Militärgeschichtliche Zeitschrift

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Militärgeschichtliche Zeitschrift
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Erschienen
Oldenburg 2002: Oldenbourg Verlag
Erscheint 
halbjährlich
Preis
Jahresabonnement: 30,00 €, ermäßigt: 21,00 €. Einzelheft: 18,00 €

 

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Institution
Militärgeschichtliche Zeitschrift
Land
Deutschland
c/o
Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Redaktion MGZ Zeppelinstraße 127/128 14471 Potsdam Tel. 0331 / 9714-0 Fax 0331 / 9714-509
Von
Jaroschka, Gabriele

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Stig Förster:
Operationsgeschichte heute. Eine Einführung

Aufsätze

Jürgen Angelow:
Der „Kriegsfall Serbien“ als Willenstherapie. Operative Planung, politische Mentalitäten und Visionen vor und zu Beginn des Ersten Weltkrieges
Das operationsgeschichtliche Paradigma des Serbienfeldzuges von 1914 verweist auf einen unlösbaren Widerspruch zwischen dem Kriegswillen und der Kampfentschlossenheit Österreich-Ungarns einerseits sowie den mangelnden eigenen Ressourcen und unzureichenden operativen Planungen andererseits, zugleich aber auch auf einen schroffen Gegensatz von Tötungsbereitschaft und nicht gleichermaßen vorhandenen effektiven Tötungsmechanismen im Krieg. Planungen und Verlauf der Operationen gegen Serbien enthalten ausgeprägte irrationale Züge, die auf ein inkonsistent gewordenes gesellschaftliches Normen- und Wertesystem der politischen und militärischen Entscheidungsträger hinweisen. Erklärbar werden diese Phänomene erst, wenn traditionelle historische Deutungen mit mentalitätsgeschichtlichen und psychologischen Betrachtungen verbunden werden. Im Falle der österreichisch-ungarischen Kriegsplanung und der ersten Operationen gegen den Savestaat bis zum Dezember 1914 sind die angesprochenen Mißverhältnisse dem Streben nach sozialer Anerkennung im Kriegseinsatz, den affektiven Feindstereotypen und einem im Zeitgeist wurzelnden Kraftrausch geschuldet, die wiederum latent vorhandene, morbide Versagens- und Untergangsvisionen der kulturell und politisch tonangebenden Eliten kompensiert haben. Diese irrationalen Momente traten mittel- und längerfristigen Erfahrungszusammenhängen verstärkend zur Seite und haben historisches Handeln erkennbar beeinflußt.

The historical paradigm of military operations in the Serbian campaign of 1914 indicates an insoluble contradiction between Austria-Hungary’s war determination on the one hand, and the lack of resources as well as her lack of operational planning on the other. Similarly, there is an apparent contrast between the will to kill and the deficient mechanisms of delivering death in war. Planning and conduct of the operations against Serbia contain decidedly irrational elements which seem to indicate an inconsistent set of social and moral values among political and military decision makers. An explanation calls for a combination of traditional historical explanations with analyses based on mental history and psychology. In the case of Austria-Hungary’s planning and conduct of operations against the Save state, such incongruities are due to a quest for social recognition, as well as to an intoxication with power resulting from the Zeitgeist. These, in turn, compensated for the latent, morbid fears of failure and of annihilation among the cultural and political élites of the time. These irrational moments reinforced medium and long term experiential continuities, and they markedly influenced events at the time.

Stefan Kaufmann:
Kriegführung im Zeitalter technischer Systeme – Zur Maschinisierung militärischer Operationen im Ersten Weltkrieg
Um Abstand von der traditionellen, applikatorisch eng geführten Operationsgeschichte zu gewinnen, wird ein konzeptioneller Wandel im Sinne einer kulturtheoretisch inspirierten Technikgeschichte vorgeschlagen. Die zentrale These lautet, dass ohne eine methodisch-theoretisch reflektierte Einbeziehung technischer Fakten in die Historiographie militärischer Operationen, deren analytischer Horizont nicht nur thematisch, sondern auch konzeptionell entschieden verkürzt wird. Erst wenn man diese analytische Ebene mitreflektiert, ergibt sich erstens ein adäquates Bild der soziotechnischen Strukturierung militärischen bzw. operativen Handelns und zweitens öffnet sich der Blick auf soziokulturelle Bedingungen und Kontexte der Art und Weis Krieg zu führen. Einsichtig wird aus welchen heterogenen – symbolisch-kulturellen, organisationsbedingten, technischen und sozialen – Fäden operatives Handeln je gestrickt ist. Verdeutlicht wird der Erkenntnisgewinn, der aus dieser konzeptionellen Umstellung resultiert, am Beispiel operativer Führung im Ersten Weltkrieg, vor allem anahnd der deutschen Frühjahrsoffensive 1918.

