setzt sich disziplinenübergreifend mit den kulturwissenschaftlichen Möglichkeiten auseinander, "Emotionen" historisch zu kontextualisieren. Im Debattenteil werden die Chancen eines Dialogs zwischen "Kultur-" und "Naturwissenschaften" diskutiert.
THEMA
Daniela Hammer-Tugendhat und Christina LutterEmotionen im Kontext. Eine Einleitung
Annette Gerok-Reiterangest/vorhte – literarisch. Möglichkeiten und Grenzen der Emotionsforschung zwischen Text und Kontext
Jan AssmannEmotionen in Händels Musiktheater
Nina VerheyenLiebe ohne Leib? Anmerkungen zur Gefühlsgeschichte bürgerlicher Vaterschaft im 19. Jahrhundert
Katharina SykoraEmpathie und Schock: Effekte von Totenfotografien
Marie-Luise AngererGefühlsblindheit oder von der Schwierigkeit, Gefühle wissenschaftlich zu erklären
DEBATTEKultivierte Neurochemie und unkontrollierte Kultur
Nicolas LanglitzÜber den Umgang mit Gefühlen in der psychopharmakologischen Halluzinogenforschung
Repliken und eine Gegenantwort
Malek BajboujKulturlose affektive Neurowissenschaften oder kulturadjustierte Neuropsychopharmakologie?
Ludwig JägerStörvariable Kultur. Anmerkungen zu Nicolas Langlitz’ Text "Kultivierte Neurochemie und unkontrollierte Kultur"
Boris B. QuednowTyrannische Neurobiologie und unterdrückte Kultur des psychotropen Erlebens
Nicolas LanglitzKultivierte Neurochemie. Replik