Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands 59 (2015)

Titel der Ausgabe 
Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands 59 (2015)
Weiterer Titel 

Erschienen
Münster 2015: Aschendorff Verlag
Erscheint 
jährlich
ISBN
978-3-402-15716-9
Anzahl Seiten
IV und 148 Seiten
Preis
16,80

 

Kontakt

Institution
Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands (ZGAE). Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte des Preussenlandes
Land
Deutschland
c/o
Redaktion: Johannes Götz, Cunostr. 58a, 14193 Berlin Vertrieb: Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG Soester Str. 13, 48155 Münster, E-Mail: <buchverlag@aschendorff.de>
Von
Götz, Johannes

Sehr geehrte Damen und Herren,

der 59. Band der „Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde“ ist kürzlich erschienen und kann beim Aschendorff-Verlag (https://www.aschendorff-buchverlag.de/shop/vam/) bestellt werden.

Auf unserer Homepage (http://www.historischer-verein-ermland.de) finden Sie auch Informationen zu den jüngsten Ausgaben, die Bände der Jahrgänge 1858 bis 2002 stehen zum Download zur Verfügung.

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Dear Sir or Madam,

Volume 58 of „Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde“ is already available and can be ordered from the Aschendorff publishing house (Aschendorff-Verlag) (https://www.aschendorff-buchverlag.de/shop/vam/).

On our website (http://www.historischer-verein-ermland.de) you can also find information about the latest volumes as well as download for free electronic versions of volumes from years 1858–2002.

Inhaltsverzeichnis

ZGAE 59 (2015)

AUFSÄTZE

Swetlana Fink, Dietrichswalde. Das ostpreußische Marpingen? Die Marienerscheinungen im Vergleich

Wie Marpingen zeitgenössisch als das „deutsche Lourdes“ bezeichnet wurde, so wurde Dietrichswalde das „ostpreußische Marpingen“ genannt. Seit der Erscheinung Mariens in Lourdes 1858 wird europaweit von Dutzenden Marienerscheinungen berichtet. Der Beitrag vergleicht auf diesem Hintergrund die beiden Wallfahrten in dem westlichen und östlichen Randgebiet Preußens. Methodologisch verzichtet die Abhandlung auf theologische Argumentationen. Sie ist vielmehr gesellschafts- und kulturgeschichtlichen Ansätzen mit ihren sozialhistorischen analytischen Kategorien wie Herrschaft, Klasse, Status, Geschlecht verpflichtet.

Die Erscheinungen in Dietrichswalde sind zwar typologisch anderen Marienerscheinungen in Mitteleuropa im 19. Jahrhundert ähnlich. Dennoch sind Unterschiede und spezifische Eigenheiten nicht zu übersehen. Die Seherinnen von Dietrichswalde gehörten der einen polnischen Dialekt sprechenden Minderheit im südlichen Ermland an. Sie waren stark von der polnischen Volksfrömmigkeit geprägt. Die ermländischen Polen wurden im Kulturkampf von der preußischen Regierung zur Verteidigung ihrer sprachlichen Rechte herausgefordert. Die preußischen Behörden hatten das nahe Kloster Lonk in Westpreußen, im ehemaligen Preußen königlich polnischen Anteils, aufgelöst. Die Seherinnen erhofften von der Muttergottes dessen Wiederherstellung. Der Wallfahrtsort Dietrichswalde blieb bis in die Gegenwart vor allem seit der Zeit des polnischen Millenniums 1966 und nach der Approbation der Erscheinungen durch die Kirche Polens 1977 eine viel besuchte Pilgerstätte. Eine ähnliche politische Funktion hatte sie für die deutsche Kirche gehabt, als sie Bischof Maximilian Kaller in den dreißiger Jahren zu einem Zentrum der gemeinsamen Glaubenskundgebungen von Deutschen und Polen gegen die Unterdrückungen des Nationalsozialismus machte.

Krzysztof Murawski, Die Wallfahrtsstätte in Lonk. Eine Studie zum religiösen Leben in Westpreußen im 19. Jahrhundert

Lonk (poln. Łąki Bratiańskie), nördlich von Neumark (Nowe Miasto Lubawskie) im ehemaligen Kreis Löbau/Westpreußen, wurde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts „Tschenstochau des Nordens“ oder „westpreußisches Tschenstochau“ genannt. Die Wallfahrtsstätte war im 19. Jahrhundert ein Zentrum des katholischen Lebens im südöstlichen Teil der Provinz Westpreußen, und im Hinblick auf die Verbindung des Marienkultes mit der polnischen Tradition bestärkte sie bei den Polen das Gefühl einer nationalen Gemeinschaft. In dem Kult wurden jedoch keine antideutschen Einstellungen sichtbar, im Gegenteil, viele Pilger waren Deutsche, und die Messen während der Wallfahrt und des Patronatsfestes wurden in Deutsch und in Polnisch gefeiert. Die Pilger vereinte die religiöse Gemeinschaft, die grundsätzlich übernational war. Das bedeutete jedoch nicht, dass es in der Umgebung des Heiligtums keine nationalen Manifestationen gab. Es ist zu bedenken, dass hier hauptsächlich Polen lebten, und diese organisierten anlässlich von Nationalfeiertagen unweit Lonk patriotische Manifestationen.

