Applied Contemporary European History / Angewandte Europäische Zeitgeschichte (Jean Monnet Network)

Applied Contemporary European History / Angewandte Europäische Zeitgeschichte (Jean Monnet Network)

Projektträger
Friedrich Schiller Universität Jena ()
Ausrichter
Ort des Projektträgers
Jena / Ghent / Wroclaw / Belgrad / Sarajevo
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.09.2016 - 30.08.2019
Von
Juliane Tomann / Dennis Dierks

Wie Geschichte entsteht und ausgehandelt wird, ist abhängig von vielen gesellschaftlichen Faktoren.Neben professionellen Historikern an Universitäten sind auch außeruniversitäre Lernorte, Gedenkstätten, Museen und Nichtregierungsorganisationen an der historischen Sinnbildung beteiligt. In einem internationalen Team geht das Jean-Monnet-Netzwerk zur Angewandten Europäischen Zeitgeschichte am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena in den nächsten drei Jahren diesen Fragen nach den Wechselwirkungen zwischen inner- und außeruniversitärer historischer Wissensbildung nach. Historiker und Geschichtspraktiker aus Belgien, Bosnien und Herzegowina, Deutschland, Polen und Serbien arbeiten gemeinsam und bündeln dafür Ansätze der Geschichtswissenschaft, Politikwissenschaft, Soziologie sowie der Sozial- und Kulturanthropologie und der allgemeinen Kulturwissenschaften.

Das Netzwerk ist Teil der von der Europäischen Kommission geförderten Jean-Monnet-Maßnahmen, deren Ziel es ist, das Wissen über den europäischenIntegrationsprozessund seine Voraussetzungen zu mehren. Für das Jenaer Projekt wurde dabei die Höchstfördersumme von 300.000 Euro bewilligt. Es ist das erste Netzwerk aus dem Bereich der Geschichtswissenschaft, das innerhalb des Jean-Monnet-Programms gefördert wird.

Ziel des Netzwerkprojektes ist es, die Fachdisziplin Angewandte Europäische Zeitgeschichte als europäische Grundlagenwissenschaft weiterzuentwickeln und mittelfristig als Teil der universitären Ausbildung von Historikerinnen und Historikern europaweit zu etablieren. Angewandte Geschichte wird dabei als ein innovativer Zweig der Geschichtswissenschaft verstanden, der sich der Schnittstelle zwischen akademischer Forschung und dem außerakademischen Umgang mit Geschichte zuwendet. In europäisch vergleichender Perspektive kann Angewandte Geschichte nationale Erinnerungskulturen in ihrer spezifischen Verfasstheit erklären, sie zueinander in Beziehung setzen und so Konfliktpotentiale und Konfliktpunkte zwischen nationalen Erinnerungskulturen erkennbar und verständlich machen. So sollen Mittel und Wege aufgezeigt werden, wie ein politischer und gesellschaftlicher Umgang mit der Vergangenheit eingeübt werden kann, der von einem Verständnis für die Geschichtskulturen der europäischen Nachbarn getragen wird. Es ist dies ein Ansatz, der angesichts des Erstarkens populistischer Strömungen in Europa noch zusätzlich an Relevanz gewonnen hat. Im Mittelpunkt der Projektarbeit wird der gesellschaftliche Umgang mit der Erinnerung an Krieg und Gewalt im 20. Jahrhundert stehen.

Das Netzwerk wird die geschichtswissenschaftliche Forschung mit der geschichtskulturell engagierten Zivilgesellschaft verklammern. Aus jedem Partnerland sind jeweils eine universitäre Forschungseinrichtung und eine Nichtregierungsorganisation Mitglied. Von deutscher Seite sind dies die Universität Jena, wo auch das Koordinationsbüro eingerichtet wird, sowie die Stiftung Ettersberg in Weimar. Die Projektleitung liegt bei Jörg Ganzenmüller (Historisches Institut der FSU Jena / Stiftung Ettersberg, Weimar). Für die inhaltliche Ausgestaltung der Projektarbeit sind Juliane Tomann und Dennis Dierks (FSU Jena) verantwortlich, die auch das Projektkonzept erarbeitet haben.

Geplant sind die Durchführung wissenschaftlicher Tagungen, internationaler Sommerschulen sowie die gemeinsame Erarbeitung von Studienmodulen, Curricula und Materialien zum Thema Angewandte Zeitgeschichte, die im universitären Unterricht eingesetzt werden können.

Redaktion
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