The main problem of a contemporary historiography of military operation is to overcome the narrow perspective of traditional historiography, focusing mainly on the decisions of military leaders and the outcomes of these decisions. The article suggests to open historiography for theoretical and methodical insights of a contemporary historiography of technology. This will open up the analytical power of a historiography of military operations for new questions and insights. Not only thematic amplification but a theoretical and methodical turn is necessary. Only this will allow to gain appropriate insights in the sociotechnical structuring of military action on the operational level and to widen the analytical perspective for sociocultural conditions and contexts of war making. Such analysis will show the different threads, conditioned by discourses, structure of organization, technology and social structures, by which the texture of military action is woven. A brief analysis of the German Offensive in Spring 1918 will show the surplus in insights gained by a culturally orientated historiography of technology.

Roman Töppel:
Legendenbildung in der Geschichtsschreibung – Die Schlacht bei Kursk
Über die Schlacht bei Kursk 1943 kann man auch in der neuesten Literatur noch zahlreiche Legenden finden, die vor allem durch die Memoiren der seinerzeit beteiligten Befehlshaber verbreitet wurden. Die Idee zum Angriff gegen den Kursker Frontbogen stammte z.B. nicht, wie oft geschrieben wird, von Hitler, sondern von Generalfeldmarschall von Manstein. Der Wendepunkt der Offensive war nicht die berühmte "Panzerschlacht von Prochorovka", denn in Wirklichkeit endete diese Schlacht für die sowjetische 5. Gardepanzerarmee mit einem Desaster. Die deutschen Angriffe wurden auch nicht vornehmlich wegen der angloamerikanischen Landung auf Sizilien abgebrochen, sondern wegen der sowjetischen Offensivoperationen bei Orel und gegen das Donecbecken.

Even in the latest literature about the battle at Kursk 1943 one can still find numerous legends which were spread primarily by the memoirs of the commanders involved at the time. E.g. the idea to attack the front bow at Kursk did not date from Hitler as often claimed, but from field marshal von Manstein. The turning point of the offensive was not the famous "tank battle of Prochorovka" because in reality this battle ended for the Soviet 5th Guards Tank Army with a disaster. The German attacks also were not broken off primarily because of the Anglo-American invasion of Sicily but because of the Soviet offensive operations at Orel and against the Donec basin.

Sönke Neitzel:
Des Forschens noch wert? Anmerkungen zur Operationsgeschichte der Waffen-SS
Die Operationsgeschichte sollte trotz der deutlich spürbaren Abneigung diesem Ansatz gegenüber ein integraler Bestandteil der „modernen“ Militärgeschichte werden. Sie steht in ihrem Erkenntniswert anderen Teildisziplinen, wie der Diplomatie-, Sozial-, Geschlechtergeschichte nicht nach. Ihre Aufgabe besteht gewiß nicht mehr darin, Feldzüge und Schlachten deskriptiv darzustellen, so wie dies im Werk des Reichsarchivs oder auch noch in den sechziger und siebziger Jahren der Fall war. Die methodische Fortentwicklung der Geschichtswissenschaft verlangt nach mehr: Die Operationsgeschichte sollte eher eine Grundlage erarbeiten und Material für weitergehende Fragestellungen bereitstellen.
Der Aufsatz verdeutlicht anhand des Beispieles der noch ausstehenden Geschichte der Waffen-SS im Krieg, daß man nur mit dem operationsgeschichtlichen Ansatz mehr über deren militärische Professionalität, ihre innere Kohäsion und ihre Moral erfahren wird. Freilich kann nur bei Beantwortung dieser Fragen der besondere Charakter der Waffen-SS im Unterschied zur Wehrmacht herausgearbeitet werden - mithin ein Forschungsfeld auf dem bislang kaum gesicherte Erkenntnisse vorliegen.