Die bedeutendste Wallfahrtsstätte und zugleich der älteste Kalvarienberg in Pommerellen, das Kaschubische Jerusalem genannt, ist Neustadt (Wejherowo) mit dem Kreuzweg Christi. Eine ähnliche Bedeutung für die Bewohner der Region Kociewie (links der Weichsel mit der Hauptstadt Preußisch Stargard) hatte die Wallfahrtstätte in Pehsken (Piaseczno) im Kreis Marienwerder nahe Mewe, deren Wallfahrtstraditionen in das späte Mittelalter zurückreichen. Sowohl Neustadt als auch Pehsken waren sehr wichtige und bekannte religiöse Zentren mit Ausstrahlung in die nähere und weitere Umgebung. Im Wesentlichen blieben sie jedoch regionale Kultstätten. Einen völlig anderen Charakter hatte die Wallfahrtstätte in Lonk. Sie muss als ein Zentrum von überregionaler Bedeutung bezeichnet werden. Sie war bei den Bewohnern der Region Kociewie und bei den Kaschuben bekannt, es pilgerten aber auch gern die Ermländer, Kurpier und Masuren dorthin. Nach Lonk kamen sowohl Polen als auch Deutsche.

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ARTICLES

Swetlana Fink, Dietrichswalde: East Prussian Marpingen? Marian apparitions in comparison

Just as Marpingen was called the ”German Lourdes” by contemporaries so was Dietrichswalde called the “East Prussian Marpingen”. Since the appearance of the Virgin Mary in Lourdes in 1858 dozens of Marian apparitions throughout Europe have been reported. Against this background, the article compares the two pilgrimages in the western and eastern border territories of Prussia. Methodologically, the treatise refrains from theological argumentation. It is rather committed to studies of social and cultural history with their socio-historic analytical categories like power, class, status, gender.

The apparitions in Dietrichswalde are typologically similar to other Marian apparitions in Central Europe in the 19th century. Yet, the differences and specific qualities must not be overlooked. The visionaries of Dietrichswalde belonged to a minority speaking a Polish dialect in Southern Warmia. They were strongly influenced by Polish national piety. During the “Kulturkampf” (culture struggle, culture clash) the Warmian Poles were challenged by the Prussian government to defend their claim on language. Prussian authorities had dissolved Lonk Monastery in West Prussia of former Prussia belonging to a royal Polish part of the country. The visionaries hoped for a restoration of the monastery by the Virgin Mary. Into the present, especially since the time of the Polish millennium in 1966 and after the approbation of the apparitions by the Polish church in 1977, the sanctuary of Dietrichswalde remained an often visited destination of pilgrimage. It had a similar political function for the German church when, in the thirties, Bishop Maximilian Kaller made it a centre of religious demonstrations of Germans and Poles against the oppression by Nazism.

Krzysztof Murawski, The pilgrimage site of Lonk. A study of the religious life in West Prussia in the 19th century

Up to the end of the 19th century, Lonk (Polish: Łąki Bratiańskie) north of Neumark (Nowe Miasto Lubawskie) in the former district of Löbau / West Prussia was called “Tschenstochau of the North” or “West Prussian Tschenstochau”. This place of pilgrimage was the centre of Catholic life in the south-easterly part of the Province of West Prussia, and the link of Marian devotion with Polish tradition strengthened the feeling of national unity amongst Polish people. In these Marian devotions, however, no anti-German attitudes became apparent; on the contrary, many pilgrims were Germans, and masses during the pilgrimage and the patron saints’ days were celebrated both in German and Polish. The pilgrims were united in a religious community, which was fundamentally supra-national. Yet, that did not mean that there were no national manifestations in the vicinity of the sanctuary.
The most important place of pilgrimage and, at the same time, the oldest calvary mountain in Pommerellen, called Kashubian Jerusalem, is in Neustadt (Wejherowo) with its Way of the Cross. The sanctuary in Pehsken (Piaseczno) in the district of Marienwerder (Kwidzyń) near Mewe (Gniew) was of similar importance for the inhabitants of the region of Kociewie (left of the Vistula with its capital Preußisch Stargard /Starogard Gdański), its tradition of pilgrimages dating back to the late Middle Ages. Both Neustadt and Peshken were very important and well-known religious centres, which radiated into the nearby and further-off vicinities. Mainly, however, they remained sanctuaries of regional importance. The sanctuary of Lonk had a completely different character. It must be called a centre of supra-regional importance. It was well-known to the inhabitants of the district of Kociewie and to Kashubians. But there were also Warmians, Kurpians and Masurians who liked to make pilgrimages there. Polish people as well as Germans came to Lonk.

