DFG-Netzwerk "Neue alte Sachlichkeit - Realienkunde des Mittelalters in kulturhistorischer Perspektive"

DFG-Netzwerk "Neue alte Sachlichkeit - Realienkunde des Mittelalters in kulturhistorischer Perspektive"

Projektträger
Ludwig-Maximilians-Universität München; Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ()
Ausrichter
Ort des Projektträgers
München/Heidelberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.10.2010 - 30.09.2013
Von
Schmitz-Esser, Romedio; Keupp, Jan

Traditionell bildet die materielle Hinterlassenschaft des Mittelalters gemeinsam mit den Schriftquellen und den abstrakten Zeugnissen die grundlegende Trias historischer Überlieferung. Gleichwohl dienen Artefakte im Rahmen der textorientierten Arbeitsweisen der mediävistischen Politik- und Sozialgeschichte sowie der ‚neuen’ Kulturgeschichte meist lediglich als illustrierende Anschauungsobjekte. Das vorliegende Projekt will demgegenüber die Sachüberlieferung selbst zum Ausgangspunkt historischer Erkenntnis machen. In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit der beteiligten Fachvertreter aus Archäologie, Geschichtswissenschaft und Kunstgeschichtsforschung sollen hierzu methodisch innovative Wege der kulturhistorischen Interpretation erarbeitet werden.

Gemäß dem Leitsatz „mundus in gutta“ gilt es, die im Wassertropfen des Objekts repräsentierte Wirklichkeit in ihrer historischen Dimension wieder sichtbar werden zu lassen. In einem analytischen Dreischritt werden zu diesem Zweck zunächst Beschaffenheit, Überlieferung und Typologie des jeweiligen Artefaktes zu umreißen sein. Aufbauend auf diese ‚Geschichte des Objektes’ sollen im Anschluss die in Erschaffung, Verwendung und Rezeption eingeflossenen Wissensbestände und Ordnungskonfigurationen untersucht werden. Diese ‚Geschichte im Objekt’ ist schließlich zu ergänzen durch den Versuch, ‚Geschichte aus dem Objekt’ heraus zu schreiben und dabei die Wechselwirkung zwischen Artefakt, sozialer Deutung und konkreten Praktiken zu skizzieren. In vier Arbeitstreffen soll dieses Programm an ausgewählten Beispielen erprobt und in einem theorie- und methodenzentrierten Studienhandbuch umgesetzt werden.