Operational history should become - despite the clearly noticeable dislike to this approach - an integral component of "modern" military history, because it is in its value comparable to other sub-disciplines, like diplomatic -, social -, and gender history. Its task certainly isn’t restricted any longer to giving descriptive blow-by-blow accounts of campaigns and battles as this was the case with the work of the Reichsarchiv or still in the sixties and the seventies. The methodical development of historical scholarship requires more: Operational history should provide a basis and make material available for larger questions.
The paper clarifies on the basis of the example of a still overdue history of the Waffen-SS at war, that only with an operational approach it will be possible to learn more about the military professionalism, its coherence and its moral. Of course, the special character of the Waffen-SS in contrast to the armed forces can be worked out only by answering these questions - a research subject, in which hardly any secured facts are available.

Miszellen

Hans-Dierk Fricke:
Der vermiedene Krieg zwischen Preußen und der Schweiz: Operationsgeschichtliche Aspekte der „Neuenburger Affaire“ 1856/57

Paul Heider:
Die Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Offiziere (AeO) – Propaganda- und Diversionsinstrument der SED

Dokumentation

Thomas Morlang:
„Ich habe die Sache satt hier, herzlich satt.“ Briefe des Kolonialoffiziers Rudolf von Hirsch aus Deutsch-Ostafrika 1905--1907

Nachrichten aus der Forschung

Jan Philipp Reemtsma:
Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg. Eine Buchpräsentation

Rezensionen

Clemens Heitmann:
Michael Garleff, Die Baltischen Länder. Estland, Lettland, Litauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart

Martin Moll:
Krieg, Frieden und Demokratie. Festschrift für Martin Vogt zum 65. Geburtstag

Markus Meumann:
Heinz Duchhardt, Balance of Power und Pentarchie. Internationale Beziehungen 1700--1785

Michael Kaiser:
Das Strafgericht Gottes. Kriegserfahrungen und Religion im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges

Markus Pöhlmann:
Die Erfahrung des Krieges. Erfahrungsgeschichtliche Perspektiven von der Französischen Revolution bis zum Zweiten Weltkrieg. Hrsg. von Nikolaus Buschmann und Horst Carl

Eckardt Opitz:
Antulio J. Echevarria II, After Clausewitz. German military thinkers before the Great War

Stefan Wunsch:
Katharina Weigand, Österreich, die Westmächte und das europäische Staatensystem nach dem Krimkrieg (1856--1859)

Gundula Gahlen :
Sabrina Müller, Soldaten in der deutschen Revolution von 1848/49

Christina Czymay:
Militärbauten und Denkmalpflege. Vortragstexte zur Fachtagung Militärbauten und Denkmalpflege am 8. und 9. Dezember 1998 in Mülheim an der Ruhr, hrsg. von Udo Mainzer

Martin Kröger:
Donata Maria Krethlow-Benziger, Glanz und Elend der Diplomatie. Kontinuität und Wandel im Alltag des deutschen Diplomaten auf seinen Auslandsposten im Spiegel der Memoiren 1871--1914

Berthold Sander-Nagashima:
David C. Evans, Mark R. Peattie, Kaigun. Strategy, Tactics, and Technology in the Imperial Japanese Navy, 1887--1941

Stig Förster:
John C.G. Röhl, Wilhelm II. Der Aufbau der Persönlichen Monarchie 1888--1900

Jürgen Heuchling:
Walter Nuhn, Feind überall. Der Große Nama-Aufstand (Hottentottenaufstand) 1904--1908 in Deutsch-Südwestafrika (Namibia)

Markus Pöhlmann:
John Horne, Alan Kramer, German Atrocities, 1914

Martin Moll:
Detlef Siegfried, Der Fliegerblick. Intellektuelle, Radikalismus und Flugzeugproduktion bei Junkers 1914 bis 1934

Clemens Heitmann:
Dmitri Wolkogonow, Die sieben Führer

Bernd Lemke:
Gerhard Schreiber, Der Zweite Weltkrieg

Martin Moll:
Robert Bohn, Reichskommissariat Norwegen. "Nationalsozialistische Neuordnung" und Kriegswirtschaft

Paul Heider:
Marcel Stein, Generalfeldmarschall Walter Model

Klaus Schmider:
Michael Gannon, Black May. The epic story of the Allies' defeat of the German U-boats in Mai 1943
Timothy P. Mulligan, Neither sharks nor wolves. The men of Nazi Germany's U-boat-arm, 1939--1945