INHALTSVERZEICHNIS

Editorial

Aufsätze

Swetlana Fink, Dietrichswalde. Das ostpreußische Marpingen? Die Marienerscheinungen im Vergleich (S. 3–30)

Hubert Orłowski, Zur Pluralität der Narrationen über die Dietrichswalder Marienerscheinungen (S. 31–48)

Hubert Orłowski, Dietrichswalde – ein Erinnerungsort? (S. 48–56)

Krzysztof Murawski, Die Wallfahrtsstätte in Lonk. Eine Studie zum religiösen Leben in Westpreußen im 19. Jahrhundert (S. 57–70)

Quellen

Die polnischsprachigen Protokolle der Verhöre der Dietrichswalder Seherinnen vom 22. und 23. August 1877. Hrsg. von Hans-Jürgen Karp (S. 71–98)

Buchbesprechungen

Mittelalterliche Kultur in Polen. Romanische und gotische Baukunst zwischen Oder und Weichsel. (Tadeusz Jurkowlaniec) (S. 99–102)

Das ›Pruzzenland‹ als geteilte Erinnerungsregion. Konstruktion und Repräsentation eines europäischen Geschichtsraums in Deutschland, Polen, Litauen und Russland seit 1900. (Hans-Jürgen Bömelburg) (S. 102–104).

Andrzej Radzimiński, Die Kirche im Deutschordensstaat in Preussen (1243 – 1525). Organisation, Ausstattung, Rechtsprechung, Geistlichkeit, Gläubige. (Klaus Unterburger) (S. 104–107)

Andrzej Kopiczko, Dzieje kościoła i parafii w Purdzie Wielkiej. (Ursula Fox) (S. 107–111)

Kościół i duchowieństwo w średniowiecznej Polsce i na obszarach sąsiednich. (Remigius Stachowiak) (S. 111–114)

Wojciech Szramowski, Dzieje miasta Sztumu w latach 1416-1772. (Hans-Jürgen Bömelburg) (S. 114–115)

Corpus epistolarum Ioannis Dantisci. Part II. Amicorum Sermones Mutui. Vol 2. Ioannes Dantiscus’ Correspondence with Cornelis de Schepper. Vol. 3. Ioannes Dantiscus’ Correspondence with Alfonso de Valdés. Supplement: Ioannes Dantiscus’ Correspondence with Juan de Valdés and Mercurino Arborio di Gattinara.(Hans-Jürgen Bömelburg) (S. 116–117)

Sławomir Kościelak, Katolicy w protestanckim Gdańsku od drugiej połowy XVI do końca XVIII wieku. (Kolja Lichy) (S. 117–119)

Jan Wiśniewski, Uposażenie kościołów, duchowieństwa i służby kościelnej w diecezji pomezańskiej (XVI-XVIII w.). (Wojciech Zawadzki) (S. 119–122)

„Wird heute nach einer Landes-Heil- und Pflegeanstalt in Sachsen überführt.“ Die Ermordung ostpreußischer Patienten in der nationalsozialistischen Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein im Jahre 1941. (Robert Parzer) (S. 123–125)

Heinrich Otten, Die Malerin Ursula Koschinsky. Leben und Werk einer Königsbergerin. (Ewa Gładkowska) (S. 125–127)

Rainer Bendel, Hochschule und Priesterseminar Königstein. Ein Beitrag zur Vertriebenenseelsorge der katholischen Kirche. (Michael Hirschfeld) (S. 127–131)

Milenium pod szczególną kontrolą. Źródła do uroczystości w diecezji warmińskiej. (Hubert Leschnik) (S. 131–132)

Anzeigen

Cura animarum. Seelsorge im Deutschordensland Preußen. (Hans-Jürgen Karp) (S. 133)

Mikołaj Kopernik i jego czasy. (Hans-Jürgen Karp) (S. 133–134)

Teresa Borawska przy współudziale Henryka Rietza, Mikołaj Kopernik i jego świat. Środowisko – Przyjaciele – Echa wielkiego odkrycia. (S. Hans-Jürgen Karp) (S. 134)

Ksiądz Karol Fox – Kapłan trudnych czasów. (Hans-Jürgen Karp) (S. 134–135)

Michal Olszewski, Rafał Żytyniec, Ełk. Spacerownik po mieście niezwykłym. (Hans-Jürgen Karp) (S. 135)

Auswahlbibliographie 2014 (S. 136–145)

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Table of Contents

Editorial

Articles

Swetlana Fink, Dietrichswalde: East Prussian Marpingen? Marian apparitions in comparison (p. 3–30)

Hubert Orłowski, On the plurality of narratives concerning marian apparitions in Dietrichswalde (p. 31–48)

Hubert Orłowski, Dietrichswalde – a place of remembrance? (S. 48–56)

Krzysztof Murawski, The pilgrimage site of Lonk. A study of the religious life in West Prussia in the 19th century (S. 57–70)

Sources

Protokols in Polish language from the examinations of the visionaries in Dietrichswalde on 22nd and 23rd August, 1877.

Reviews (p. 99–132) see above

Notices (p. 133–135) see above

Survey of bibliography 2014 (p.135–145)

Weitere Hefte ⇓