Rüdiger Overmans:
Reinhard Otto, Wehrmacht, Gestapo und sowjetische Kriegsgefangene im deutschen Reichsgebiet 1941/42

Rüdiger Overmans:
Uwe Mai, Kriegsgefangen in Brandenburg. Stalag III A in Luckenwalde 1939--1945
Pavel Polian, Deportiert nach Hause. Sowjetische Kriegsgefangene im „Dritten Reich“ und ihre Repatriierung

Astrid M. Eckert:
Richard Overy, Interrogations. The Nazi Elite in Allied Hands, 1945

Hans-Joachim Harder:
Deutschland unter alliierter Besatzung 1945--1949/55. Hrsg. von Wolfgang Benz

Winfried Heinemann:
Detlef Bald, Johannes Klotz, Wolfram Wette, Mythos Wehrmacht

Christoph Jahr:
Von der Kriegskultur zur Friedenskultur? Zum Mentalitätswandel in Deutschland seit 1945. Hrsg. von Thomas Kühne

Bernhard Chiari:
Jerzy Kochanowski, W polskiej niewoli. Niemieccy jeńcy wojenni w Polsce 1945--1950

Bruno Thoß:
Matthias Pape, Ungleiche Brüder. Österreich und Deutschland 1945--1965

Michael F. Scholz:
Intelligence in the Cold War. Organisation, Role, International Cooperation. Ed. by Lars Christian Jenssen and Olav Riste

Ursula Hüllbüsch:
Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1953. Bd 1: 1. Januar bis 30. Juni 1953; Bd 2: 1. Juli bis 31. Dezember 1953. Wiss. Leiterin: Ilse Dorothee Pautsch, Bearb.: Matthias Jaroch und Mechthild Lindemann

Hans-Erich Volkmann:
Konrad Adenauer, Briefe 1953--1955. Bearb. von Hans Peter Mensing
Konrad Adenauer, Briefe 1957--1959. Bearb. von Hans Peter Mensing

Hermann Wentker:
Marcus Howe, Karl Polak. Parteijurist unter Ulbricht

Clemens Heitmann:
Werner Großmann, Bonn im Blick. Die DDR-Aufklärung aus der Sicht ihres letzten Chefs

Armin Wagner:
Forschungen zur Militärgeschichte. Probleme und Forschungsergebnisse des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR. Hrsg. von Hans-Joachim Beth, Reinhard Brühl und Dieter Dreetz

Armin Wagner:
Wer war wer in der DDR? Ein biographisches Lexikon. Hrsg. von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs und Dieter Hoffmann unter Mitarb. von Olaf W. Reimann und Bernd-Rainer Barth

Michael F. Scholz:
Christer Jönsson, Sanning och konsekvens? Erfarenheter från forskningsprogrammet om militär underrättellse- och säkerhetstjänst

Annotationen

Manfred Kehrig:
Caesar und Vercingetorix. Von Christian Goudineau [u.a.]

Stefan Wunsch:
L'ordre européen du XVIe au XXe siècle. Sous la direction de Jean Bérenger et Georges-Henri Soutou

Torsten Reimer:
Jens Metzdorf, Politik – Propaganda – Patronage. Francis Hare und die englische Publizistik im Spanischen Erbfolgekrieg

Stephan Kaiser:
Dieter Marcos, Architektur des Krieges und Geist der Romantik

Konrad Fuchs:
Schlagwörter und Schlachtrufe. Aus zwei Jahrhunderten deutscher Geschichte. Bd 1, hrsg. von Kurt Pätzold und Manfred Weißbecker

Jürgen Heuchling:
Walter Nuhn, Kamerun unter dem Kaiseradler

Katrin Kilian:
Aribert Reimann, Der große Krieg der Sprachen. Untersuchungen zur historischen Semantik in Deutschland und England zur Zeit des Ersten Weltkriegs

Axel Grießmer:
David K. Brown, Nelson to Vanguard. Warship Development 1923--1945

Alexander Neumann:
Vernichten und Heilen. Der Nürnberger Ärzteprozeß und seine Folgen. Hrsg. von Angelika Ebbinghaus und Klaus Dörner

Bruno Thoß:
Erwin Wickert, Die glücklichen Augen. Geschichten aus meinem Leben

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